Hund bellt fremde Menschen an? Was tun?

4 Antworten

Ich weiß echt nicht warum hier immer erzählt wird, das ein unsicherer, ängstlicher oder gar Angsthund mit ignorieren oder Sicherheit der Halter behandelt werden könnte. Das ist solch ein Unsinn.

Ich meine mal ehrlich ich habe Zeit meines Lebens noch keinen sicheren Hund gesehen der durch die Unsicherheit der Halter unsicher geworden wäre…wieso sollte dies andersherum funktionieren?

Unsicherheit, Ängstlichkeit oder Abgst entstehen im Kopf und bedingt gewisser Erlebnisse nicht durch die Unsicherheit der Halter.

Klar ist es nicht hilfreich wenn ein unsicherer/ängstlicher Hund auch noch einen ängstlichen Halter hat, aber ein sicherer Halter kann die Unsicherheit auch nicht heilen.

Zumal wenn es dann um das ignorieren geht, der Mensch sich dann in Hundeaugen asozial verhält, denn unter Hunden findet (so wie bei einigen anderen Arten auch) Social Support statt.

Ein unsicherer Hund der vom Halter in beängstigenden Situationen noch ignoriert wird, schädigt das Vertrauensverhältnis und im schlimmsten Fall landet der Hund mit solchen Erziehungskonstrukten in der erlernten Hilflosigkeit.

Bei diesem wie von Fs beschriebenem Verhalten, sollte der Hund weder von Haltern die wie Arnold Schwarzenegger durch die Gegend laufen noch mit sanktionierenden Maßnahmen „erzogen“ werden.

Ganz einfaches Distanztraining mit pos. Verstärkern wo über der Reizschwelle aber unter der Reaktionsschwelle gearbeitet wird, verhilft zu einer nachhaltigen Verbesserung des Verhaltens.

Als Verstärker (primäre=bedürfnisbefriedigende Verstärker) kann man die Distanzierung vom Auslöser nutzen und mit jeder Trainingseinheit lernt der Hubd, das Menschen nichts schlimmes bedeuten.

In Gegenden wo man nicht ausweichen kann, wird als Managementmassnahme der pos. aufgebaute Geschirrgriff genutzt, den noch in Verbindung mit der intermediären Brücke und man hat bald einen Hund mit dem auch guten Gewissens durch Menschenmengen laufen kann.

Das neben einen hinsetzen lassen während Menschen auf einen zulaufen, bringt den Hund in einen Konflikt und das wieder kann in unachtsamen Momenten auch zu einem abschnappten schlimmstenfalls zu einem beissen mit Beschädigungsabsicht führen und ich denke nicht, dass das im Sinne des Halters liegt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
questi0ns 
Fragesteller
 14.09.2021, 21:58

Hallo! Danke für deine ausführliche Nachricht! Könntest du mir vielleicht noch genauer erklären wie man so ein Distanztraining aufbaut, damit wir dass gleich richtig umsetzen können? Und bei dem Geschirrgriff: halte ich sie dabei einfach nur fest und gehe mit ihr so weiter, oder lenke ich sie währenddessen ab? Würde mich sehr freuen, wenn du sie Zeit findest mir das zu erklären! Liebe Grüße

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Elocin2910  14.09.2021, 22:36
@questi0ns

Distanztraining macht ihr am besten mit einer Hilfsperson. Ihr müsst dort anfangen zu trainieren, wo der Hund die Person sieht aber noch nicht auf diese Person reagiert in Form von bellen. Das ist dann die Distanz die gewählt werden sollte.

Nun bewegt sich ja so eine Person auch und jedes einfache hingucken vom Hund zu dieser Person wird gelobt und ihr „flüchtet“ gemeinsam weg von dieser Person. Baut das wie ein Spiel auf, so bekommt der Hund auch Spaß dabei und das wieder lässt Hormone fließen und diese sorgen für eine positive Stimmung beim Hund.

Klappt das gut und der Hund bellt bei dieser Distanz nicht mehr wird sie verringert, das macht man so lange bis der Hund es schafft an Personen ruhig vorbeizugehen, ohne an der Leine zu rücken oder auch ohne das man den Hund ins Fuß nehmen müsste, denn auch das bringt ihn in einen Konflikt und wie oben schon erläutert ist das nicht ratsam. Möchte der Hund ausweichen, so lasst ihm diese Möglichkeit, alles ist besser als bellen insofern es eben friedlicher Natur ist.

Bezüglich des Geschirrgriffs, nein so bitte gar nicht, der Geschirrgriff muss zwingend notwendig zu Hause aufgebaut werden ohne jegliche Umweltreize.

Nur dann und auch nur bei wirklich gutem und akkuratem Aufbau sollte er unter Aussenreizen angewandt werden, lieber länger ohne Reize trainieren als sich den kompletten Aufbau zu versauen.

