Ist das Germanistikstudium empfehlenswert, obwohl man in Deutsch schlecht war?

4 Antworten

Du sprichst hier von mindestens vier verschiedenen Studiengängen:

Deutsch mit anderen Schulfächern fürs Lehramt (Welche Schulstufe?), Germanistik, Literaturwissenschaften, Sprachwissenschaft (Linguistik).

Mit dem ABI darfst du ja alles studieren, du musst dann eben das mehr pauken, was du in der Schule in Deutsch nachweislich weniger konntest.

Wenn du fürs Lehramt studieren willst, dann mach´ unbedingt VORHER einen freiwilligen Eignungstest, denn ca. 40 % der Probanden sind eher ungeeignet: Zum Beispiel UNI Passau, Prof. Seibert, Schulpädagogik: https://www.phil.unipassau.de/schulpaedagogik/forschungprofilelemente/parcours/

Wenn du in den anderen Bereichen studieren möchtest, dann musst du dir VOR dem Studium einige Ziele ausdenken, womit du danach Geld verdienen möchtest: Schon kurze Praktika helfen meist zumindest bei der Entscheidung, etwas Bestimmtes auf keinen Fall arbeiten zu wollen!

Wissenschaft, Verlagswesen (z. B. Lektor*in, Übersetzer*in, Sachbuchautor*in), plus Buchhändler-Ausbildung in die (Fach-)Buchhandlung u.ä.m.. Suche reale Vorbilder (z. B. Alumni der UNIs und anderen Hochschulen), eruiere deren Ausbildungs- und Berufswege oder kontaktiere sie sogar, um individuell zu fragen, vielleicht ist etwas Passendes für dich dabei!?

Viel Einsicht und Erfolg!

Jassy1603  10.12.2021, 08:47

Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaft sind doch im Germanistik-Studium enthalten.

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Skoph  10.12.2021, 12:34
@Jassy1603

Doch nur die Einführungen... Wir haben längst zahllose spezialisierte Studiengänge für die Realität des Arbeitslebens, so dass ich mich zu ungenau ausdrückte. Wer braucht Germanisten in alten Formen: Lehrer oder nicht!? Ja eben, die allgemeinbildenden Schulen und vielleicht noch ein paar promovierte für die Hochschulen.

Wenn man Literatur liebt, dann studiert man längst sofort Literaturwissenschaft, nicht erst nach dem BA-Germanistik. Wenn man das System "Wort-Sprache" liebt, dann eben auch gleich Linguistik. Solche Spezialisten (!!) sucht man zum Beispiel in Verlagen mit höherer Literatur bzw. in der Informatik.

Deshalb ist es ja wichtig, VOR dem Studium zu erahnen, welche Tätigkeiten man jahrzehntelang arbeiten möchte bzw. könnte.

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Die wichtigere Frage sollte sein, ob du dich zum Lehrer eignest und welcher Schultyp für dich in Frage kommt. Es ist ein großer Unterschied, ob du z. B. an einer Realschule oder an einem Gymnasium unterrichtest, ob du es hauptsächlich mit Kindern oder sehr jungen Jugendlichen zu tun hast oder ob du Abiturienten vor dir hast.

Bist du kommunikativ? Brennst du dafür, mit Jugendlichen zu arbeiten und ihnen etwas beizubringen? Bist du begeisterungsfähig, und vor allem, kannst du andere aus der Reserve locken und für den Stoff begeistern, den du vermitteln willst? Bist du selbstsicher genug, vor der Klasse zu stehen? Kommst du im Allgemeinen positiv rüber, ohne dich anzubiedern? Hast du eine solch starke Persönlichkeit, dass du natürliche Autorität ausstrahlst, ohne dich ereifern zu müssen, wenn Schüler nicht mitmachen und versuchen, den Unterricht zu stören? Hast du Durchsetzungsvermögen? Ganz wichtig: Bist du kreativ? Glaubst du, immer wieder gute Ideen für eine abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung zu haben, wobei der Unterricht aber nicht zu nem Plauderstündchen ausarten darf, sondern die knappe Zeit immer sinnvoll genutzt wird? Als Lehrer musst du ein wenig Schauspieler sein, du musst manchmal Nerven wie Drahtseile besitzen, und du solltest viel Humor haben. Unterrichten ist nichts für Mimosen, nichts für ängstliche und scheue Menschen.

