Intellektuell total anders als Familie?

7 Antworten

Hallo!

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Alkohol war schon immer ein guter Freund.

liegt der Schlüssel. Ein Drittel der Menschen, die mit einem alkoholkranken Elternteil aufwachsen, werden selbst Alkoholiker, ein Drittel wird 'typischer Angehöriger' und ein Drittel entwickelt - oberflächlich betrachtet - eine Resilienz, scheint also unbeeinflusst von den kranken Familienstrukturen.

Früher war es so, dass es viele Möglichkeiten gar nicht gab, die unsere Generation (bin auch 33) schon nutzen konnte. In vielen Familien musste zugepackt werden statt gelernt, Abitur war illusorisch, selbst wenn man es drauf gehabt hätte und sehr begabt war - vor allem im "Arbeitermilieu" war es früher vorbestimmt, dass man die Volks- bzw. Hauptschule besucht, eine Lehre macht oder gleich als ungelernter Hilfsarbeiter in die Fabrik geht. Selbst sehr intelligente und gebildete junge Leute hatten keine andere Wahl.

Wer Kaufmann lernen wollte, lernte was "Unnützes" und war entsprechend geächtet; wer Beamter wurde, war der weitestgehend verdammte "Sesselfurzer" und wurde noch ob seiner Pensionsansprüche beneidet und beschimpft. Ich habe solche Situationen noch als Kind in den 90ern miterlebt - auch meine Kindheit und Jugendzeit spielte sich in einem Arbeitermilieu ab, wo wir eine der wenigen Nicht-Arbeiter-Familien waren und durchaus Imageprobleme hatten.

Heute ist das anders bzw. war es bei uns auch schon und in unserer Elterngeneration ebenfalls. Dennoch war es z.B. für meine Mutter ein Kampf, dass sie (Abitur 1987) aufs Gymnasium gehen und studieren konnte/Lehrerin wurde - meinem Opa war das überhaupt nicht recht und er hatte sein Leben lang Probleme damit, wobei da auch andere Probleme mitmischten, die meine Mutter verursacht hat. Andererseits sind viele Kinder und Jugendliche auch selbstbewusster geworden und setzen ihre Meinung schon irgendwie durch.

Schlechter Umgang mag auch ein Thema sein, egal ob in Familie, Siedlung oder Schule. Andererseits gibt es Leute aus prekären Verhältnissen, die alles dran setzen, da raus zu kommen und es mit viel Kraft und Eigeninitiative nicht selten auch packen - wenn auch oft unter großen Opfern und Entbehrungen.

Ich selbst arbeite bei einer Zeitung. In meiner Heimat galt ich bis zu meinem Wegzug vor etwa fünf Jahren als "der Akademikertrottel", der zu blöd sei für Bauerei, Feld und Handwerk, aber eine völlig überbezahlte Stelle bei einer Zeitung habe es dann ja doch noch gereicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ist bei mir ähnlich. Mein Vater und Bruder haben zwar studiert, allerdings hat meine ganze Familie extrem primitive und rückschrittige Ansichten und Vorstellungen. Sie sind ein wenig wie klassische „Dorftrottel“ die sehr begrenzt denken und denen ähnlich wie deiner Familie der Blick für das Große Ganze fehlt. Ich beziehe sie jetzt einfach nur noch in ausgewählte Lebensthemen mit ein und halte mich aus ihren stumpfsinnigen Diskussionen heraus.

Ich kenne viele Menschen, denen es ähnlich geht wie dir. Du liebst deine Familie sicherlich, aber sie werden vielleicht nicht verstehen können, warum du so denkst und fühlst. Du kannst leider nicht beeinflussen, was sie aus ihrem Leben machen. Doch du kannst dir Gleichgesinnte suchen, mit denen du über die Themen sprechen kannst, die dich bewegen. So kannst du dich mehr verstanden fühlen. Vielleicht eignen sich gewisse Alltagsthemen ja mehr als Gesprächsthema, das du mit deiner Verwandtschaft besprechen kannst.

Lennox19901607 
Fragesteller
 01.08.2023, 22:36

Meine Schwiegerfamilie ist das krasse Gegenteil. Schwiegermama=Lehrerin, Schwager=Dr. der Medienwissenschaften und Dozent an einer Uni, Schwägerin=Dr. der Rechtswissenschaften und Richterin, die zwei Kinder= etwas anderes außer Note 1 kennen die nicht. Am Anfang habe ich mich nicht getraut etwas vor ihnen allen zu sagen, weil ich dachte die hören, dass dumm bin. Aber dann ist mir klar geworden, dass ich genau diesen Input immer gesucht habe.

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blurryeyes22  01.08.2023, 23:18
@Lennox19901607

Wenn du dich mit diesen Leuten verstehst und sich dein Selbstbewusstsein diesbezüglich gestärkt hat, kannst du ja vielleicht auch mit ihnen über gewisse Themenbereiche diskutieren?

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Total anders ist wohl was anderes, als Beamtenlaufbahn. Du sprichst so, als ob du der Einstein selbst wärst. Das wäre intellektuell total anders.

Man sieht, dass du dich von deiner Ursprungsfamilie in Richtung Schwiegerfamilie absetzen willst. Warum nicht? Unterschätze aber " einfache Leute" nicht. Vielleicht verstehst du sie einfach nicht.

Lennox19901607 
Fragesteller
 02.08.2023, 20:30

Ich habe mich extra ganz vorsichtig ausgedrückt. Für mich sind alle gleich. Ich bin nichts besseres als eine Putzfrau. Aber der Bundeskanzler ist auch nichts besseres als ich.

Ich wollte lediglich wissen, ob es in anderen Familien auch so gravierende Unterschiede gibt. Und ja, für mich ist es gravierend, wenn alle nicht über die Hauptschule hinausgekommen sind, aber einer aus der Familie Fachabi und eine Beamtenlaufbahn macht.

Ich muss auch dazu sagen, ich war nie auf dem Gymnasium. Meine Mutter wollte es nicht und ich war als Kind machtlos. Heute weiß ich, sie hat den Gedanken nicht ertragen, dass ihr Kind mehr erreicht als sie selbst. Also musste ich mich als Erwachsene nochmal an die Schulbank setzen, weil es mir als Kind verwehrt geblieben ist.

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