Heimatstolz Deutschland vs Welt?

11 Antworten

Meine Auffassung ist, das stolz einzig und allein in einer selbst erbrachten Leistung zu suchen ist, denn auf diese kann ich zurecht stolz oder auch nicht stolz sein. Ich für mein Teil bin froh das es der Liebe Gott mit mir so gut gemeint hat und mich hat Leben lassen in einem Land fern von Hunger, Verfolgung usw., aber kann ich wirklich behaupten das ich stolz darauf bin? Stolz ist der völlig falsche Begriff. Auch den Begriff "schämen" in Bezug zu einer Nationalität zu verwenden empfinde ich mehr als widerlich/respektlos/unangemessen/traurig/strafwürdig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Viele Leute hier schreiben, dass einzig die individuelle Leistung zählt und dass man nur auf seine eigene Leistung Stolz sein kann.

Ist an sich nicht falsch. Allerdings hat das auch negative Folgen. Wir leben mittlerweile in einer Ellenbogen-Gesellschaft die weltweit ihresgleichen sucht. Jeder kennt nur noch sich selbst. Das beeinflusst auch das soziale Miteinander. Im Ausland begegnen sich die Leute ganz anders. Viel mehr auf Augenhöhe.

Meines Erachtens braucht es eine emotionale Schnittmenge unter den Menschen. Zu viel "Ich" ist ungesund für eine Gesellschaft. Daher brauchen wir etwas mehr "Wir".

Nationalstolz ist und bleibt etwas für leistungsschwache Versager.

„Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.“ — Arthur Schopenhauer, buch Parerga und Paralipomena

Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/124994-arthur-schopenhauer-die-wohlfeilste-art-des-stolzes-hingegen-ist-der-n/

Das gilt für Deutsche, für Albaner, Italiener, Türken, Kurden, für Russen, für jeden.

Der Umstand, zufällig in einem so zivilisierten und wohlhabenden Land wie der Bundesrepublik geboren zu sein, macht mich glücklich und dankbar - aber sicher nicht "stolz".

In unserer Gesellschaft geht es weniger um das Kollektiv und mehr um das Individuum. Man ist stolz auf das, was man persönlich erreicht hat. In Ländern wie Albanien steht das Kollektiv im Vordergrund.

Da die individuelle Leistung zählt, ist Deutschland zum Wohlstand gekommen. Deshalb kommen ja auch die Menschen aus den genannten Ländern nach Deutschland.

Die Schattenseite des Individualismus sind Menschen, die befürchten, den Anforderungen unserer Gesellschaft nicht mehr gewachsen zu sein. Solche finden sich ja auch oft in nationalistischen und rassistischen Gruppierungen.

Das ist auch gut so, dass die Deutschen ihren "Nationalstolz" lieber auf kleiner Flamme halten.

Die Deutschen haben sich im 20. Jahrhundert nicht gerade mit Ruhm bekleckert, mit ihren Überfällen auf andere Länder, mit ihren Plünderungen, mit ihrer Sklavenhaltung, mit ihren Massenmorden.

Da ist es gut, wenn sie jetzt eine zeitlang still bleiben und nicht in die Welt hinausposaunen, wie stolz sie darauf sind, Deutsche zu sein.

Das mit dem Nationalstolz, das sind Moden, das kommt und geht. Das kam erst im 19. Jahrhundert so richtig auf, das ist nichts, was man unbedingt braucht.