Wenn du dich für Deutsch interessierst, wundert es mich schon ein wenig, dass du so schlechte Noten hast. Ein angehender Deutschlehrer sollte auf jeden Fall gern lesen, muss sich für alle Literaturgattungen quer durch die Jahrhunderte interessieren, was natürlich nicht heißt, dass er alle Gattungen mögen muss. Ein angehender Deutschlehrer sollte auch Spaß daran haben zu schreiben. Und klar, er sollte die deutsche Sprache und Rechtschreibung sehr gut beherrschen. Natürlich sind Lehrer nicht unfehlbar. Und wenn man als Lehrer einen Fehler macht, sollte man auch das Selbstbewusstsein haben, den Fehler zuzugeben. Aber es ist fatal, wenn ein Deutschlehrer keinen sehr breit gefächerten Wortschatz hat, bei gängigen Wörtern die Rechtschreibung nicht beherrscht, dass/das verwechselt sowie grammatische und lexikalische Fehler macht (z.B. den Toten gedenken / sich über jemanden lächerlich machen / etwas fällt jemandem nicht einfach o.ä.). Ein Deutschlehrer muss präzise erklären und gut paraphrasieren können, er muss also über eine große Ausdruckspalette verfügen. Er muss zwischen den einzelnen Textsorten sehr gut differenzieren können.

Bei einem Deutschlehrer ist die Allgemeinbildung sehr wichtig, denn sie wirkt unmittelbar auf die Sprache. Ich hatte in der Oberstufe des Gymnasiums eine Deutschlehrerin, die auch an Auslandsschulen, u.a. in Japan, unterrichtet hatte. Sie brachte viel Wissen über andere Kulturen mit, war politisch immer top informiert. Ob Theater, Film oder literar. Neuerscheinungen, sie war für mich/uns ein wandelndes Lexikon, ohne das aber groß raushängen zu lassen. Man konnte sie einfach alles fragen. Sie hat mir viel für mein ganzes Leben mitgegeben.

Welches 2. Fach schwebt dir denn vor? Das solltest du dir auch gut überlegen.

FreiesVoeglein  30.03.2022, 18:08

Ein fantastischer und konstruktiver Kommentar! Ich will auch Deutsch- und Französischlehrer werden und hohle grad mein Abi an einem Abendgymnasium nach. Ob ich später Gymnasium oder Sek. II auswähle, weiß ich noch nicht. Natürlich wäre Gymnasium von der Bezahlung und Verbeamtungschancen besser, aber was mir Sorgen bereitet – ob man mit dieser Fächerkombi überhaupt einen Job als Lehrer an einer öffentlichen Schule findet. Ich muss gestehen, ich bin keine Leseratte. Literatur interessiert mich schon, aber wofür mein Herz brennt, ist Sprachwissenschaft. DaF und Französisch zu unterricht, ist schon seit mehreren Jahren mein Traum und Ziel.

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spanferkel14  30.03.2022, 18:36
@FreiesVoeglein

DaF, das ist noch mal wieder etwas anderes, ein völlig anderes Studium als Germanistik. Kann sein, dass es das jetzt auch an staatlichen Schulen gibt - angesichts der immer größeren Zahl von Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist und die außer in der Schule keine Chance haben, korrektes Deutsch zu lernen. Normalerweise unterrichtest du DaF aber an Institutionen wie z.B. dem Goethe-Institut o.ä., und dort hast du es in der Regel mit erwachsenen Lernern zu tun. Da bist du auch kein Beamter, sondern Angestellter und hast nicht ca. 90 Tage Ferien, sondern 30 AT Urlaub wie jeder normale Arbeitnehmer.

Wenn du aber z.B. am Gymnasium regulären Deutschunterricht erteilen willst, dann musst du Germanistik bzw. Deutsch auf Lehramt studieren.

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spanferkel14  30.03.2022, 22:31
@FreiesVoeglein

Wenn du Deutsch auf Lehramt studierst, brauchst du ja in der Regel noch ein weiteres Studienfach, das am Gymnasium unterrichtet wird. Damit hast du im Normalfall genug zu tun. Ich weiß nicht, wie du da zeitlich auch noch ein DaF-Studium unterbringen willst. Und es muss natürlich an der betreffenden Uni auch die Möglichkeit eines DaF-Studiums bestehen. - Es haben sich in den letzten Jahrzehnten so viele Änderungen in den Studiengängen ergeben, allein durch das Umschwenken auf Bachelor- und Master-Studiengänge statt des früheren Staatsexamens, dass ich da echt nicht mehr gut informiert bin. Ich habe meine Staatsexamen irgendwann Mitte der 1970er Jahre gemacht. Dann weißt du, wie alt ich bin! 🤣😇

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FreiesVoeglein  31.03.2022, 07:11
@spanferkel14

Alles klar😅 Was würdest du empfehlen? Würde es sich letztendlich lohnen, Deutsch und Französisch auf Lehramt zu studieren? Ich habe nur Angst, dass all die Jahre bis dahin umsonst gewesen sein könnten, wenn ich keinen Job finde...

