Ist eine Sucht die Knechtschaft der Sünde?

5 Antworten

Die Suchtthematik greift gar nicht in der Bibel, da man hier noch gar keine neurologischen Kenntnisse hatte.

Grundsätzlich ist eine Sucht ein nicht normaler Zuistand den der Mensch sich, bzw, seinem eigenen Gehirn beigebracht hat - und Bedarf der Therapie.

Die Sucht an sich sagt aber nicht aus, ob jemand ein schlechter Mensch ist oder nicht. Im Gegenteil, das können total liebe Leute sein. Auch können sie mit Gott verbunden sein - bei leichten "Drogen" besser - bei harten Drogen eher schwer, es sei Gott ist gnädig..

Wichtig ist hier als Christ, das man den Heilungsweg anstrebt - aber man wird u.U. sein Leben lang ein Süchtiger bleiben, weil dies leider nun mal im Großhirn in Stein gemeißelt wurde. Durch Wunder sollen schon so manche dann auch davon geheilt worden sein.

Problematisch wird es als Christ, aber auch generell, wenn wegen dem Suchtverhalten andere Mitmenschen zu schaden kommen, sei es auch nur emotional.

Eine ganz fatale Sache ist die Selbstüberschätzung, von wegen man schafft das alleine oder man könne jederzeit aufhören - das ist aber einfach nur dumm und dümmer - wer so denkt, der hat bereits die erste Schlacht verloren, ohne zu wissen das sie bereits begonnen hat!

Aus seelsorgerlicher Sicht ist neben der Schuld zum Mitmenschen vor allen die Schuld an sich selbst wichtig anzugehen und zu verdeutlichen.

Es ist zwar generell möglich trotzdem Gottesbeziehung zu pflegen, aber diese wird nicht nur immens behindert (s.u.) - denn zeitgleich kommen Gedanken auf, von wegen, "Gott liebt mich nicht mehr wenn ich Trinke/Kiffe/Pornos schaue/Zocke etc.", nicht nur als Gedanke, sondern als gefühlte Realität der Leere und Depressionen, auch die Gedanken die zur Sucht geführt bleiben.

Der Glaube kann also ein Verbesserer, aber auch als eine Verschlechterung des Zustandes beim Süchtigen bewirken, da Schamgefühle Gott gegenüber auftreten können, die es beim Ungläubigen natürlich nicht gibt - diese Schamgefühle kommen trotz dem Glauben das Gott einen dennoch liebt! Die kann man dann auch nicht abschalten. Die Scham ist aber eigentlich nicht Gott gegenüber, sondern aufgrund des eigenen Versagens - doch das Verwechselt man hier oder kommt mit dazu - aber ich schweife ab.

Eine Verbesseung kommt auch durch den Glauben, aber auch nur dann wenn der Mensch generell gesund lebt - das geht auch als Suchtkranker der "trocken" ist (wovon auch immer). Leider bleibt man ein Süchtiger auf Lebenszeit. Aber auch während einer ausgelebten Suchtphase kann ein spirituelles Erlebnis zum Auslöser werden aufzuhören.

Sucht ist in der Tat ein falscher Herr, dem man sein Leben unterordnen kann - ja im Grunde kreisen die Gedanken ja darum - einige haben besondere Lebensweisen sich angewöhnt nur um nicht nach Gras (oderAlkohol) zu riechen - da gibt es sogar Webseiten als Ratgeber drüber.

Sünde ist es wenn es von Gott trennt und besonders traurig wenn man deswegen den Glauben aufgibt, weil man die Lügen glaubt die einen das Suchtverhalten aber suggeriert.

Denn die Sucht agiert dann im Menschen um ihrer selbst wegen, als hätte sie ein parasitäres Eigenleben, was den Wirt sagt wie er sich zu verhalten habe und wann es den nächsten Schuss gibt - das ist hier dann schon die krasse Phase - und bestimmt nicht der Wille Gottes.

Auch wenn es nicht in der Bibel so steht - Der Süchtige ist ein Sklave seiner eigenen Sucht - und braucht Hilfe!!!

