Ist Deutschland zu moralisch?

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Übertrieben moralisch, ist das falsche Wort.

Wir, wie auch viele andere westliche Länder, sind in erster Linie überaus anmaßend, was unsere Werte und Normen angeht.

Als wäre es selbstverständlich, nehmen wir an, daß unsere die einzig richtigen sind und allen anderen überlegen. Darum wollen sich unsere Politiker immer wieder in die Innenpolitik von, den von dir genannten Ländern, einmischen, obwohl es uns rein garnichts angeht.

Man stelle sich mal vor, China würde das selbe bei uns tun.

LG.

Suboptimierer  30.11.2022, 11:51

Fallen dir Werte und Normen ein, bei denen andere uns überlegen sind? Ich meine, das wurde einmal gefragt, aber es kam nicht viel dabei herum, außer dass woanders Polygamie erlaubt sei.

Egal ob zu Recht oder zu Unrecht, du hast in jedem Fall Recht damit , dass es darauf ankommt, wie man mit seinem Bündel an Moral nach außen in Erscheinung tritt.

Ich meine, es wäre ja auch schade, wenn es so wäre, dass wir moralisch überlegen wären, aber niemand sich etwas annähme, weil wir damit zu angeberisch und aufdringlich umgingen.

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Zwitscherling  30.11.2022, 12:40
@Suboptimierer
Fallen dir Werte und Normen ein, bei denen andere uns überlegen sind?

Auf die schnelle nicht, aber das war auch garnicht der Kern meiner Aussage.

Ich meine, es wäre ja auch schade, wenn es so wäre, dass wir moralisch überlegen wären, aber niemand sich etwas annähme, weil wir damit zu angeberisch und aufdringlich umgingen.

Richtig, denn mit aufdringlichkeit erreicht man eher das Gegenteil.

Nur mit der Aussage, dass es schade wäre, wenn andere Länder unsere Werte nicht übernehmen würden, gehe ich nicht mit.

Denn erstens kann und sollte uns das egal sein und zweitens haben wir auch kein Recht über die Innenpolitik anderer Länder zu urteilen und erst recht nicht offen, wie es oft unsere Politiker tun.

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Suboptimierer  30.11.2022, 13:03
@Zwitscherling

Aber sollte es nicht eine gemeinsame Basis geben? Also wenn irgendwo Frauen unterdrückt werden oder Folterungen erlaubt sind, kann man das doch schwer von außen einfach so akzeptieren.

Denkst du wirklich, dass da jeder sein eigenes Süppchen kochen sollte?

Sollte jedes Volk sich aus eigener Kraft befreien und wenn es das nicht kann, Pech gehabt?

Ich finde es manchmal ziemlich schwer, die Füße still zu halten und jemandem aus einem Land der Unterdrückung zu sagen: "Okey, wenn ihr das für richtig haltet, dann ist es euer Bier."
Es ist ja immer einfach, äußere Neutralität zu fordern, wenn man in einem Land der Unterdrückung auf der Seite der Unterdrückenden steht.

Wenn du deine Ansicht konsequent zuende denkst, hätten wir uns auch in den Ukrainekrieg beispielsweise überhaupt nicht einmischen dürfen.
Aber die Flüchtline klopfen dennoch an unsere Tür. Es ist nicht möglich, sich ganz raus zu halten, auch wirtschaftlich sind wir mit betroffen.

Oder die WM, auch so ein Beispiel für eine Demoplattform gegen landesinterne Unterdrückung. Siehst du darin kein Problem, den Austragungsort und damit Geld in das Land zu tragen?

Was ist mit der Stimme der Minderheiten? Wenn die Mehrheit in einem Land Steinigungen toll findet, ist es dann so gewollt? Was ist die gesamtheitliche Meinung des Landes? Gehen die Stimmen der Gesteinigten unter? Was ist, wenn ein Teil um Hilfe bittet oder man sehr stark davon ausgehen kann, dass etwas nicht gewollt ist, aber der andere Teil sagt "Mischt euch nicht ein."?

Ich sag mal, es ist nicht immer einfacher, nichts zu tun.

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Zwitscherling  30.11.2022, 15:48
@Suboptimierer
Also wenn irgendwo Frauen unterdrückt werden oder Folterungen erlaubt sind, kann man das doch schwer von außen einfach so akzeptieren

Vorleben, dass es anders geht und das im besten Fall sogar besser.

Wenn man jemanden, der sich schlecht ernährt, immerwieder einredet, wie schlecht das ist, ändert das kaum sein Verhalten. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass man so nur trotzverhalten provoziert.

Vorleben, wie viel fitter und gesünder man durchs Leben geht. Da hat man bessere Chancen.

Denkst du wirklich, dass da jeder sein eigenes Süppchen kochen sollte?

Was ich da denke ist unwichtig. Fakt ist, jedes Land hat das Recht dazu.

Sollte jedes Volk sich aus eigener Kraft befreien und wenn es das nicht kann, Pech gehabt?