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spanferkel14  31.03.2022, 13:44
@FreiesVoeglein

Der Lehrerberuf ist seit einiger Zeit nicht mehr sehr beliebt, was wahrscheinlich hauptsächlich mit der Angst vor Disziplinschwierigkeiten zusammenhängt. Allerdings dürften Gymnasiallehrer davon kaum betroffen sein, da die Gymnasiasten recht zahm sind und sich sehr bemühen, einen guten Schnitt zu erreichen. Das weißt du ja selbst am besten.

Insgesamt scheinen Lehrer aber derzeit Mangelware zu sein. In verschiedenen Bundesländern sucht man händeringend nach Lehrernachwuchs. Teilweise werden anscheinend auch Quereinsteiger genommen, die eigentlich gar nicht über einen ausreichenden Abschluss verfügen. Ich denke, du musst dir keine Sorgen machen. Wenn du nach 5 Jahren deinen Master/Magister hast, wirst du sicher sofort eine Referendarstelle bekommen und nach erfolgreichem Referendariat auch nahtlos übernommen werden.

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Also wenn du Lehramt studieren willst, ist es erstmal wichtig zu wissen wohin zu gehen willst: Grundschule, Mittelschule, Gymnasium?
In der Grundschule musst du dich für ein Hauptfach eintragen und in den anderen Schularten sind es zwei. Je nach Bundesland und Uni sind die Fächer(kombinationen) hier verschieden wählbar.
In der Grundschule musst du neben deinem Fach Mathematik und Deutsch als Didaktikfach studieren. Es sei denn, du hast eines der Fächer als Hauptfach gewählt.

Ich war und bin in Deutsch eine ganz gute Schülerin / Studentin. Trotzdem ist das Studium wahnsinnig aufwändig und einige Themenbereiche sind wirklich unter aller Würde. Ich finde Deutsch zwar sehr interessant und anschaulich, allerdings gibt es Themen, die ich nicht mag. Dazu zählt zum Beispiel die Syntax oder Sprachvermittlung und Sprachbildung. Da musst du dann jedes einzelne Wort von jedem Satz in seine Kategorie einteilen, was dann natürlich auch noch bis zur Morphemebene reicht. Wenn du das gut kannst, bringt dir das für den späteren Beruf gar nichts, da du viel öfter mit Sprachbarrieren zu kämpfen hast als du mit Eltern oder Kollegen fachsimpeln darfst. Ganz nebenbei: ich studiere Deutsch nur im Didaktikfach und bin wirklich froh darüber. Also wenn du praktisch veranlagt bist, gut mit Wörtern, Grammatik und Auswendiglernen kannst, würde ich es versuchen. Ansonsten bist du auch im Didaktikfach schon gut mit dabei.

spanferkel14  18.01.2022, 23:12
Also wenn du praktisch veranlagt bist, gut mit Wörtern, Grammatik und Auswendiglernen kannst, würde ich es versuchen. 

Was hat ein Germanistikstudium denn mit praktischer Veranlagung und Auswendiglernen zu tun? Nichts! Das ist weder Werkunterricht noch musst du Texte lernen wie z.B. ein Schauspieler. - Übrigens, es heißt die Syntax. Als Deutschstudentin solltest du das eigentlich wissen.

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LeadingLady  19.01.2022, 07:30
@spanferkel14

Vielen Dank für deine Korrektur! Beim schnellen Schreiben passiert sowas schon mal ;)
Nein, du musst keine Texte lernen, aber Definitionen und ähnliches. Das ist gerade bei den MC Klausuren von Vorteil.
Woher sind denn deine Erfahrungen? Studierst du auch Deutsch?
Wenn du dein Wissen teilen und dem Fragesteller helfen möchtest, schreibe doch lieber eine eigene Antwort. Die Kommentare ließt hier eigentlich keiner. :)
Liebe Grüße!

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Schule ist nur ein kleiner Teil des Lebens und außerdem noch ziemlich unbedeutend. Wenn du Germanistik studieren willst, dann mach das. Nach deinen Schulzeugnissen fragt dich später kein Mensch mehr.