Hochzeiten in China

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Ich kenne in China persönlich nur Mittel- und Oberschicht in Großstädten an der Ostküste. Dort kennt man Zwangsheiraten in den letzten 30 Jahren eigentlich nicht. Es gibt aber viel Einfluss des gesellschaftlichen Umfeldes auf die Partnerwahl.

So ist es anders als in Deutschland völlig selbstverständlich, dass ab einem Alter von etwa 20 Jahren Eltern wie auch alle Verwandten und Freunde ständig auf Suche nach geeigneten und standesgemäßen Partnern für ihre noch unverheirateten Kinder, Verwandten und Freunde sind. Kandidaten werden dann mit eindeutigen Absichten miteinander bekannt gemacht. Es gibt also nicht die in Deutschland übliche Situation, dass jemand im Alter von 25 Jahren noch nie mit einem Geschlechtspartner über Heiratspläne gesprochen hätte. Die Verkuppelten haben aber völlige Freiheit, den anderen sympathisch zu finden und eine Verlobung einzugehen oder abzuwarten oder abzulehnen. Ich kenne keinen Fall, wo eine Ablehnung eines der Kandidaten von außen negativ bewertet worden wäre. Dann wird es eben Zeit für den nächsten Vorschlag ...

Dann wird natürlich irgendwann der Druck groß, wenn jemand mit 30 noch nicht unter der Haube ist - das kann dann schon wie Zwang wirken - aber nicht jemand Konkretes zu heiraten, sondern überhaupt zu heiraten.

Ein gewisser Zwang zur Heirat wird von der Gesellschaft auf die ausgeübt, die eine Verlobung auflösen wollen, wenn dadurch der Partner seine Aussichten auf eine gleichwertige Partie verlieren würde.

Anders herum kann in China oft ein gesellschaftlicher Zwang zur Scheidung entstehen. Eine Scheidung ist in China viel einfacher als in Deutschland. Man geht einfach zusammen zur Stadtverwaltung - und falls beide zustimmen die Ehe sofort geschieden, ohne weitere Rechtsansprüche.

Wenn ein Partner z.B. verurteilt wurde - wegen eines wirklichen Verbrechens oder als politischer Gegner der kommunistischen Regierung - dann verlangt das gesellschaftliche Umfeld von dem anderen Partner oft die sofortige Scheidung. Dies geschieht auch zum Schutz des nicht verurteilten, da sonst seine gesellschaftliche Ächtung folgen würde.

Zwangshochzeiten nicht, aber in der Regel suchen die Eltern einen passenden Partner aus. Denn die sind besorgt, dass ihre Kinder eine "gute Partie" abbekommen, also jemanden, der finanziell ähnlich gestellt ist wie die eigene Familie.

Wie Mixia ganz richtig sagt ist oft der gesamte Freundeskreis dabei, sich gegenseitig Kandidaten vorzustellen. Dass man jemanden "einfach so" kennenlernt (also nicht über einen anderen Freund oder Familienmitglied) gibt es eher selten.

  1. Definiere Zwangshochzeit. Arrangierte Ehen sind überall auf der Welt äußerst üblich.

  2. China hat mehr als 1 Milliarde Einwohner und haufenweise Minderheiten, selbst innerhalb einer Volksgruppe gibt es unterschiedliche Traditionen und Lebensweisen.

  3. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land, modernen, jungen Chinesen und der "traditionellen" Elterngeneration sind zu groß um einfach nur einen Durchschnitt an Daten sammeln zu können.

Beispiele:

In Pekin treffen sich einige Mütter tatsächlich in einem Park, zeigen sich gegenseitig Bilder ihrer Kinder und treffen dann Verabredungen für diese. Die Kinder wiederum nehmen diese Bemühungen überhaupt nicht ernst (zumindest wohl meißtens) - auf dem Land dürfte das komplett anders aussehen.

In Tibet kommt es z.B. oft vor, dass eine Frau zwei oder sogar mehr Männer (meist Brüder) heiratet.

Man kann generell aber davon ausgehen, dass Hochzeiten sehr, sehr wichtig sein müssen - nicht nur aus traditionell kulturellen Gründen, sondern auch vor dem Hintergrund der 1-Kind-Politik.

Wo kommt denn wieder diese "Weisheit" mit den "Zwangshochzeiten" her? Irgendwann in der Geschichte wird es schon elterliche Kuppeleien gegeben haben, die v. a. wirtschaftlich begründet gewesen und der Erhaltung der Sippe gedient haben dürften. Das offizielle Hochzeitsalter ist 18. Heutzutage wird auch nicht mehr so schnell geheiratet, weil da ebenso Fragen wie Karriere, materielle Absicherung der Frau durch den Mann, sich erstmal "austoben" usw. eine zunhemende Rolle spielen. Die Traditionen zu den Hochzeitsfeiern verwestlichen auch immer mehr: Frauen in langem weißen Kleid, Mann in Anzug; Restaurant, ausgiebige Feierei, Eheschließungen zunehmend aus rationalen Erwägungen. Auf jeden Fall standesamtliche Eheschließung, die Christen (und andere Religionsanhänger) dort müssen sich sehr "bedeckt" halten, wenn sie kirchlich-religiös heiraten wollen. Und was immer typischer wird: der Umgebung zeigen, dass man Geld und Vermögen hat. Hat man letzteres nicht so reichlich, verlaufen die Feiern eben auch etwas bescheidener.

Als ich in China war habe ich einige Hochzeiten gesehen. Es wurde so viel Werbung gemacht. An jeder Ecke wurden Fotos fuer ein Magazin geschossen. Ich bin mal an einer Hochzeit vorbeigelaufen, da waren welche in Kostuemen von Donald und Daisy Duck, Hello Kitty und ne Kuh (war das Jahr der Kuh). Hochzeiten sind sehr bunt mit viel Ballons und Kitsch, jedenfalls, die ich gesehen habe.