Aber auch für diese ist Jesus Mensch geworden, damit wir seine Unterstützung annehmen dürfen, wie man sie durch den heiligen Geist erleben kann.

Eine gute Therapie sollte dann den Glauben als Ressource angehen, der als zusätzliche Sicherheit verstanden werden darf um nicht rückfällig werden zu müssen. Doch diesen dann auch neben den anderen wichtigen Sicherheiten die das Menschsein ausmachen - ansonsten kennt man die Überkompesierung des Gläubigen, der nur noch für den Glauben lebt - aber dabei vergisst das seine Erfahrung nicht auf alle Mitmenschen übertragbar ist - er aber meint missionieren zu müssen und alle es so sehen müssten wie er.... solche hab ich schon kennen gelernt.

Der Glaube wird dann leider manchmal zum Ersatz der Sucht, was bestimmt gesundheitlich eine Verbesserung ist, aber ein gesundes Selbstwertgefühl kommt auch durch alles Gute aus Gottes Hand - man muss also aufpassen das erst die Heilung abgeschlossen ist, bevor man überkompensiert und eigentlich nicht stabil ist.

Andererseits kann es auch gut sein wenn Gott voll und ganz einen Menschen halt gibt und man darauf baut - wenn ein Nicht-Süchtiger das von sich sagen kann würde ich nichts gegen den Eifer eines Missionares sagen - Süchtige sollten aber aufpassen - aber auch das ist ein anderes Thema (Tschuldige wo ich abschweife)...

LG-B.

Das ist da von Paulus zwar nicht gemeint, aber man kann das durchaus auch mit einer Sucht interpretieren.


JannikH0106 
Fragesteller
 28.05.2023, 19:38

Das würde ja dann aber heißen, dass wahre, wiedergeborene Christen keine Sucht haben können, da wahre wiedergeborene Christen ja aus dieser Knechtschaft befreit sind.

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BillyShears  28.05.2023, 22:29
@JannikH0106

Das was Paulus dort beschreibt ist unser Ziel im Christentum. Es bedeutet nicht dass wir mit Beginn des Glaubens plötzlich genau so sind, sondern dass wir danach streben sollen so zu werden (selbst wenn wir es nicht schaffen).

Aber es geht auch darum uns bewusst zu werden, dass die Sünde keine Macht mehr über uns hat, selbst wenn wir es nicht schaffen aufzuhören zu sündigen, müssen wir keine Verdammnis und keine Trennung von der Liebe Gottes befürchten.

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Zu diesen Versen mal die Erklärung aus dem Bibelkommentar von Dr. John F. Walvoord zur Römer 8,2-14:

"Das Wort denn (gar) verbindet die Wendung "in Christus Jesus" in diesem Satz mit derselben Wendung in Vers 1. Auf dem Hintergrund des persönlichen Kampfes mit der Sünde, den Paulus in Röm 7,7-25 beschreibt, ist der "lebendig machende Geist" in Röm 8,2 eindeutig als der Heilige Geist Gottes zu verstehen und nicht etwa als der Geist des neuen Menschen, zu dem der Glaubende wird. Der Heilige Geist ist diejenige Person der dreieinigen Gottheit, die den Menschen zum Wiedergeborenen macht (Tit 3,5) und ihm ein neues Leben (Joh 3,5-8) - das Leben der Auferstehung Jesu Christi (Röm 6,4.8.11) - schenkt. (In Röm 8,2 ist erstmals seit Röm 5,5 wieder vom Heiligen Geist die Rede, doch dafür wird er zwischen Röm 8,2 und Röm 8,27 achtzehnmal erwähnt.) Das Gesetz des Geistes ("Prinzip"; vgl. Röm 7,23) hat dich frei gemacht (der griechische Aorist bezeichnet eine Handlung, die ein für allemal geschehen ist) von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das "Gesetz der Sünde" ist gleichzeitig das "Gesetz des Todes", weil die Sünde, wie Paulus wiederholt sagt, zum Tode führt (Röm 5,15.17.21; Röm 6,16.21.23; Röm 7,10-11.13; Röm 8,6.10.13). Als das Gesetz der Sünde steht es in Gegensatz zum Geist; als das Gesetz, das zum Tod führt, widerspricht es dem Geist, der das Leben gibt. Statt des mit dich übersetzten Pronomens steht in manchengriechischen Handschriften "uns" oder auch "mich". Dieser Unterschied ist jedoch unwesentlich; die Wahrheit, von der hier die Rede ist, gilt für alle Gläubigen.

