Ist ein Einzelgänger zwangsläufig ein Egoist?

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Einzelgänger hat eine andere Bedeutung als Egoist.

Einzelgängertum ist ein aufgrund eigener Entscheidungen entstandenes Leben mit in Anzahl und Intensität geringen sozialen Kontakten. Die Gründe für einen weitgehenden Rückzug aus Gemeinschaften können unterschiedlich sein. Ein Einzelgänger ist nicht unbedingt ein Menschenfeind, der jede Art von Gesellschaft mit anderen Personen verabscheut. Einzelgänger können stark introvertierte Menschen, eher scheu und seelisch verletzlich sein. Sie können auch einfach nur eine Abneigung gegen bestimmte Arten üblicher Abläufe in einer Gesellschaft haben. Die Lebensgeschichte kann eine Erklärung enthalten.

Egoismus ist eine Ich-Bezogenheit (das lateinische Wort „ego" heißt „ich"). Eigenliebe in dem Sinn, sich selbst zu lieben und für sich zu sorgen, kann eine gute Grundlage sein, auch andere Menschen lieben zu können und sich um ihr Wohlergehen zu kümmern. Eigene Interessen wahrzunehmen und einen Nutzen für sich selbst anzustreben, ist nichts an sich Verwerfliches, sondern zunächst einmal ein berechtigtes Ziel. In manchen Sitationen kann ein Sorgen für das eigene Wohl als Selbstbehauptung für das eigene Überleben und Wohlergehen notwendig sein.

Gemäßigte Formen eines Egoismus können also als „gesund" und moralisch in Ordnung betrachtet werden. Ein wohlverstandenes Eigeninteresse kann durchaus zu einer Zusammenarbeit mit anderen führen, in der beide Seiten gewinnen. Eine solche Einstellung ist auch kein völiger Gegensatz zu einem Altruismus.

Schädlich ist ein gieriger und tendenziell schrankenloser Egoismus. Rücksichtslos ist eine Eigennützigkeit und Selbstsucht, die Vorteile mit ausschließlichem Blick auf einen eigenen Nutzen auf Kosten anderer verfolgt und Interessen anderer grundsätzlich niemals als gleichermaßen berechtigt anerkennen mag. Dies läuft darauf hinaus, für sich selbst etwas zu fordern und versuchen durchzusetzen, was man anderen nicht ebenfalls zugesteht. Ein solcher Egoismus verletzt die Goldene Regel („Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem andern zu.") und ethische Prinzipien wie den von Imanuel Kant aufgestellten kategorischen Imperativ („Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.").

Die Bevorzugung des Alleinseins ist keineswegs zwangsläufig selbstsüchtiger Egoismus. Ein Egoist kann sogar viele soziale Kontakte haben, um aus ihnen Nutzen zu ziehen. Beim Einzelgängertum gibt es unmittelbar einfach wenig Austausch, was sowohl Nutzen als auch Schaden betrifft.

Möglicherweise steckt hinter einer Meinung, ein Einzelgänger sei ein Eogist, eine Deutung, der Einzelgänger meide aus Berechnung soziale Verpflichtungen. Ohne mehr Hintergrund sind aber Vermutungen und Erklärungsversuche zu solchen Meinungen schwierig.


lastannahme 
Beitragsersteller
 03.10.2010, 18:14

Wow! Das ist ja eine wissenschaftliche Abhandlung! Das hat mir sehr weitergeholfen! Meinen Respekt - sehr gut geschrieben und Inhaltlich wertvoll!

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Warum nicht fragen? Hast Du Angst vor Deiner eigenen Courage? Es gibt nichts, worüber man nicht sprechen kann!! Zu Deiner Frage.. würde ich nicht behaupten wollen, daß es unbedingt in Egoismus ausarten muß


JackySmith  03.10.2010, 18:00

Es gibt Dingen, über die man sprechen kann, wobei sich die Situation aber nicht verbessert, selbst wenn es gut aufgenommen wird. Deshalb sollte man genau überlegen über was man spricht, denn es ist nicht möglich über alles zu reden.

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Eher im Gegenteil. Ich bin ein Einzelgänger und garantiert kein Egoist. Ich will nicht im Mittelpunkt stehen und gehe auch nicht über Leichen, um an mein Ziel zu kommen. Ich liebe nur einfach das Alleinsein.

Nein, sie/er kann sogar sehr hilfsbereit sein.

nein, ein egoist und ein einzelgänger sind was total verschiedenes. Einem egoist ist alles um ihn egal, hauptsache er bekommt seins.