Heimlich Verhütung absetzen - sollte das strafbar sein?

Das Ergebnis basiert auf 77 Abstimmungen

W - Nein, sollte NICHT strafbar sein 32%
M - Ja, sollte strafbar sein 27%
W - Ja, sollte strafbar sein 23%
M - Nein, sollte NICHT strafbar sein 17%

28 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
W - Ja, sollte strafbar sein

Es IST bereits strafbar, dem Partner zu suggerieren, dass mit Kondom verhütet würde und dann die Verhütung zu sabotieren.

Verbreiteter ist das zwar anders herum, also dass Männer während dem Sex heimlich das Kondom abziehen ("Stealthing"), aber denkbar sind natürlich auch andere Konstellationen. Es gab auch schon einen Fall, wo eine Frau verurteilt wurde, weil sie Löcher in die verwendeten Kondome gestanzt hatte.

Wichtig zu wissen: bestraft wird nicht eine eventuelle Schwangerschaft. Bestraft wird der Fakt, dass der Sex nur unter der Bedingung einvernehmlich war, dass ein Kondom benutzt wurde.

Folglich war der Sex nicht einvernehmlich und damit befinden wir uns im Rahmen der Strafbarkeit des §177 StGB, also des sexuellen Übergriffs, bzw. Vergewaltigung.

Bei den Urteilen liegt die Strafe in etwa zwischen sechs und acht Monaten zur Bewährung.

Allerdings ist es natürlich schwierig, das nachzuweisen. In dem Fall oben hatte der Mann einen Verdacht und bei einer Durchsuchung fand die Polizei in der Wohnung der Frau präparierte Kondome.

Und dann ist es nochmal fraglicher, wie es bei der Pille aussieht. Der springende Punkt am Kondom ist ja, dass es nicht nur vor Schwangerschaften, sondern auch vor Krankheiten schützt. Gerade der Schutz vor Krankheiten funktioniert in beide Richtungen - beide Geschlechtspartner werden wirkungsvoll vor Ansteckung geschützt, was untergraben würde, wenn das Kondom manipuliert wäre.

Wenn ein Mann der Frau suggeriert, er würde mit intaktem Kondom verhüten, dann hat die Frau im Zweifelsfall gesundheitliche Schäden durch Krankheiten oder Schwangerschaften.

Wenn aber eine Frau dem Mann suggeriert, sie würde die Pille nehmen, hat der Mann keinen Nachteil dadurch, dass sie die Pille nicht nimmt. Eine missbräuchliche Schwangerschaft gibt es nicht; die Schwangerschaft beeinträchtigt den Mann nicht körperlich oder gesundheitlich und die Unterhaltszahlungen sind kein Vermögensschaden im Sinne des BGB. Ein Kind ist kein "Schaden" und man kann die Existenz des Kindes nicht von dem Unterhaltsanspruch, den es hat, trennen. Demzufolge gibt es keinen Schaden für den Mann, wenn die Frau ihn glauben lässt, sie würde die Pille nehmen und das aber nicht tut.

Deswegen würde ich eine Strafbarkeit in diesem Fall - also dass die Frau behauptet, die Pille zu nehmen, es aber nicht tut - eher verneinen.

Es ist halt ein Dilemma. Jahrhundertelang war die Frau auf die Kooperation des Mannes angewiesen, wenn sie kein Kind wollte. Seit der Einführung der Pille hat sich das umgekehrt. Die Pille für den Mann ist zwar seit langem in der Diskussion, aber bisher immer noch nicht fertig entwickelt, bzw. zugelassen.

Deswegen bleibt Männern, die definitiv kein Kind wollen, nur die Möglichkeit, immer mit eigenen Kondomen zu verhüten oder alternativ über eine Vasektomie nachzudenken.

Moralisch gesehen ist es aber grundsätzlich falsch, wenn Frauen suggerieren, sie würden verhüten und tun es absichtlich nicht. Es ist dem Mann (und auch dem ggf. entstehenden) Kind gegenüber unfair.

Schwieriges Thema.

Als Frau kannst du hier eigentlich extrem die Entscheidungen treffen.

Wenn du nicht Schwanger werden willst, kannst du etwas nehmen, oder dir ne Spirale reinmachen oder du verweigerst den Sex wenn er kein Kondom trägt.

