Ist die Ausbildung zur chemisch technischen Assistenten schwer?

Korstin2  10.11.2023, 19:40

Und? Wie läuft die Ausbildung bis jetzt ?

Gikiy 
Fragesteller
 20.11.2023, 20:01

Ganz ok bis auf 2-3 Fächer.

3 Antworten

Ich habe eine 35 jährige Berufserfahrung in der Ausbildung Chemisch-Technischer-Assistent(inn)en und 17 Jahre die Chemie-Abteilung eines großen Düsseldorfer Berufskollegs geleitet. Hier ein paar Tipps. Was man kann, ist immer leicht; das mag eine Binsenweisheit sein, aber dahinter steckt die Frage der Motivation.

Als ich meine erste Chemiestunde an einem Essener Gymnasium hatte (das war 1958), fühlte ich diese Schmetterlinge im Bauch, die man heute frisch Verliebten zuschreibt, und ich wusste: DAS IST ES!!! Natürlich hatte ich einen blendenden Chemielehrer-Vorbild für's Leben - und nur (neusprachliches Gymnasium) EIN Jahr Chemie. Aber die Chemie hat mich geprägt: Chemielaborant-Chemieingenieur-Chemielehrer.

Noch ein paar Jahre nach meinem Eintritt in den Ruhestand habe ich für ein paar Hunderter meinen Bestand an Fachbüchern aktualisiert, die ich abends im Bett wie ein Krimi lese. Ich gönne Ihnen diese Besessenheit, mit der ich Periodensysteme mit Tusche und Wasserfarben selbst gestaltet habe, noch heute die Strukturformeln der Wirkstoffe meiner "Grufti-Medikamente" bei Wikipedia nachschlage. Dann wird Chemie zur Freude, dann entwickeln Sie ein Gefühl, welche Reaktion klappen kann, welche nicht, dann erleben Sie die Wunder einer Wissenschaft, bei der Sie das Gefühl haben, sie nie zu vollständig beherrschen und die sie doch immer wieder in ihren Bann zieht.

Heute, mit 79 Jahren würde ich noch gerne im Labor stehen und irgend etwas ausprobieren, was leider nicht mehr geht. Ich habe nach meinem Ruhestand noch mit Freuden an einer Fachschule für Radiologisch Technische Assistent(inn)en Physik unterrichtet, bei der Handwerkskammer war es eine Meisterschule für Gebäudereiniger. wo ich Chemie in Petrischalen über den Tageslichtprojektor demonstrierte, Corona hat letztlich meine Aktivitäten beendet. Online lässt sich vieles nicht mehr so gut mache-

Ich will nicht angeben, aber meine Freude kundtun, und wenn sich wie Sie jemand für einen Chemieberuf interessiert, Glückwunsch, Glückwunsch, Glückwunsch.

Jetzt aber noch ein paar Hinweise: Ein guter Chemiker beherrscht auch die Grundlagen von Physik und Biologie. Ohne EDV geht gar nichts mehr, Wikipedia ist besser als ihr Ruf. Englisch ist heute keine Fremdsprache mehr, sondern notwendiges Bildungsgut.

Wer lexikalisches Wissen geringschätzt, zeigt mir nur, dass er in seiner Jugend zu faul war, sich solches anzueignen. In Lehrplankommissionen wird viel dummes Zeug (Handlungsorientierung - Kompetenzerwerb) von Leuten geredet, die kein Bock auf "Stehen vor der Klasse oder MIT den Schülern im Labor" hatten. Ohne Wissen gibt es keine Kompetenz. Gegliedertes Faktenwissen ist der Nährboden aus denen die Blumen der Bildung sprießen.

Freuen Sie sich auf Ihren neuen Beruf. Herzlichen Glückwunsch! Zum Lernen: Beschaffen Sie sich möglichst bald Aufgabensammlungen mit Lösungen und testen Sie sich selbst! Nehmen Sie es wie das Kreuzworträtsel ihrer Zeitung. Ich erinnere mich in meiner Lehrzeit an eine Aufgabensammlung in Physik, das waren über 1000 Aufgaben. Ich habe alle mir vorgeknöpft. bei 3 1/2 Jahren Lehrzeit, nicht einmal drei pro Tag, lächerlich!

Ich habe das in meinen 35 Jahren Berufserfahrung als Lehrer gewonnene Gefühl, Sie schaffen das! Herzlichen Glückwunsch, und Schwierigkeiten? Die werden überwunden, viel Erfolg!

Ein von seinem Beruf besessener Berufspädagoge im Ruhestand.

willi55  07.08.2023, 17:49

Wow! das ist einfach toll, wie Sie schwärmen. Bei mir war es ähnlich.

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Gikiy 
Fragesteller
 30.08.2023, 18:56

wie schön!! Ich gehe auch auf ein Berufskollege in düsseldorf, das problem ist das ich so viele lücken hab, da ich ja 3 jahre keine chemie mehr hatte. Jetzt haben wir das thema redox gleichungen, wo ich auch paar Schwierigkeiten habe. Wissen sie was man alles im ersten Lehrjahr lernt ? Da ich direkt ins 2 Lehrjahr eingestuft wurde hab ich kein plan und will auch meine lehrer nicht fragen sonst ist das ja peinlich, wenn ich schon die basis nicht kann.

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Ich bin zwar Chemielaborant, aber von den theoretischen Kenntnissen müsste die Ausbildung in etwa gleich sein.

Du hast ne schulische Ausbildung. Von den 2 Jahren wirst du vermutlich 6 Monate im Labor stehen und 1,5 Jahre im Klassenraum…

Als Chemielaborant siehts ähnlich aus. Würd mal sagen, dass wir 1,5 Jahrelang Praxiserfahrungen in den verschiedenen Laboren sammeln konnten und 2 Jahre lang in der Berufsschule oder im Werk selbst Unterricht hatten.

Die Ausbildung ist anspruchsvoll, aber machbar. Wenn du etwas nicht verstehst, dann frag deine Klassenkameraden oder Lehrer… alles baut sich aufeinander auf… kommst du mal nicht mit, wird es in dem Fach (aber in fast allen anderen Fächern auch) nicht einfach.

In der Schule wars ja immer so (oder in vielen anderen Ausbildungsberufen), dass es nicht schlimm ist, wenn man in einem Fach nicht mitkommt. Als CTA und Chemielaborant bauen alle Fächer aufeinander auf. Bist du schlecht in Analytik, wirst du auch Probleme in Organik, Anorganik oder der physikalischen Chemie bekommen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemielaborant und angehender Chemiker
Gikiy 
Fragesteller
 30.08.2023, 18:57

Könntest du vielleicht nennen welche themen man im ersten Lehrjahr hat so ungefähr ? Da ich ins 2 eingestuft wurde.

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kahlkopfspatz  19.11.2023, 16:02
@Gikiy

Die Themen kannst du eigentlich in den Rahmenrichtlinien der Ausbildung nachlesen. (Z.B. auf nibis.de fürs Land Niedersachsen)

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Ich habe so eine Ausbildung in den letzten 2 Jahren gemacht aber ohne richtigen Abschluss da ich mit dem Stoff überhaupt nicht zurecht gekommen bin.

Für mich war am schlimmsten Organische Chemie und chemisches rechnen und im großen und ganzen fand ich es eher langweilig und hatte komplett andere Erwartungen.