Paulus sagt seinen Lesern auch, wie sie in den Besitz der Freiheit, die die Christen haben, kommen können. Wieder verweist er zunächst auf die Unmöglichkeit, sie auf dem Weg über das mosaische Gesetz zu erlangen. Dem Gesetz war es unmöglich, die Menschen von der Sünde zu befreien. Es war zwar nicht selbst schwach (wie manche Übersetzungen nahelegen), denn es war ja gut (Röm 7,12). Doch weil das Fleisch sündig ist, kann das Gesetz es nicht erlösen. "Sündiges Fleisch" ist die Übersetzung des griechischen Begriffs sarx, der sich bei Paulus sowohl auf die Verderbtheit als auch auf die Schwäche der Menschen beziehen kann (vgl. Röm 7,5.18.25; Röm 8,3-9;12-13).

Gott aber erlöste die Menschen von der Sünde, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Jesus wurde nicht "in sündigem Fleisch", sondern "in der Gestalt des sündigen Fleisches" gesandt. Seine menschliche Natur war vor dem Prinzip der Sünde, das seit Adam alle Menschen quält, geschützt (vgl. Lk 1,35). Er kam um der Sünde willen (peri harmartias); mit anderen Worten, um etwas gegen die Sünde zu unternehmen. Durch seinen Tod am Kreuz verdammte er die Sünde (katekrinen, "sprach ein Urteil über"; vgl. katakrima, "Strafe", Röm 8,1), so daß die, die in Christus sind, nicht verdammt sind. Das tat er, damit die Gerechtigkeit - ein Leben in Heiligung (3Mo 11,44-45;19,2; 3Mo 20,7) -, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Die Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde geschah durch den Tod Jesu Christi, doch die Manifestation dieser Befreiung im Alltagsleben wird erst durch die Macht des Heiligen Geistes möglich.

In diesen Versen führt Paulus genauer aus, was es heißt, fleischlich, und was es heißt, geistlich gesinnt (phronousin, Präsens) zu leben. Ersteres bedeutet, ganz den Begierden des Fleisches ergeben zu sein. Ein Ungläubiger hat nur Sinn für seine sündigen Bedürfnisse, er fragt nicht nach Gott, ganz im Gegensatz zu den Menschen, die nach dem Geist leben. Sie sehnen sich danach zu tun, was der Geist will. Das sündige Fleisch und der den Christen innewohnende Geist stehen also in Widerspruch zueinander (Gal 5,17).

Doch worin genau besteht der Unterschied zwischen der fleischlichen und der geistlichen Gesinnung? Paulus erklärt: Aber fleischlich gesinnt sein (phronEma, "Verlangen, Bestrebungen"; vgl. Röm 8,6b.7) ist der Tod, d. h. eine "fleischliche Gesinnung" ist gleichbedeutend mit dem Tod, bzw. führt zum Tod in all seinen (physischen und geistlichen) Erscheinungsformen. Geistlich gesinnt sein dagegen ist Leben (ewiges Leben der Auferstehung) und Friede, und zwar schon jetzt, hier auf Erden (Röm 5,1), und auch in der Ewigkeit. In Vers 7 - 8 konzentriert Paulus sich dann zunächst auf die "fleischliche Gesinnung" (phronEma tEs sarkos; "Begierden des sündigen Fleisches"; vgl. V.6). Sie führt aus drei Gründen zum Tode: (1) Sie ist Feindschaft gegen Gott (vgl. Röm 5,10); (2) sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan (Präsens); (3) und sie vermag's auch nicht. Daher können, die aber fleischlich sind, Gott nicht gefallen (Präsens). Die Ungeretteten führen ein Leben bar aller geistlichen Inhalte und Fähigkeiten. Ein Gläubiger aber, der der Sünde nachgibt, handelt wie ein Ungeretteter (vgl. 1Kor 3,3).