Also wenn eine Frau sagt "Ja ich verhüte". Und dann die Verhütung aber weglässt.

Finde ich das moralisch Bedenklich.

Wenn du als Mann eine Frau schwängerst, Sie aber nicht schwanger werden wollte, zahlst du ja auch keine Strafe. Wenn ihr euch dann trennt, bekommt die Person bei der das Kind bleibt, von der anderen Person Geldunterhalt bezahlt.

Dieser Geldunterhalt, sollte normalerweise 100% für das Kind aufgewendet werden.
Wenn jetzt aber wegen keiner Verhütung, der Geldunterhalt gestrichen wird, fände ich das schwierig, weil das Wohl des Kindes darunter leidet. Das wäre der Fall in einer Sozial eher schwächeren Familie der Fall.
Ich fände es Gerecht, wenn das Gesetz/Gericht, je nach Fall bzw. einkommen entscheidet. Wenn eine Frau das 3. Mal wenn so verarscht, finde ich das zb. schlimmer als wenn das zum Ersten mal passiert.

Aber wie du siehst, da kann man sehr weit gehen. Und auch ganz viel drüber nachdenken und diskutieren. Also ganz schwieriges Thema.

Tand0r  19.03.2023, 13:18
Als Frau kannst du hier eigentlich extrem die Entscheidungen treffen.

Aber ja nur weil es sich in unser Gesellschaft so eingebürgert hat das Verhütung Frauensache ist.

Das darf ein paar in einer Beziehung gerne so handhaben wenn der Mann darauf vertraut.

Aber das sollte niemals gesetzlich so geregelt sein.

Wer kein Kind will muss sich um Verhütung selber kümmern, so einfach ist das.

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M - Nein, sollte NICHT strafbar sein

Hi,

für eine Straftat sehe ich hier einfach eine zu schwache Grundlage gegeben - das sind zum einen Unwägbarkeiten (Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Erkrankungen wie Durchfall oder Erbrechen) auch bei korrekter Einnahme der Pille, zum anderen die schwierige Beweisbarkeit von "nichts gewusst haben".

Das ist quasi der Versuch, eine Nichtexistenz zu beweisen - das scheitert sowohl an der großen Frage "Gibt es einen Gott?", wie auch im kleinen.

Eine eidesstattliche Versicherung unter Zeugen vor jedem Geschlechtsverkehr zwecks Rechtssicherheit fände ich dann doch...etwas praxisfern...

Aber in einer Beziehung vertraut man einander und spricht sich miteinander ab. Jemandem ABSICHTLICH gegen dessen Willen ein Kind unterzuschieben ist asozial.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

LG

Loka95 
Fragesteller
 30.12.2022, 15:10

Es geht auch nicht darum ob ein Unfall passiert. Sondern wenn sie zb sagt sie würde die Pille nehmen, obwohl sie ihr nie verschrieben wurde.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 15:14
@Loka95
Es geht auch nicht darum ob ein Unfall passiert.

Dessen bin ich mir wohl bewusst ^^

Sondern wenn sie zb sagt sie würde die Pille nehmen, obwohl sie ihr nie verschrieben wurde.

Und genau hier kommen wir zu dem spannenden Punkt: der Beweisbarkeit.

Frau kann grundsätzlich behaupten, es dem Mann gesagt zu haben - dieser wird in aller Regel daran scheitern, das "Nichtwissen" zu beweisen. Damit würde Aussage gegen Aussage stehen; damit gilt "In dubio pro reo".

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atm77  30.12.2022, 15:52
@Loka95

Das ist aber eigentlich kein gutes Argument gegen ein Gesetz.

Vieles was strafbar ist, ist schwer beweisbar. -Das ist aber kein Grund falsches Verhalten zu legalisieren.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 16:11
@atm77
Vieles was strafbar ist, ist schwer beweisbar.

Es geht hier nicht um eine schwere Beweisbarkeit, sondern eine nahezu unmögliche Beweisbarkeit. Die Analogie zum "Gottesbeweis" hinsichtlich des Nichtwissens ist nicht zufällig gewählt ^^

Das ist aber eigentlich kein gutes Argument gegen ein Gesetz.