Das ist eine schwierige Angelegenheit. Zunächst mal müsste man feststellen, ob die Bevölkerung denn wirklich so unzufrieden mit den Gegebenheiten ist. Sonst interveniert man und muss sich danach den schweren Fragen stellen. Funktionieren meine Werte für den Großteil der Bevölkerung überhaupt in diesem Land, mit dieser Religion und dieser Kultur? War es nicht zu vermessen von mir anzunehmen, dass meine Werte überlegen sind? Hatte ich überhaupt das Recht die Bevölkerung eines fremden Landes zu bevormunden?

Und dann ist es nunmal Fakt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Volk aufbegehrt, wenn es geschlossen, mit den Gegebenheiten nicht einverstanden ist.

Also ja. Es ist in jedem Fall besser, wenn ein Volk aus eigenem antrieb reformiert oder gar revolutioniert.

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Suboptimierer  30.11.2022, 16:03
@Zwitscherling
Was ich da denke ist unwichtig. Fakt ist, jedes Land hat das Recht dazu.

Ne, du denkst, dass jedes Land das Recht dazu hat. Es gibt keinen Weltgerichtshof, der so ein internationales Recht hat. Wenn jedes Land dazu ein Recht hätte, könnten wir dafür verklagt werden, wenn wir uns einmischten.

Dann gäbe es nicht das (in deinen Augen) Problem, dass wir uns einmischen.

Und wenn du mit "Recht" nicht das juristische Recht meinst, ist es deine Meinung, dass jedes Land das Recht darauf hat, eigene Werte zu definieren.

Aber gut. Dein Standpunkt ist klar geworden.

Funktionieren meine Werte für den Großteil der Bevölkerung überhaupt in diesem Land

Bei solchen wichtigen Themen wie Menschenrechte kommt es meines Erachtens nicht darauf an, was die Mehrheit der Bevölkerung will.
Kennst du den Spruch "9 von 10 Schülern finden Mobbing gar nicht mal so schlecht"?

Schwache benötigen eine Stimme, ganz besonders in Staaten, in denen ein Diktator herrscht, denn man kann nicht einfach den Diktator Werte definieren lassen, mit denen die Bevölkerung sich abfinden müssen, weil sie sonst schwer bestraft werden würden.
Genauso darf man nicht terroristische Organisationen Werte definieren lassen.

Aber gut. Das ist meine Meinung dazu.

Also ja. Es ist in jedem Fall besser, wenn ein Volk aus eigenem antrieb reformiert oder gar revolutioniert.

Das ist ein guter Schlusssatz, denn darin sind wir uns einig.

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Zwitscherling  30.11.2022, 16:13
@Zwitscherling
Wenn du deine Ansicht konsequent zuende denkst, hätten wir uns auch in den Ukrainekrieg beispielsweise überhaupt nicht einmischen dürfen.
Aber die Flüchtline klopfen dennoch an unsere Tür. Es ist nicht möglich, sich ganz raus zu halten, auch wirtschaftlich sind wir mit betroffen.

Warum? Ich will doch nicht, dass sich jedes Land komplett isoliert, wie es Nordkorea tut. Mir geht es hier doch nur um gesellschaftliche, innenpolitische Angelegenheiten der jeweiligen Länder.

Aber meine Meinung, zum Krieg?

Sanktionen? Ja. Flüchtlinge aufnehmen? Auf jeden Fall. Waffen liefern? Ganz klares Nein. Ich nehme es Scholz immernoch übel, dass er diesbezüglich damals eingeknickt ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Oder die WM, auch so ein Beispiel für eine Demoplattform gegen landesinterne Unterdrückung. Siehst du darin kein Problem, den Austragungsort und damit Geld in das Land zu tragen?

Es ist eine Sportveranstaltung, die zu einer politischen Veranstaltung pervertiert wurde.

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xubjan  01.12.2022, 09:57
@Zwitscherling

Doch. Im Grunde ist das der Kern deiner Aussage. Denn wenn wir anmaßend sind, bedeutet das ja andererseits, dass andere mit ihren Normen irgendeine Daseinsberechtigung hätten bzw. dass diese andere Lebensweise eine moralisch gute wäre.

Schauen wir uns doch mal an, worum es im Kern bei Menschenrechten und Diskriminierung geht. Es geht nicht darum, dass man jedem Mensch eine westliche Lebensweise aufzwingen will. Es geht um Dinge wie das Recht auf Leben, Folterverbot, Informationsfreiheit, Recht auf ein faires Gerichtsverfahren usw.

Wenn also die Menschen anderswo sich wirklich freiwillig unterdrücken und ausbeuten lassen wollten, dann wären wir in der Tat anmaßend. Aber wo genau ist es denn so? Überall, wo die Menschenrechte nicht eingehalten werden, sind automatisch massive Zwänge und Repressionen an der Tagesordnung. Von Freiwilligkeit oder dem Einsehen eines gesamten Volkes, eine bestimmte Lebensweise mit Verstoßes gegen die übrigens fast überall anerkannten Menschenrechte zu wollen, kann also keine Rede sein.

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DieMelanie222  01.12.2022, 09:49

Menschenrechte sind keine Kulturleistung. Freiheit ist keine Kulturleistung. Das sind Globale Rechte und wenn sie von Staaten mit Füßen getreten werden dann ist es moralisch verwerflich nichts dagegen zu tun und zu schweigen.