Nach dieser objektiven Beschreibung wendet Paulus sich direkt an seine Leser. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn (eiper, "wenn, wie es ist"; vgl. V.17) Gottes Geist in euch wohnt (Präsens; vgl. V.11). Der den Christen innewohnende Heilige Geist verleiht den Gläubigen die Fähigkeit, ein ganz neues Leben zu führen (2Kor 5,17). Doch auch das Gegenteil trifft zu: Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Danur der Heilige Geist das geistliche Leben geben kann, kann ein Mensch nicht zu Christus gehören, wenn der Geist nicht in ihm Wohnung genommen hat.

Daß Paulus die Bezeichnungen "Geist Gottes" und "Geist Christi" abwechselnd gebraucht, ist ein Beleg für die Gottheit Jesu Christi. Außerdem wird daran deutlich, daß die Gegenwart des Heiligen Geistes das Kennzeichen eines Menschen ist, der an Christus glaubt (vgl. 1Joh 3,24;4,13). Für die Lehre der Dreieinigkeit spricht auch, daß Röm 8,10 die Gegenwart Christi (Christus in euch) mit dem Innewohnen des Heiligen Geistes (V.9.11) gleichsetzt. Vers 10 ist, wie die Verse 9 b und 11, ein Bedingungssatz; die griechische Formulierung macht dabei deutlich, daß die genannte Bedingung wahr ist: das "wenn" kann auch mit "da" oder "weil" wiedergegeben werden. Da nun Christus dem Gläubigen innewohnt, so ist der Leib zwar tot (oder "dem Tod unterworfen"; vgl. 7, 24) um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Weil Gott ihn gerecht gemacht hat, besitzt ein Glaubender das ewige, geistliche Leben, und zwar - durch das Innewohnen des Heiligen Geistes und Jesu Christi - schon hier und jetzt, wenn auch sein Körper sterblich ist.

Doch Paulus spricht von einer noch viel größeren Verheißung (Röm 8,11). Da Gott Jesus von den Toten auferweckt hat (vgl. Röm 4,24; 6,4), wird er, wenn (sein) Geist in euch wohnt (vgl. Röm 8,9), auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist. Mit anderen Worten, Gott verheißt dem sterblichen Leib jedes Menschen bereits in der Gegenwart die geistliche Auferstehung (Röm 6,4.8.11) und in der Zukunft die leibliche Auferstehung (Röm 6,5; 1Kor 6,14;15,42.52; 2Kor 4,14).

In den folgenden Versen wendet Paulus die Schlußfolgerung aus diesen Ausführungen auf seine Leser an: Wir haben eine Verpflichtung. Positiv ausgedrückt hat jeder Gläubige die Pflicht, jeden Tag in der Macht und Kraft des Heiligen Geistes zu leben. Doch Paulus formuliert es zunächst negativ: So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben. Ein Christ muß sich den Neigungen und Begierden seines sündigen Fleisches und dessen Versuchen, ihm seinen Lebensstil aufzuzwingen, widersetzen (vgl. Tit 2,12), denn ein sündiges Leben führt zum Tod. Das bedeutet nicht, daß ein Glaubender, der sündigt, dem ewigen Tod in der Hölle verfallen ist, sondern nur, daß er sich nicht des ihm geschenkten geistlichen Lebens erfreuen wird. Er wird leben wie ein Ungeretteter (1Kor 3,1-4) und nicht in der Lage sein, sich an dem ihm innewohnenden Heiligen Geist zu erfreuen. "So werdet ihr sterben müssen" lautet wörtlich "ihr werdet gleichsam sein wie Sterbende".

Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet (Präsens), so werdet ihr leben. Nur durch die Kraft des Heiligen Geistes kann ein Gläubiger die Sünden seines früheren Lebens abtöten (vgl. Eph 4,22-31; Kol 3,5-9). Das meinte Paulus auch mit dem Ausspruch: "haltet dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid" (Röm 6,11).

Er setzt seine Erklärung fort: Denn welche der Geist Gottes treibt (Präsens), die sind Gottes Kinder. Während in Vers 16 die Einwohnung des Heiligen Geistes durch das Wort tekna ("Kinder", wörtlich: "Geborene") die enge Beziehung der Gläubigen zu Gott von Geburt an bezeugt, bezeugt die Führung des Heiligen Geistes in Vers 14 die Vorrechte der Gläubigen innerhalb der Familie Gottes als "Söhne" (hier im Griechischen huios, "Sohn", meint ein Kind, das reif genug ist, die Rechte und Pflichten eines Erwachsenen in der Familie wahrzunehmen)."


chrisbyrd  01.08.2023, 15:13

Und zu Römer 6,5-19:

"Das wenn im ersten Teil von Vers 5 ist besser mit "da" zu übersetzen, denn Paulus setzt voraus, daß diese Bedingung wahr ist. Sie bestätigt den zweiten Teil des Satzes, daß die Gläubigen Christus auch in seiner Auferstehung gleich sind. Daher wissen (ginoOskontes, "wissen aus Erfahrung oder Überlegung", nicht intuitives Wissen wie in eidotes in V.9) wir, daß unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist (wörtlich: "unser alter Mensch zusammen [offensichtlich mit Christus] gekreuzigt ist"). Der "alte Mensch" eines Gläubigen ist die Person, die er war, bevor er zum Glauben an Christus kam, der Mensch, der noch "unter der Sünde" stand (Röm 3,9), "schwach" und "gottlos" (Röm 5,6) und ein "Sünder" (Röm 5,8) und "Feind" Gottes (Röm 5,10). (Das "alte Selbst" oder der "alte Mensch" bezieht sich nicht auf die sündige Natur des Menschen als solche. Die Bibel lehrt nicht, daß sie mit der Rettung oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt im irdischen Leben aufgehoben wird.)

Der "alte Mensch" wurde "gekreuzigt" mit Christus (vgl. "getauft in seinen Tod"; Röm 6,3; und "ihm gleichgeworden in seinem Tod" in V.5), damit der Leib der Sünde vernichtet werde. Das bedeutet nicht, daß der Körper des Menschen an sich sündig ist, sondern nur, daß er von der Sünde beherrscht wird (vgl. den Kommentar zu "diesem todverfallenen Leibe" in Röm 7,24), wie es auch bei jedem Gläubigen vor seiner Bekehrung der Fall ist. Doch mit der Rettung ist die Macht der Sünde gebrochen; sie ist unwirksam oder "schwach" geworden (katargethe, in 1Kor 1,28 mit "zunichte machen" übersetzt).

Der zweite Teil von Vers 6 enthält die Deutung des Satzanfangs. Vor seiner Wiedergeburt hat der Gläubige der Sünde gedient. Doch sein "alter Mensch" wurde mit Christus gekreuzigt (gleich gemacht), und damit aus der Knechtschaft der Sünde befreit. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Die Wendung "ist frei geworden" gibt in übertragener Form das Verb dedikaiOtai, wörtlich: "ist gerechtfertigt oder für gerecht erklärt worden", wieder. Der Gebrauch des Perfekts weist darauf hin, daß hier von etwas die Rede ist, das in der Vergangenheit geschah, aber noch immer wirksam ist. Die Sünde hat keine Macht mehr über den Gläubigen, denn er ist mit Christus gestorben.