Ein Gesetz, bei dem es in einem Strafverfahren an der Überprüfbarkeit des objektiven Tatbestands scheitert, ist aus meiner Sicht unsinnig.

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atm77  30.12.2022, 16:16
@SaniOnTheRoad

Aus meiner Sicht nicht.

Es geht auch darum zu sagen, weches Verhalten erwünscht ist und welches nicht.

sondern eine nahezu unmögliche Beweisbarkeit

Hier ist eben der Knackpunkt.

Wie gesagt: es gibt viele Gesetze, die kaum durchzusetzen sind. -Das ist aber eben kein (gutes) Argument falsches Verhalten einfach zu tolerieren.

Wenn es auch nur einen Fall gibt, wo das Gesetz erfolgreich angewendet werden kann, hat es sich schon gelohnt.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 16:33
@atm77
Aus meiner Sicht nicht.

I agree to disagree ;-)

Es geht auch darum zu sagen, weches Verhalten erwünscht ist und welches nicht.

Durchaus - dabei sollte das Gesetz meines Erachtens allerdings auch umsetzbar sein und nicht dem bloßen Selbstzweck dienen.

Wie gesagt: es gibt viele Gesetze, die kaum durchzusetzen sind. -Das ist aber eben kein (gutes) Argument falsches Verhalten einfach zu tolerieren.
Wenn es auch nur einen Fall gibt, wo das Gesetz erfolgreich angewendet werden kann, hat es sich schon gelohnt.

Genau das sehe ich anders: ein Gesetz, das praktisch kaum umsetzbar ist, bringt meines Erachtens keinen Mehrwert.

Es greift hier die "normative Kraft des Faktischen": wenn Verstöße gegen ein Gesetz an der Beweisbarkeit (und damit entsprechend der Durchsetzung des geltenden Rechts) scheitern, ist das Gesetz de facto inexistent.

Ein de facto inexistentes Gesetz führt dementsprechend genauso zur Toleranz eines moralisch abzulehnenden Verhaltens wie ein de jure nicht existentes Gesetz - nur mit mehr Aufwand und Kosten.

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atm77  30.12.2022, 16:36
@SaniOnTheRoad

Mit der Argumentation könnte man auch das "Böllerverbot" abschaffen.

De Facto gibt es keine Grenzkontrollen und jeder jeder kann ungehindert Böller jeglichen Kalibers importieren (sogar per Expressversand).

Die rechtliche Situation ist reine Makulatur.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 16:40
@atm77
Mit der Argumentation könnte man auch das "Böllerverbot" abschaffen.

Ehrlich? Das könnte man auch - ein wirkungsloses Gesetz ist nun mal ein nutzloses Gesetz.

Oder anders: die Existenz des Verbots ändert nichts am Zustand.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 16:43
@atm77
Dann stehst du mit deiner Meinung aber relativ alleine.
Offenbar möchte unsere Gesellschaft viele de facto wirkungslose Gesetze trotzdem haben.

Du, damit kann ich in diesem Falle ziemlich gut leben ^^ - es ändert ja nichts an der Tatsachen.

Unseren Phillipus würde ich allerdings nicht unbedingt als "Maßstab" für unsere Gesellschaft sehen ;-)

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atm77  30.12.2022, 16:45
@SaniOnTheRoad

Der Punkt ist, dass wir viele (deiner Meinung nach nutzlose) Gesetze bereits haben.

Also wollen wir sie haben. -Wir sind ja keine Diktatur.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 16:52
@atm77
Der Punkt ist, dass wir viele (deiner Meinung nach nutzlose) Gesetze bereits haben.

Definitiv - wenngleich die Durchsetzung in so einigen Fällen zumindest theoretisch möglich wäre.

Also wollen wir sie haben. -Wir sind ja keine Diktatur.

Sie sehen halt "schick" aus - haben aber schlichtweg keine Konsequenzen.

Die Legislative richtet sich da ja durchaus nach dem, was die Bevölkerung will; letztere setzt sich aber eben tendenziell eher weniger mit rechtsphilosophischen Ansichten auseinander...

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atm77  30.12.2022, 16:56
@SaniOnTheRoad

Wir können also festhalten: dein Argument gegen so ein Gesetz ist reine Ansichtsache und gleichzeitig eine Meinung, die von der Mehrheit nicht geteilt wird.