Das "wir haben eine andere Kultur" ist eine Ausrede von Despoten und schlicht eine Lüge um Ihre Unterdrückung Folter und Mirde zu rechtfertigen. Wer nicht anerkennt das Menschenrechte für alle gelten macht sich mitschuldig,

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In Deutschland nimmt z.B. die Gewalt ggü Frauen ständig zu.

https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/zahlen-und-fakten.html

Immerhin ist es unter Strafe, wir sprechen offen darüber und versuchen entgegenzuwirken, was ich im Gegensatz zu Verschleierung, Unterdrückung oder gar Duldung / Förderung, wie sie in anderen Ländern gehandhabt wird, als großen Fortschritt und Erfolg hinsichtlich u.a. von Menschenrechten, sehe.

Frauen haben z.B. in Deutschland die Möglichkeit, sich zu wehren oder sich Hilfe zu holen.
Viel Mut aber auch Eigenverantwortung muss von ihnen selbst kommen, um gewünschte Veränderungen herbei führen zu können.
Aber die Möglichkeit dazu besteht!
Ob sie Frauen nutzen oder nicht, ist eine andere Frage und liegt oftmals an den Frauen selbst.

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Ganz leicht ist es für mich nachzuvollziehen, dass die meisten Menschen menschenwürdig behandelt und leben möchten.
Ganz wichtig dabei ist es jedoch auch, selbst das zu geben, was man erleben möchte. Jeder sollte also so gut als möglich menschlich, liebevoll ...zu sich selbst sein und über sich denken. Das ist eine wichtige Aufgabe für uns alle.

Ich mag unser Grundgesetz.

Wenn sich nicht jeder Einzelne dafür einsetzt und stark macht, wer dann?

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Also entweder wir sind für Menschenrechte und stehen immer und überall dazu oder eben nicht.

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Mit Recht?

Aber ja!
So, wie andere andere Meinungen vertreten, vertreten wir eben unsere, auch wenn wir dabei noch reichlich Schwächen aufzeigen, wir stehen dennoch dazu und arbeiten daran.
Wir sind noch nicht perfekt darin, ok, aber wir wollen dringend dran bleiben, weiter machen .... uns verbessern.
Warum nicht?

Ist Deutschland evtl.zu moralisch oder überheblich?

Nein.
Wir wollen bei allem weiter machen, uns ausprobieren, dürfen Fehler machen, daraus lernen......
Der Einsatz für Menschlichkeit kann nie überheblich sein!
Auch mit Schwächen dürfen wir anderen unsere Meinung mitteilen.
Wir erlauben uns unsere Unvollkommenheit damit, teilen dennoch unsere Ansichten anderen mit.

Sind wir frei von Menschenrechts-und Diskriminierungsproblemen?

Nein.
Aber das Leben ist ein Lernprozess.
Für Menschen- und Freiheitsrecht kämpfen wir in Europa schon viele Jahrhunderte.
Immer geht es dabei Unterdrückte gegen Unterdrücker.
Sollen wir aufhören damit? Was dann?
Wir haben auch Probleme damit, ok, aber wir gehen zumindest schon mal offen und ehrlich damit um! Immerhin!
Bei uns haben Menschen die Möglichkeit reflektiert und gebildet, somit also auch eigenverantwortlich damit umzugehen. Immerhin.

Freiheit ist immer auch das Recht zu Eigenverantwortung.

Nein, wir sind nicht frei, schauen aber zumindest ehrlich und mutig hin!

Nein, wir sind nicht frei, aber regen andere Menschen dazu an, sich über Menschenrechte Gedanken zu machen und ggf nötige Änderungen auch bei sich selbst anzuregen.

Wäre ich in einer unterdrückten und bedrückten Lebenslage, wäre ich sehr sehr froh um alle, die sich für mich und meine Menschenwürde einsetzen wollten!
Etwa so wie es u.a. Deutsche für Gastarbeiter aus Asien und Afrika in Katar machen.
Da kann sich die Politik nicht heraus halten, weil sie ein Spiegel von uns selbst ist ;-)

Und denkt bitte alle daran, es werden nicht Menschenrechte verletzt, sondern Menschen!

Deutschland ist Meister der Doppelmoral: viel Reden, wenig tun. In der Ukrainie wurde das auch als "scholzen" bezeichnet.

zu moralisch nicht, aber genau richtig moralisch. Diskrimminierung usw gibts aber genug.

Das ist der Geschichte geschuldete Heuchelei. Im dritten Reich hat Deutschland so alle Menschenrechtsregeln über den Haufen geschossen und das wirkt als sogenannte SCHULD nach. Deutsche Politiker der jetzigen Generation haben alle aber keinen Rückgrat. Sie verkünden wie Frau B im Auftrag der USA was sie sagen müssen, sie sind unglaubwürdig und der Aufgabe nicht gewachsen. Die Menschenrechtsverletzungen werden deshalb nicht weniger. Beispiel? Der Krieg in der Ukraine, da spielt es offensichtlich keine Rolle, das die Ideologie etwas Anderes fordert.