Diese Verse greifen die Aussage von Vers 5 - 7 nochmals auf und beginnen sogar mit demselben Wort wenn ("da"). Diejenigen, die Christus durch den Glauben empfangen haben und ihm gleich geworden sind, sind mit Christus gestorben (vgl. V.3.5). Weil das wahr ist, glauben wir (Präsens), daß wir auch mit ihm leben werden. Die Teilhabe am Leben des Auferstandenen beginnt im Moment der Wiedergeburt und hält auch noch an, wenn der Gläubige mit dem Herrn in der Ewigkeit vereint ist. Daher wissen wir (eidotes, "intuitives Wissen" (vgl. V.16), nicht ginOskontes, "Wissen aus Erfahrung oder Überlegung", wie in V. B6), daß die Auferstehung Christi die Aufhebung des physischen Todes und die Schaffung eines ewigen, geistlichen Lebens bedeutet. Jesus, der den physischen Tod erfahren hat, durch seine Auferstehung aber dem Herrschaftsbereich des Todes entrückt ist, kann hinfort nicht sterben (wörtlich: "stirbt nicht mehr"). In der Auferstehung hat er den Tod besiegt (Apg 2,24); der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen (kyrieuei; vgl. Röm 6,14), wie er über die Menschen herrscht (Joh 10,17-18).

Paulus faßt diese Ausführungen in der Feststellung zusammen, daß Jesus in seinem physischen Tod ein für allemal (ephapax; vgl. Hebr 7,27;9,12;10,10) der Sünde gestorben ist. Das ist unvereinbar mit der Lehre und Praxis des sogenannten ewigen Opfers Christi in der römisch-katholischen heiligen Messe. Was er aber lebt, das lebt er (Präsens) für Gott. Das Leben nach der Auferstehung ist ein ewiges; sein Ursprung und Ziel liegen in Gott. Was, wie die Jünger erfahren haben, für Jesus Christus gilt, sollen die Gläubigen, die ihm durch den Glauben gleichgeworden sind, auch für sich als wahr erkennen. Sie sollen dafür halten, daß sie der Sünde gestorben sind, und Gott in Jesus Christus leben. Sie sollen erkennen, daß sie der Macht der Sünde entrückt sind (Röm 6,2), und fortan nicht mehr sündigen, und sie sollen erkennen, daß sie in Christus ein neues Leben haben - ein Leben, das an seinem Leben nach der Auferstehung teilhat (vgl. Eph 2,5-6; Kol 2,12-13)."

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chrisbyrd  01.08.2023, 15:13
@chrisbyrd

Teil 2 dazu:

"Der Gläubige muß das Bewußtsein, daß er der Sünde gestorben ist, in seinem Leben in die Tat umsetzen. Paulus fordert seine Leser auf: So laßt nun die Sünde nicht herrschen (Imperativ Präsens), wie es vor der Rettung war. Dieser verneinte Imperativ Präsens kann positiv auch mit "Hört auf, die Sünde herrschen zu lassen" übersetzt werden. Wenn im Körper und im Geist eines Menschen die Sünde herrscht, so heißt das, daß er den Begierden seines sterblichen Leibes Gehorsam leistet. Die Sünde versklavt die Menschen (V. 6); sie unterwirft sie ihren Begierden. Epithymia sind "Sehnsüchte" oder "Wünsche", und zwar böse oder gute, je nach Kontext. Hier, wo von der Sünde die Rede ist, sind böse Begierden gemeint. Der Ausdruck, der "sterbliche Leib", verweist auf die Tatsache, daß die Sünde sich durch die Taten des Menschen in seinem irdischen Körper manifestiert. Im Griechischen ist die Sterblichkeit des Körpers besonders hervorgehoben, vielleicht, um deutlich zu machen, daß es Torheit ist, den Begierden eines Leibes nachzugeben, der nur für den Übergang bestimmt ist und vergehen wird. Einem so hinfälligen Herrn zu gehorchen mutet in der Tat seltsam an.

