Hatte Martin Luther eine Abneigung gegen Juden?

7 Antworten

Ja, Martin Luther hatte etwas gegen die Juden und hat das leider nicht auf den legendären Wittenberger- Mönchs-Stammtisch kundgetan, sondern auch noch für die Allgemeinheit niedergeschrieben.

Luthers Sieben-Punkte-Programm

»Was wollen wir Christen nun anfangen mit diesem verworfenen und verdammten Volk der Juden? Zu ertragen sind sie für uns nicht, solange sie hier sind und wir solches Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen hinnehmen müssen, auf dass wir nicht mitschuldig werden an all ihren Lügen, Fluchen und Lästerungen. […]
Ich will meinen wohlgemeinten Rat geben.
Erstens, dass man ihre Synagogen oder Schulen anzünde und was nicht verbrennen will, mit Erde üherhäufe und überschütte, sodass kein Mensch für alle Zeiten weder Stein noch Schlacke davon sehe. […]
Mose schreibt (5.Mose 13,13-17], dass da, wo eine Stadt Götzen anbetet, man diese mit Feuer ganz zerstören soll, sodass nichts davon zurückbleibt. Und wenn er jetzt lebte, so wäre er der erste, der die Synagogen und Judenhäuser ansteckte. […]
Zweitens sollte man auch ihre Häuser abbrechen und zerstören, denn sie treiben darin genau das gleiche, wie in ihren Synagogen. Stattdessen mag man sie etwa unter ein Dach oder in einen Stall tun, wie die Zigeuner, damit sie wissen, dass sie nicht Herren in unserem Land sind, wie sie sich derzeit rühmen, sondern im Elend und gefangen, dass sie uns deswegen ohne Unterlass vor Gott anklagen, herumjammern und schreien.
Zum dritten möge man ihnen alle ihre Gebetbüchlein und Talmude nehmen, in denen solcher Götzendienst, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird.
Zum vierten soll man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbieten, weiterhin zu lehren. Denn ein solches Amt haben sie mit allem Recht verloren, weil sie, die armen Juden mit dem Spruch Moses [5. Mose 17) gebunden sind, der da gebietet, sie sollen ihren Lehrern gehorchen bei Verlust des Leibes und der Seele, wo doch Mose daselbst klar hinzufügt, was sie dich lehren nach dem Gesetz des Herrn, das sollst du halten. Solches übergehen die Bösewichter und nutzen den Gehorsam des armen Volkes mit Absicht gegen das Gesetz des Herrn aus und flößen ihnen solches Gift, Fluch und Lästerung ein. Ebenso wie uns der Papst mit dem Spruch (Mt 16,18): »Du bist Petrus«. usw., gefangen hielt, sodass wir alle glauben mussten, was er uns vorlog und vorschwindelte aus seinem Teufelskopf, indem er uns nicht nach dem Worte Gottes lehrte. Deswegen hat er das Lehramt verwirkt.
Zum fünften soll man den Juden das freie Geleit auf den Straßen ganz und gar verwehren und verbieten. Denn sie haben nichts im Land zu suchen, weil sie weder Herren, noch Amtsleute, noch Händler oder dergleichen sind. Sie sollen daheimbleiben. […]
Zum sechsten soll man ihnen Wuchern verbieten, was ihnen schon Mose verboten hatte. Da sie nicht in ihrem eigenen Land sind, können sie nicht Herren über ein fremdes sein. Und man nehme ihnen alle Barschaft und Wertsachen wie Silber und Gold und lege es zur Verwahrung beiseite. Grund dafür ist, dass sie uns alles, was sie haben, wie oben gesagt, durch ihren Wucherzins gestohlen und geraubt haben, weil sie sonst keinen anderen Erwerb haben. […]
Siebtens soll man den jungen und starken Juden und Jüdinnen Flegel, Axt, Hacke, Spaten, Spinnrocken und Spindel in die Hand geben und sie ihr Brot verdienen lassen im Schweiße ihres Angesichts, wie es Adams Kindern auferlegt ist [1. Mose 3). Denn das kann nicht sein, dass sie uns verfluchte Gojim im Schweiße unseres Angesichts arbeiten lassen, und sie, die heiligen Leute, das Ergebnis unserer Arbeit hinter dem Ofen im Müßiggang mit Rülpsen und Furzen verzehren wollen. Und sie prahlen auch noch lästerlich angesichts unseres Schweißes, dass sie die Herren der Christen seien. Man müsste sie notfalls zur Arbeit prügeln.
Wir aber müssen befürchten, sie könnten uns schaden an Leib, Weib, Kind, Gesinde und Vieh usw., falls sie uns dienen oder für uns arbeiten sollten, weil davon auszugehen ist, dass diese edlen Herren der Welt wie giftige, ungenießbare Würmer keine Arbeit gewohnt sind und sich ungern unter den verfluchten Gojim derart demütigen lassen würden. So lasst uns der einfachen Klugheit der anderen Nationen wie Frankreich, Spanien, Böhmen usw. folgen und wie diese das zurückverlangen, was sie uns abgezockt und danach gütlich geteilt haben. Diese Völker haben sie aber für immer aus dem Land getrieben. Denn wie gesagt, Gottes Zorn ist so groß über sie, dass sie durch sanfte Barmherzigkeit nur noch schlimmer und schlimmer, durch Strenge aber kaum besser werden. Darum nur weg mit ihnen.«

(Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen, Wittenberg 1543, zitiert nach: Karl-Heinz Büchner, Bernd P. Kammermeier, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling (Hrsg.), Alibri Verlag, Aschaffenburg 2016,  S.247 ff.)

Diese giftigen Schriften Luthers blieben mehr oder weniger jahrhundertelang unter Verschluss. Das es das gab, war vielen überhaupt nicht bekannt.

Das kam erst ans Tageslicht, als die Nazis 1945 sich auf diese Schriften auf ihre Verbrechen beriefen. Zum Beispiel Julius Streicher.

Die evangelischen Kirchen haben diesen extremen religiösen Antisemitismus in dieser Radikalität so nie übernommen.

LA

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Natürlich war er gegen Juden! Hitler bezeichnete ihn als "Riesen" und die Nazis wurden wesentlich von Protestanten gewählt (siehe Karte am Ende des Artikels, der ursprünglich bei den Piusbrüdern erschien)! Siehe auch HIER.

Bodesurry  14.03.2022, 07:41

Ja, ja die katholischen Piusbrüder.

Jetzt müsste man noch eine Karte anfügen, welche Wähler die katholische Zentrumspartei wählten. Die hatten im Gegensatz zu den Protestanten ihre Partei.

In Bayern konnten sie die Bayrische Volkspartei wählen.

Wenn wählten die Katholiken sonst 1933 ausserhalb Bayerns - mehrheitlich die NSDAP.

Offen gegen die Nationalsozialisten stellte sich ausserhalb der politischen Landschaft die bekennende Kirche. 1/3 aller reformierten Geistlichen zeigten ihre Ablehnung der Nazigesetze.

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Aurofons  14.03.2022, 11:38
@Bodesurry
Wenn wählten die Katholiken sonst 1933 ausserhalb Bayerns - mehrheitlich die NSDAP.

Bei der letzten freien Wahl bekam Hitler in Wahlkreisen mit überwiegend evangelischer Bevölkerung die meisten Stimmen. Es gab eine Ausnahme, das war Berchdesgaden, wohl wegen des "Heimvorteils".

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Damals war Antisemitismus an der Tagesordnung. Es war jetzt nicht gesellschaftlich verpöhnt wie heute.

Auch mal allgemein gefragt.. warum sind es so häufig die Juden gewesen die verachtet wurden in der Geschichte.. dass selbst bis heute vereinzelt Antisemitismus oft eine Rolle spielt?

Das ist in großen Teilen dem zuzuordnen, weil proportional viele Juden früher "Gutverdiener" waren, weil sie keine handwerklichen Berufe ausüben durften. Zumindest wurde immer dieses Bild gemalt. Man sah natürlich jene, die es geschafft haben und diese waren häufig Juden.
Die es nicht schafften, von denen bekam man logischerweise nichts mit.

Allerdings ist da etwas dran, denn Juden sind ein recht intelligentes Volk, welches Bildung in der Kultur sehr hochhält und diese schätzt!
Auch waren es jüdische Wissenschaftler, die eine Menge an Nobelpreise gewannen!

BelfastChild  14.03.2022, 03:22
Auch waren es jüdische Wissenschaftler, die eine Menge an Nobelpreise gewannen!

Richtig. Siehe HIER.

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Flowfehler1 
Fragesteller
 14.03.2022, 03:24

Danke für deine Antwort. Ich fande das Judentum eigentlich immer ganz interessant und verstehe den Hass nicht. So Aussagen wie die meisten Juden wären Frisöre und Juweliere find ich aber ganz amüsant xD

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Rakey269  14.03.2022, 03:26
@Flowfehler1

Das ist ähnlich wie der pauschale Hass gegen die Reichen heute, d.h dahinter steckt eine Art Missgunst. Antikapitalismus ist also vom Grundgedanken gar nicht so anders als der Antisemitismus...
Man war neidisch, dass der Jude/Kapitalist über einen herrscht/einen ausbeutet.

