Ich lese grade einEN Roman und habe den folgenden Satz gelesen "das sanfte Glosen der Kerzen". Was bedeutet "glosen"?

4 Antworten

Wenn es dich tröstet: Ich habe den Begriff hier auch das erste Mal gelesen. Aus dem Zusammenhang konnte es aber nur so etwas wie "das sanfte Glühen der Kerzen" heißen und das bestätigt auch der Duden.

http://www.duden.de/rechtschreibung/glosen

Die Bemerkung "landschaftlich" drückt aus, dass es sich um einen regional gebräuchlichen Ausdruck handelt. In meiner Gegend wird er offensichtlich nicht gebraucht.

Koschutnig  07.02.2017, 15:25

"hier das erste Mal gelesen"? Dann dürftest du's sicher das eine oder andere Mal überlesen haben:

•Allmählich sah er weder Basini mehr, noch die heiß glosenden Lampen, noch fühlte er die tierische Wärme ringsumher (Robert Musil, Törleß)
•Die glosenden Reste eines Feuers (Franz Werfel, Die 40 Tage des Musa Dagh)
•Die Obermagd goß Wasser aus einem Krug auf die glosende Matratze und die hinteren verkohlten Bettpfosten und trat die glimmenden Funken in dem Stroh und Reisig aus (Hugo von Hofmannsthal, Andreas)
•Der Jäger und sein Weib schauten gelassen auf die glosenden Trümmer (Hans Carossa, Eine Kindheit)
•Ihre Treiber hatten rotglosende Feuer aus Dung und Palmenrippen angefacht, aus denen glimmende Rauchfäden aufstiegen (Alma Johanna Koenig, Sahara)
•Die Mittagssonne gloste und gleißte (Clara Viebig, Berliner Novellen)
•Es war ja ein Gebirge von Rauch, ein Ocean von donnernden Flammen, sengend und glosend fuhr der Atem Vulcans herauf. (Wolf von Niebelschütz, Der blaue Kammerherr)
•Als sich der Archivar dem Scheiterhaufen wieder näherte ... ,  gloste das Feuer noch (Hermann Kasack, Die Stadt hinter dem Strom)
• Die eine Hälfte von ihr war durch und durch verderbt, durch und durch verfault, mit einer lasterhaft glosenden Phantasie, und frech bereit zu tun, was ihr die Phantasie vormalte (Jakob Wassermann, Oberlins drei Stufen…)
•der Turmhelm von Sankt Nikolai stand noch in rosigem Schaum, glimmte und gloste und tat sein Bestes, die letzte Fackel des Tages in den weichen und warmen Äther zu heben (Joseph von Lauff: Die Tragikomödie im Hause der Gebrüder Spier ).

•Das Feuer unter der Parrilla gloste noch (Uwe Timm, Der Schlangenbaum)
•Ein Rasseln fuhr aus Schlund und Nüstern, Strähnen von Rauch, aber sein Feuer gloste nur schwach im Schlummer.(Rudolf Simek, Mittelerde. Tolkien und die german. Mythologie)
•Schließlich glost das Feuer mit stark rauchender Flamme, und der junge Künstler krümmt sich hustend.(Brigitte Birnbaum, Das Schloss an der Nebel: Historische Erzählungen über das Güstrower Schloss)

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adabei  07.02.2017, 15:29
@Koschutnig

Das kann gut sein, obwohl ich zugeben muss, dass ich keines der oberen Werke gelesen habe. Aus dem Zusammenhang wäre mir die Bedeutung natürlich immer klar gewesen.
Mit "Glut" bzw. "Feuer" kommt es mir auch weniger ungewöhnlich vor als für das "Glühen einer Kerze".

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LolleFee  07.02.2017, 16:41
@earnest

Man muss noch nicht einmal "nicht so belesen" sein, um diese Literatur noch nicht gelesen zu haben. Wie viele Bücher gibt es wohl allein seit Beginn des Buchdrucks? Ich bekenne, dass ich aus der Liste auch noch nichts gelesen habe.

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Kerzen glosen eigentlich nicht. Ein Feuer aus  Kohle oder Holz glost, wenn da nur noch ein leichtes Glühen oder Glimmen zu bemerken ist. Das kann gefährlich sein, wenn  man glaubt, das Feuer sei komplett aus, denn ein leichter Windstoß kann das glosende Feuer schnell wieder zum Aufflackern bringen.

Solche "Vokabelfragen" beantwortet zumeist der Online-Duden. So auch hier.

P.S.:

Ich lese gerade einen Roman und habe folgenden Ausdruck gelesen: "Das sanfte Glosen der Kerzen". Was bedeutet "Glosen"? Ich habe einige Wörterbücher benutzt und keine Übersetzung gefunden. 

Gruß, earnest

Gemäß Wahrig's Wörterbuch ist es Oberdeutsch für ,,Schimmern" und hängt mit ,,Glas" zusammen.