Schau mal da, da ist der Aufbau des Geschirrgriffs wirklich schön Schritt für Schritt erklärt:

https://www.weltstadt-mit-hund.de/geschirrgriff/

Ja ich weiß, das ist alles ne Menge Arbeit, aber die lohnt sich, denn ein Hund der so Schritt für Schritt lernt das Menschen keine Gefahr darstellen, der wird auch mit der Zeit selbständige friedliche Lösungen anbieten und wenn er das tut, arbeitet er mit Euch zusammen, da er auch gelernt hat sich auf Euch zu verlassen.

Lernt ihn auch zu lesen, blinzeln, über die Nase lecken, Kopf wegdrehen, Schwanzwedeln mit bedeckter Analregion können Anzeichen für ein bevorstehenden Übersprung sein, lernt das wahrzunehmendes greift da schon ein.

Bogen laufen, entgegengesetzte Richtung, hinter Euch stellen (sollte auch zu Hause aufgebaut werden), so lange bis der Geschirrgriff gut sitzt.

Den könnt ihr dann wenn er gut aufgebaut ist, auch ohne Leine nutzen.

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Einmal hast du die Wahl zielstrebig und gelassen zügig weiter zu gehen.

Oder du kannst ihn aber auch mit Leckerchen, bzw. einer Tube Streichwurst an den Passanten vorbei locken. Der Hund lernt schnell, dass es besser ist sich an dir zu orientieren.

Die Streichwurst hat den Vorteil, dass sie intensiv riecht und du den Hund lecken lassen kannst, bis die Situation vorbei ist. Ist allemal lustvoller sich der Leberwurst hin zu geben als Leute und andere Hunde zu verbellen.

Eine weitere Möglichkeit ist den Sichtkontakt zu unterbrechen.

Die Wahl der Methode ist immer auch eine Frage davon, was einem gerade zur Verfügung steht.

Gegen eine Schachtel Eis findet man auch immer ein paar Kinder oder Jugendliche die einem helfen solche Situationen zu stellen. So kann man auch die Begegnungen mit Velos, Rollern, Joggern, Kinderwagen etc. sehr gut üben.

Und die Hundeschule konnte euch nicht sagen was ihr tun sollt? Dann würde ich mal den Trainer wechseln.

Wenn der Hund unsicher ist, dann müsst ihr ihm eben Sicherheit geben. Also einfach nicht zulassen dass er die Leute anbellt. Ihr müsst ruhig und gelassen bleiben, die anderen Menschen interessieren euch gar nicht. Der Hund muss ich an euch orientieren können. Also wenn ihr komisch reagiert wenn die Leute kommen weil ihr schon erwartet dass der Hund wieder bellt Dann wird er das auch tun.

Wenn er das Kommando bei Fuß kennt, Dann lass ihn neben dir laufen, und sieh zu das du zwischen dem Hund und den anderen Menschen bist. Anfangs kannst du einen kleinen Bogen laufen damit der Hund genügend Abstand hat.

Übt es jeden Tag 10 Minuten in einer Gegend wo viele Menschen sind.

Wichtig ist dass der Hund niemals vor dir her läuft, und dass du die Haltung ausstrahlst „wir gehen da jetzt vorbei - das ist nicht gefährlich“

In der Hundeschule wird dir dazu kein Tipp gegeben wie man dieses Verhalten abtrainieren kann?

Ich würde folgendes versuchen.

  • Hund anleinen.
  • Fängt er an zu bellen mit der Leine an sich heranziehen (zügig, aber nicht zu kräftig, der Hund soll ja nicht gewürgt oder verletzt werden) und stehen bleiben.
  • Dann den Hund ignorieren bis er aufhört zu bellen. Kein "Aus!" oder "Schluss!" oder "Böser Hund!" oder "Das darfst du nicht!". Ignorieren heißt ignorieren. ALs wäre der Hund nicht da
  • Geduldig warten, bis der Hund aufhört zu bellen und sich auf dich fokussiert. Nicht einfach weiterlaufen. warten bis der Hund sich auf dich fokusiert. Ihn auch nicht rufen oder so. Der Hund will vielleicht weiter und ist nunv erusichert, warum du nicht mitkommst. Irgendwann wird er dich "fragend" anschauen.
  • Nun den Hund loben (z.B. mit Leckerchen)

Was soll der Hund damit lernen? Dass du den Ton angibst.

Das musst du sicherlich Tage oder Wochen durchhalten. Danch kann man das dann Schrittweise ändern. Und nicht mehr stehen bleiben und einfach weitergehen. Wichtig: Wenn der Hund was richtig macht, wird er gelobt werden. Macht er was falsch wird er nicht bestraft, die Übung wird dann wiederholt und macht der Hund es richtig, wird er belohnt. Irgendwann macht es klick und der Hund weiß was er machen soll.

Daneben musst du an dir selbst natürlich auch arbeiten. Wenn du unsicher bist, überträgst du dein Verhalten auf deinen Hund. Du musst an dir arbeiten selbst mehr Sicherheit auszustrahlen.

Eine Hundeschule trainiert auch weniger den Hund, sondern viel mehr dessen menschlichen Halter ;)

Elocin2910  13.09.2021, 14:25

Bitte nicht schreiben wenn man sich nicht auskennt, danke!

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