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Flowfehler1 
Fragesteller
 14.03.2022, 03:29
@Rakey269

Okay danke.. das klingt logisch. Unzufriedenheit mit sich selbst und Hass gegen andere verbreiten ist ja auch immer so leicht. Bis heute werden Synagogen angegriffen was einfach nur traurig ist.

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Rakey269  14.03.2022, 03:37
@Flowfehler1

Sehr.

Hier im ZDF Beitrag (1:14) siehst du, wie wir Probleme aus dem Nahen Osten, oder konkreter, Antisemitismus importieren.
Islamischer Antisemitismus gennant.
Gleichzeitig muss man sich vor Neo-Nazis in Acht nehmen, auch wenn die sogenannte "Neue Rechte" eher die Muslime als Feindbild haben.

Und wie du schön sagtest, ist es immer einfacher bzw bequemer, Andere für sein eigenen Misserfolg schuldig zu machen.

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Flowfehler1 
Fragesteller
 14.03.2022, 03:41
@Rakey269

Auch den Islam finde ich einzigartig und interessant auch wenn sich bis heute selbst die Leute untereinander streiten ob der Prophet Mohamed gutes oder schlechtes übermittelt hat. Finde Religion an sich interessant solange man es nicht übertreibt. Man sollte es zumindest tolerieren was ich auch immer tue solange es nicht um Sekten geht.

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Rakey269  14.03.2022, 03:52
@Flowfehler1

Ich bin eher religionskritisch. Vieles ist menschengemacht, um politische Macht ausüben zu dürfen.

Es gibt beispielsweise auch einen christlichen Antisemitismus! Du siehst: Das ist alles sehr spalterisch und beabsichtigt recht zu haben bzw die Wahrheit zu wissen.

Aber, ich finde Religionen auch interessant und verteidige sie sogar gegenüber Atheisten, die meist mit Strohmännern argumentieren und es sich dann doch zu einfach machen.

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Flowfehler1 
Fragesteller
 14.03.2022, 04:06
@Rakey269

Ich könnte ehrlich gesagt ununterbrochen mit jemandem darüber diskutieren, dass es keinen Gott gibt da es einfach unlogisch ist. Aber ich hetze nie gezielt gegen eine bestimmte Religion sondern finde verschiedene Ansichten immer interessant solange man niemandem etwas aufzwingt. Man kann ja immer über alles reden ohne sich die Köpfe einzuschlagen. Ich bezeichnete mich früher selbst als Atheisten aber eines Tages fand ich den Sinn in Karma, Wiedergeburt und Seelen, da dies mir am naheliegendsten ist und es auch belegte Fälle gibt. Buddhisten und Hinduisten haben die ein oder andere interessante Ansicht aber ich habe mir meinen eigenen individuellen spirituellen “Glauben” angeeignet.

Das ist auch immer das Tolle: Die Freiheit. Vielen wird leider etwas aufgezwungen was man nicht möchte.. sei es seit der Kindheit oder wegen Anerkennung usw.
Jeder sollte selber bestimmen an was man glaubt und was für einen am logischstem ist und womit man sich am wohlsten fühlt.

Hetzerei gegen andere Religionen verteidige ich auch einfach in der Hinsicht, dass man zumindest Tolerant sein sollte.

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Rakey269  14.03.2022, 04:37
@Flowfehler1

Vernünftige und schlüssige Einstellung.

Lass es dir gutgehen, Flowfehler1!

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Der Hass gegen Juden war schon vor der revorm von Martin Luther in der Kirche.

In wieweit er hier von seiner Teologischen Ausbildung geprägt wurde und wie sein persönliches Verhältnis zu den Juden ihn geprägt habe diese Schriften zu verfassen kann man heute nicht mehr nachvollziehen.

Es ist eine Negativ Eigenschaft von Luther die man in der Protestantischen Kirche nicht tot schweigt.

Haben wir Protestanten Martin Luther zwar viel zu verdanken so lag er hier total falsch. Was uns Protestanten in dem Glauben bestätigt das kein Mensch unfehlbar ist.

Bonhoeffer der im 1930 die Evangelische Kirche revormmierte hat ein andere Judenbild als Luther.