Dieser Vers wiederholt die Aussage von Vers 12 nochmals in einem konkreteren Bild. Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder (vgl. V.19) hin (wörtlich: "gebt nicht weiterhin hin", "hört auf hinzugeben") als Waffen (hopla, meist in militärischem Kontext; vgl. Röm 13,12; 2Kor 6,7; 10,4) der Ungerechtigkeit (adikias, als Gegensatz zur Gerechtigkeit, später in Röm 6,13), sondern gebt (Imperativ Aorist; "gebt euch ein für allemal"; vgl. V.19) euch selbst Gott hin, als solche, die tot waren und nun lebendig sind (wörtlich: "als ob ihr aus Toten zu Lebenden geworden seid"; vgl. Joh 5,24), und eure Glieder Gott als Waffen (hopla) der Gerechtigkeit (dikaiosynEs). Mit diesem Gebot steht die Aufforderung von Röm 12,1, "daß ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer", in Zusammenhang. Weil die Menschen vormals, in der Sünde, tot waren (vgl. Eph 2,1), in Christus aber ein neues Leben erhalten haben (Röm 6,11), sollen sie ihr neues Leben Gott leben. Sie sollen ihre Leiber nicht zu Sünde (V. 12) und Ungerechtigkeit (V.13) gebrauchen, sondern zur Förderung der Gerechtigkeit einsetzen (vgl. "Glieder" und "Leiber"; Röm 7,5.23; 1Kor 6,15). 

Gott will nicht, daß die Sünde weiterhin über die Menschen herrscht (vgl. V.9). Der Grund dafür, daß das nicht mehr geschieht, ist, daß sie nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade stehen. Paulus hat seinen Lesern bereits erklärt, daß "das Gesetz dazwischen hineingekommen (ist), damit die Sünde mächtiger würde" (Röm 5,20), und an anderer Stelle sagt er: "Die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz" (1Kor 15,56). Wenn die Gläubigen noch unter dem Gesetz stünden, könnten sie der Herrschaft der Sünde nicht entrinnen. Da sie jedoch "unter der Gnade" stehen, können sie aufhören zu sündigen. Dazu müssen sie sich allerdings an die Anweisungen halten, die der Apostel ihnen im folgenden erläutert.

Die Aussage, daß die Gläubigen "unter der Gnade" stehen (V.14), wirft eine weitere Frage auf, die wie die anderen, denen Paulus so heftig entgegentritt, für ein völlig fehlgeleitetes Denken zeugt und die er ebenfalls sofort zurückweist. Sie lautet: Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Der Aorist, der hier im Griechischen steht, hat vielleicht die Bedeutung eines hin und wieder geschehenden Sündigens, im Gegensatz zu dem ganzen Leben in Sünde, von dem in Vers 1 die Rede war. Wieder antwortet Paulus: Das sei ferne! (mE genoito; vgl. den Kommentar zu Röm 3,4), und begründet seine Haltung auch. Er fragt: Wißt ihr nicht ("aus Intuition" wissen; vgl. Röm 6,9), daß es zwischen der Knechtschaft der Sünde und dem Gehorsam Gott gegenüber keinen Mittelweg gibt? Schon Jesus sagte: "Niemand kann zwei Herren dienen ... Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Mt 6,24; Lk 16,13). Paulus warnt seine Leser, daß die Knechtschaft der Sünde zum Tode führt (vgl. Röm 6,21.23). Damit ist nicht nur der physische und auch nicht nur der geistliche Tod gemeint, sondern der Tod an sich als natürliche Konsequenz und unausweichlicher Begleiter der Sünde (vgl. 1Mo 2,17). Der Gehorsam Gott (und seiner Botschaft) gegenüber führt dagegen mit derselben Konsequenz zur Gerechtigkeit (wieder in allgemeinem Sinn, als Äquivalent des ewigen Lebens und der Verherrlichung). Der Tod ist die natürliche Folge der Sünde (die Gott ungehorsam ist); die Gerechtigkeit aber ist die Folge des Gehorsams gegenüber Gott und eines ihm zur Ehre geführten Lebens."

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chrisbyrd  01.08.2023, 15:14
@chrisbyrd

Sorry, das ist etwas länger...

