Ist die Geschichtswissenschaft objektiv?

7 Antworten

Die Geschichtsphilosophie ist ein Kind des 18. Jahrhunderts. Gemachte Entdeckungen hatten der abendländischen Menschheit neue Völker mit Kulturen gezeigt, die von der eigenen viel mehr verschieden waren als alles, was man bisher kannte. Das Wiederaufleben der Antike wie auch die stärkere Beschäftigung mit der Bibel und der Frage ihrer richtigen Auslegung hatten das Interesse für die Geschichte erweckt. Dazu kam, dass die Aufklärung in ihrem unbeschränkten Vertrauen auf die Vernunft meinte, diese auch in der Geschichte wiederfinden zu können, dass man unterscheiden könne, wie später Hegel es tat, zwischen der dauernden Wirkung der Vernunft in der Geschichte und dem bloß Zufälligen, den bloß menschlichen Zutaten. Dadurch hoffte man auch, in der Geschichte selbst das wesentliche Ziel der Menschheit finden zu können, nachdem man sich dafür nicht mehr an die Offenbarung (Religion) wenden wollte.

Dieser Glaube wurde gefördert durch die dauernd ansteigenden Fortschritte der Naturwissenschaft. Hier errang die Vernunft sichtbare Erfolge und führte zu immer neuen Erkenntnissen. Man hoffte, dass man bald so weit sein würde, alle Unwissenheit und alles Übel aus der Welt entfernt zu haben.

Die Philosophie der Geschichte hatte darum zur Aufgabe, das Ziel herauszufinden, dem die Geschichte zustrebte, und zu zeigen, wie alles bisher nach einem allgemeinen Gesetz zu diesem Ziel schon unterwegs gewesen sei. Unter dem Eindruck der französischen Revolution wandte sich das Interesse besonders der politischen Entwicklung zu. Die Verwirklichung der bürgerlichen Freiheit schien das erhabene Ziel der ganzen Geschichte zu sein, und man suchte diese – soweit man sie kannte – als die fortschreitende Verwirklichung dieser Freiheit zu begreifen.

Das Tier hat keine Geschichte im eigentlichen Sinn. Schon diese Tatsache gibt einen Fingerzeig, wo die Quellen der Geschichte wohl fließen. Geschichte zu haben kennzeichnet den Menschen. Dieses Leib-Seele-Wesen wirkt nicht blind, bloß vom Instinkt zum Nützlichen getrieben und vor dem Schädlichen fliehend wie das Tier. Er besitzt Geist und Sprache, ist für andere Menschen ansprechbar. Neuheit und Bewegtheit zusammen kennzeichnen die menschliche Geschichte, die niemals objektiv sein kann.

Die Geschichtswissenschaft wird von Menschen betrieben.

Ist der Mensch objektiv?

Wieviel Ähnlichkeit hat der Mensch zB mit einem Vulkanier wie Mr. Spock?

Wenn wir die Handlungen von (teilweise) lange verstorbenen bewerten auf welche Informationen greifen wir dann zurück?

Auf Fakten?

Auf Zeitgenossen?

Waren die objektiv?

Die Geschichtswissenschaft kann, wenn sie gewissenhaft und professionell betrieben wird, versuchen, objektiv zu sein, und sich dem, was man als "historische Wahrheit" bezeichnet, möglichst weit annähern.

Mehr ist wohl nicht drin. Das ist aber auch schon eine ganze Menge.

Ansonsten: siehe die Antwort von derRoll, die ich so unterschreiben würde.

Gruß, earnest

Wissenschaft, die nach der

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Scientific_method

arbeitet versucht zumindest grundsätzlich objektiv zu sein. Gerade bei Geisteswissenschaften ist dabei aber eine Beeinflussung durch Zeitgeist, herrschende Meinung, Regierungsmeinung etc. deutlich leichter möglich als in den Naturwissenschaften.

Die Antwort wäre daher meiner Meinung nach "Sie kann objektiv sein, wenn sie streng nach der wissenschaftlichen Methode arbeitet und arbeiten kann".

Na ja, das kommt darauf an, was man darunter versteht...

Ich denke, theoretisch bemüht sich die geschichtswissenschaft um objektivität, doch praktisch bleibt sie meist von subjektiven Kriterien, Zeitgeist, Zugehörigkeit, Ausschüttung von Forschungsmitteln (je nachdem, was gerade "in" ist) stark beeinflusst...