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SaniOnTheRoad  30.12.2022, 17:01
@atm77
dein Argument gegen so ein Gesetz ist reine Ansichtsache

So wie deine. Und das ist bei einer Meinungsfrage auch vollkommen legitim.

eine Meinung, die von der Mehrheit nicht geteilt wird.

Nun, im konkreten Fall spricht sich - Stand jetzt - sogar die Mehrheit gegen eine Strafbarkeit aus.

Und, wie gesagt: ich habe kein Problem damit, nicht die Mehrheitsmeinung zu vertreten, wenn es mir sinnvoll erscheint.

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W - Nein, sollte NICHT strafbar sein

Die Frau ist nicht verpflichtet dem Mann zu sagen, dass sie die Pille abgesetzt hat. In einer vernünftigen Bzh sollte sie das natürlich nicht tun. Hier zählt Vertrauen. Aber grundsäzlich ist die Straftat zu schwach. Vor Gericht kann dies auch schlecht bewiesen werden. Auch Medikamente können die Wirkung der Pille aufheben. Der Mann selbst sollte auch verhüten. Das ist sicherer für beide und diese Variante ist auch gesünder, da er keine Hormone zu sich nimmt.

Loka95 
Fragesteller
 30.12.2022, 20:08

Ich rede von Fällen wo zb die Frau behauptet die Pille zu nehmen, ohne das es ihr je verschrieben wurde. Das ist nachweisbar und deutlicher Betrug. (Mögliche) Unfälle sind was anderes.

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Alina958  30.12.2022, 20:10
@Loka95

Die Straftat ist zu schwach. Der Mann trägt schuld, wenn er nicht verhütet. Genauso wie auch die Frau. Wie sollte deiner Meinung nach dies bestraft werden?

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Loka95 
Fragesteller
 30.12.2022, 20:28
@Alina958

Weil es nicht groß anders ist als wenn der Mann heimlich das Kondom entfernt. Die Folgen (Kind entsteht und es entstehen hohe Kosten) sind keine Kleinigkeit.

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Erwin71770812  19.02.2023, 18:46
@Loka95

Nein, von Betrug kann man nicht sprechen. Bei Beziehungen gibt es nicht wie im Geschäftsleben die "arglistige Täuschung".

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Loka95 
Fragesteller
 19.02.2023, 19:01
@Erwin71770812

Aber man stimmt dem Sex zu, unter der Bedingung das Verhütung besteht. Wenn der Mann die Verhütung heimlich entfernt, ist es strafbar. Daher müsste es doch auch ähnlich sein, wenn die Frau die Verhütung weglässt. Zwar trägt sie mehr die Folgen, aber für beide verändert sich das Leben.

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Erwin71770812  19.02.2023, 19:04
@Loka95

Nein, das ist alles nicht strafbar. Was ihr miteinander habt, ist eure Sache. Der Staat hält sich da mit seinem Strafsystem bewusst raus.

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Loka95 
Fragesteller
 19.02.2023, 19:15
@Erwin71770812

Ich frage ja auch nicht danach was IST, wie extra deutlich gesagt 😉

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Tand0r  19.03.2023, 13:23
@Loka95

Nein, wenn der Mann behauptet ich habe eine Vasektomie, und die Frau deshalb auf Verhütung verzichtet ist das nicht strafbar.

Ein Kondom abzuziehen ist noch mal etwas vollkommen anderes, der Sex ist dann intimer, und es kann auch eher zum übertragen von Geschlechtskrankheiten kommen. Das ist nicht vergleichbar.

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Loka95 
Fragesteller
 19.03.2023, 17:20
@Tand0r

Ein gutes Argument, danke :)

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xNevan  19.03.2023, 13:09
Die Frau ist nicht verpflichtet dem Mann zu sagen, dass sie die Pille abgesetzt hat.

Dann ist der Mann auch nicht verpflichtet der Frau zu sagen, dass er mitten im Geschlechtsverkehr das Kondom abzieht.

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M - Nein, sollte NICHT strafbar sein

Am Ende ist ja der für sich und seine Taten verantwortlich, man belässt es also nicht beim Vertrauen auf andere sondern ergreift selbst die nötigen Maßnahmen wenn man sowas verhindern will.