Ist diese Pause richtig notiert?

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Genau genommen ist die Notation natürlich nicht richtig. In der Barockzeit hat man das nicht immer ganz genau genommen, da ergeben besonders Auftakt und Schlusstakt nicht immer einen ganzen Takt.

Spätestens seit der Frühklassik gibt es solche metrischen Ungenauigkeiten praktisch nicht mehr. Im 19. Jahrhundert sind sie sehr selten oder werden durch Stichnoten 'abgefangen'.

Zur Konstellation hier: Diese Notation antwortet auf Deinen Einwand unter der Antwort von upbrunce. Liszt möchte gerade nicht, dass der Ton zweimal angeschlagen wird.
Einerseits soll die fast durchgängige duolische Bewegung der rechten und die triolische Bewegung der linken Hand fortgeführt werden, andererseits soll keine Unruhe durch eine schnelle Tonwiederholung entstehen. Die Ausführung des letzten Viertels im Takt zielt also auf einen Kompromiss der beiden Bewegungsformen, der im Vortrag durch eine kleine rhythmische Freiheit erreicht wird.

In der Erstausgabe von 1850 findet sich noch eine Tenuto-Strich über dem Des, der anweist, das Triolenachtel der linken Hand entsprechend zu halten bzw. zu dehnen.

 - (Musik, Noten, Klavier)
selbrgschraubt 
Fragesteller
 28.12.2023, 12:15

Danke für Deine ausführliche und einleuchtende Antwort, wie immer fachlich sehr kompetent.

Es bleibt noch etwas fraglich, wieso man (Liszt oder der Verlag?) in diesem Fall im oberen System nicht statt der Achtel- eine Viertelpause (und einen Triolenbogen) geschrieben hat.

Vielleicht deswegen:

Anders instrumentiert oder z.Bsp. 8va würde man das in der Melodiestimme natürlich duolisch spielen, schon wegen der vielen Parallelstellen, worauf Du ja bereits hingewiesen hast.

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Arlecchino  28.12.2023, 15:26
@selbrgschraubt
(Liszt oder der Verlag?)

Ganz sicher Liszt.

Es bleibt noch etwas fraglich, wieso man ... in diesem Fall im oberen System nicht statt der Achtel- eine Viertelpause ... geschrieben hat.

Das habe ich oben bereits geschrieben. Der gleichmäßige Fluß von Vierteln und Achtel-Duolen in der Melodie soll nicht durch eine Triole unterbrochen werden. Wie auch der gleichmäßige Fluß der Triolen in der Begleitung.

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Hallo,

theoretisch ist die Pause falsch. Da es Triolenachtel sind, müsstest du in Notenzeile 1 am Ende 2 Achtelpausen und die letzte Achtel der anderen Stimme in eine Triolenklammer notieren.

Damit es übersichtlicher ist, würde ich am Anfang des Taktes die Achtel ebenfalls in Triolenklammern notieren.

Wenn du das am Klavier für dich spielen würdest und du wüsstest was dort steht, würde das Falsch notierte kein Problem darstellen. In Partituren beispielsweise wäre es aber ein Problem.

Viel Spaß noch beim Musizieren!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
selbrgschraubt 
Fragesteller
 27.12.2023, 21:25

Die Notation ist nicht von mir. Steht so bei Edition Peters und Breitkopf & Härtel.

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Die ist nicht in dem Sinne einwandfrei rhythmisch korrekt, genau wie die Notation der Achtel selbst, die ja nun de facto keine Triole ist. Es wird aber so gemacht, alle machen das, auch die großen Verlage. Passt also so. 🙃

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Musikalisch unterwegs seit über dreißig Jahren.
selbrgschraubt 
Fragesteller
 28.12.2023, 10:07

Wenn die Achtel (obere Stimme) "de facto keine Triole ist", müsste ich das Db am Ende des Taktes nicht 2 mal nacheinander anschlagen? Also 1. mal nicht triolisch (obere Stimme) & dann triolisch (untere Stimme).

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upbrunce  28.12.2023, 10:20
@selbrgschraubt

Du schlägst sie doch zusammen an, das war doch dein Plan, oder? In Chopins g-moll-Ballade gibt es, wenn ich mich recht erinnere (oder in der f-moll) einige solcher Stellen. Doppelt anschlagen klingt ja albern, das wäre ja unmittelbar nacheinander.

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