Blickwechsel 01. September 2019
Deine Fragen an einen Freimaurer
Alles zum Blickwechsel

Inwiefern verkörperst du die Ideale der Freimaurer in deinem Alltag und in welchen anderen Institutionen siehst du diese Ideale teilweise verwirklicht?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo, Hakim.

Bislang die schwierigste Frage - zudem die Persönlichste…

Ich versuchte in meinem alltäglichen Leben als Selbständiger, als Abteilungsleiter und IT-Spezialist (…ich habe beruflich schon so Einiges gemacht…), die Ideale von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität möglichst gut umzusetzen.

„Gut“ heißt hierbei für mich in etwa „harmonisch“.

Habe ich einen Mitarbeiter, der eine „faule Socke“ ist, muss irgendwann auch alle Toleranz einmal ein Ende haben. Brüderlich ist mein Verhalten dann, wenn ich ihn darauf zunächst sanft, zuletzt aber auch deutlich darauf hingewiesen habe, dass sich für mich die auf seinem Verhalten gründenden Handlungsmöglichkeiten deutlich einengen und er mit Konsequenzen rechnen muss.

In der Teamarbeit kann man schwächere Team-Mitglieder „mitziehen“ und in deren Entwicklung helfen, solange es in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Gerechtigkeitsempfinden der anderen Teammitglieder in einem vertretbaren Maß bleibt.

In ähnlicher Weise stehe ich beruflich wie privat jeden Tag in einem erneuten Spannungsfeld, in dem ich widerstrebende Ansprüche Einzelne und meiner Person gegeneinander abwägen muss, um eine möglichst ausgeglichene Lösung zu finden, die niemanden übervorteilen oder überfordern.

Zu b)

Es gibt zahlreiche Organisationen, die Ideale befördern, wie es auch die Freimaurerei tut.

Freimaurerei ist meiner Ansicht nach nicht DER Weg, sich philosophisch oder ethisch-moralisch auszurichten - es ist EINER der möglichen Wege.

Je nach thematischem Fokus der Betrachtung leisten auch

Kirchen, die großen und kleinen NGOs, Gesellschaftclubs wie Rotarier und Lions, Bürgerinitiativen, Gemeinden, die Europäische Union (z. B. Erasmus-Program) großartige Arbeit - oft mit deutlich mehr finanziellem Einsatz, als das im Rahmen der Freimaurerei passiert.

Was mir jedoch an der Freimaurerei gefällt, ist der bodenständig-bescheidene Ansatz:

- „Tu Gutes und sprich darüber“ wird gedanklich ersetzt durch „Tu Gutes, schweige darüber und versuche, noch mehr Gutes zu tun“.

  • Das Verbessern der Welt im freimaurerischen Ansatz beginnt mit dem „Kehren vor der eigenen Tür“. Indem ich mich selbst weiter-entwickele, kann ich durch gutes Beispiel oder aktive Betätigung die Welt zu einem besseren Ort machen.
  • Es gibt keine dogmatisch-vorgedachten Lehren. Die „Lehre“ besteht darin, zum eigenen Nachdenken anzuregen und die Werkzeuge hierfür in die Hand zu legen.
  • Die initiatorische Methode hat sich bereits seit den antiken Mysterienbünden bewährt und findet heute - außer in wenigen Institutionen wie der Freimaurerei - fast keine Anwendung mehr. Dabei ist es ein äußerst nachhaltiger Ansatz, die Beschäftigung mit den großen philosophischen Fragen der Menschheit im Unbewussten zu verankern - woraus sich für das individuelle Leben wertvolle Einsichten und Handlungsalternativen ergeben.

Solltest Du weitere „harte Nüsse“ in petto haben - nichts wie her damit. Selbst die Beschäftigung mit den heute hier gestellten Fragen, setzt wertvolle Denkprozesse in Gang.

Herzliche Grüße

krato333

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Hakim, Community Manager 
Fragesteller
 04.09.2019, 13:06

Vielen Dank für Deine ausführliche und gute Antwort! :-)

1