Hier noch Teil 3 dazu:

"Im Gedenken an all das, was die Gnade Gottes bereits im Leben seiner Leser bewirkt hat, gibt Paulus an dieser Stelle impulsiv seinem Dank gegenüber Gott Ausdruck. Bevor die Christen in Rom auf das Evangelium antworteten, waren sie Knechte der Sünde gewesen, doch nun sind sie von Herzen (von innen heraus, d. h. wirklich, nicht nur äußerlich) gehorsam (vgl. "Gehorsam" in 1Pet 1,2) geworden der Gestalt der Lehre, der sie ergeben sind. Sie haben das Wort Gottes gehört und sich seiner Wahrheit geöffnet, wie ihre Reaktion und die Tatsache, daß sie sich taufen ließen, beweisen. Daher sind sie nun frei geworden von der Sünde, und Knechte geworden der Gerechtigkeit (vgl. Röm 6,22). Dieses neue Leben soll sich jetzt auch in ihrem Alltag manifestieren, wobei sich auch hier zeigt, daß es in der Sünde keinen Mittelweg gibt. Die Christen dürfen ihr nicht nachgeben, denn sie sind ihr gestorben und nicht länger ihre Knechte. Daß aber die Knechte der Gerechtigkeit sich wieder unter die Herrschaft der Sünde begeben wollen, läuft dem Plan Gottes entschieden zuwider.

Die Formulierung "Dienst der Gerechtigkeit" ist, wie Paulus im folgenden schreibt, nicht ganz zutreffend, denn Gott hält seine Kinder nicht in Ketten. Da der Begriff "Knechtschaft" aber die Beziehung einer nichtwiedergeborenen Person zur Sünde und zu Satan so überaus treffend wiedergibt, verwendet Paulus ihn hier auch, um die ganz entgegengesetzte Beziehung eines Gläubigen zu Gott deutlich zu machen.Bevor er diesen Gedankengang weiter ausführt, entschuldigt er sich jedoch sozusagen für den Gebrauch dieses Begriffes: Ich muß menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen. Offensichtlich ist er der Überzeugung, daß seine Leser in geistlicher Hinsicht schwach sind, und benutzt daher eine Terminologie, die ihnen vertraut ist. Dann kehrt er zu den Aussagen von Vers 16 - 17 zurück. Vor ihrer Bekehrung hatten die Römer ihre Glieder hingegeben an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit (vgl. Röm 1,24-27; 6,13), d. h. sie hatten sich freiwillig unter die Knechtschaft der Sünde begeben. Paulus aber fordert sie nun auf, sich im Gegensatz zu ihrer früheren Unreinheit hinzugeben an den Dienst der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden (d. h. die vollkommene Heiligkeit, die letzte Stufe des Heiligungsprozesses, erreichen; vgl. V.22)."

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Knechtschaft der Sünde bedeutet so viel mehr... Es bedeutet, ich bin unter die Sünde versklavt. Ich bin nicht mehr frei in dem, was ich tue. Es zieht mich immer wieder zu jeglicher Art von Sünde hin (Augenlust, Neid, Lüge, Ehebruch) und ich muss dann der Sünde dienen. Für meine Sünden verdiene ich den Tod. Ich bin ein Kind des Todes.

Von alleine kann ich mich nicht von der Herrschaft der Sünde befreien. Ich versuche es, aber es gelingt mir nicht. Deshalb ist Jesus Christus auf die Erde gekommen. Er, der Sohn Gottes, hat für uns arme Sünder sein Leben gelassen. Er hat sein Leben für uns aus Liebe hingegeben, damit wir - befreit von der Knechtschaft der Sünde - nun für Gott leben und ihm dienen können.

Es muss erst dieser Herrschaftswechsel stattfinden, damit das möglich ist...

Ja. Wenn die Sucht Süchtige beherrscht, kann das immer nur schaden. Sich selbst oder auch andere. zB Habsucht, Machtsucht und Ichsucht (Egoismus).


JannikH0106 
Fragesteller
 28.05.2023, 20:08

Heißt das, dass man nicht errettet wird, wenn man als Christ eine Sucht hat, z.B. Alkoholsucht, Masturbationssucht oder Pornosucht?

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