7 Antworten

Feuerbach meint mit seiner Theorie (so wie ich sie verstanden habe), dass der Mensch daran leidet, dass er nicht das ist, was er gerne wäre - deshalb erfindet er Gott. Gott ist also eine Projektion seiner Sehnsüchte und Wünsche. Alles, was der Mensch in sich an Positivem entdeckt, schreibt er Gott zu - dem Menschen bleibt nur der negative Teil des Kuchens. Deshalb verlangt Feuerbach um des Menschen willen, dass Gott abgeschafft wird. Erst dann, wenn wir nicht mehr einem fiktiven Gott dienen, können wir den Menschen in den Blick nehmen. Solange es Gott gibt, wird der Mensch vernachlässigt. Wirkliche Nächstenliebe ist nur dann möglich, wenn sie um des Menschen willen geschieht und nicht, weil Gott es verlangt.

Aus christlicher Sicht ist dazu zu sagen:

 Feuerbach behauptet: "Das göttliche Wesen ist nichts anderes als das menschliche Wesen". Zumindest in den biblischen Religionen zeigt sich Gott als ein freies und unerwartetes Wesen; dem Menschen entgegengesetzt und vielen manchmal gar nicht wünschenswert.

Feuerbach schließt aus der Tatsache, dass der Mensch in Gott die
Erfüllung all seiner Wünsche sieht, dass Gott zwecks Wunscherfüllung
erfunden wurde (Projektionstheorie).

 Durch eine Erkenntnis kann nicht unbedingt auch auf den Wahrheitsgehalt
des Erkannten geschlossen werden.  Tatsächlich erklären die meisten Religionen diese Entsprechung zwischen Sehnsucht des Menschen und der Erfüllung durch einen Gott durch das "Geschaffensein des Menschen auf Gott hin". Augustinus sagt z.B. Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Gott".Ob diese Erklärung glaubwürdig ist oder nicht - sie ist zumindest erlaubt
und widerlegt somit Feuerbach.

Feuerbach glaubt, dass der religiös motivierte Mensch weniger direkt lieben würde; der religiös befreite, d.h. atheistische Mensch
aber unmittelbar lieben und deshalb moralischer sein wird.
Ein Blick in
die Geschichte der Menschen zeigt zwar, dass die Religionen mit Licht
und Schatten behaftet sind. Kein atheistisches Gesellschaftssystem aber
hat sich in den letzten Jahrhunderten moralisch den religiösen Systemen
überlegen gezeigt (eher im Gegenteil: Die größten Verbrechen
der letzten hundert Jahre wurden durch atheistische Systeme verübt.
Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt atheistisch motivierte
Bewegungen gibt, die auch nur annähernd dem religiösen Engagement
nahe kommen).

Grundsätzlich gilt, dass Feuerbach keine echte Widerlegung der Existenz Gottes versucht, sondern nachfragt, warum die Menschen noch an Gott glauben. Alle Religionen behaupten, sie würden deshalb an Gott glauben, weil es Ihn gäbe und sie sich somit nur der Realität entsprechend verhalten. Ludwig Feuerbach geht erst gar nicht auf die Frage ein, wie denn die Realität tatsächlich beschaffen ist, ob dort denn ein Gott zu finden ist oder ob zumindest Hinweise auf die Existenz eines Gottes anzutreffen sind.  Er widerspricht einfach nur der  Behauptung der Religion "Wir glauben an Gott, weil es ihn gibt!" mit einer Gegenbehauptung "Nein, Ihr glaubt an Gott, weil Ihr Eure Wünsche auf ein jenseitiges Wesen projiziert!"

So ähnlich dachten auch die Zeitgenossen Feuerbachs, Marx und Freud und Nietzsche.
Da für sie der Glaube an einen lebendigen, wunderwirkenden Gott verrückt ist, stellt sich die Frage nicht, ob er vielleicht doch existiert. Es gilt lediglich zu erklären, warum diese Krankheit - der christliche  Glaube - noch immer existiert und so schwer auszurotten ist.

Wir Christen aber setzen dagegen und sagen:

1. Ludwig Feuerbach dachte, er hätte Gott endgültig widerlegt.

2. Karl Marx  und Sigmund Freud bauten ebenfalls darauf.

3. Friedrich Nietzsche war sogar davon überzeugt, dass er Gott getötet habe.

4. Es gibt eine gute Nachricht: Alle vier haben sich getäuscht.

Viel einfacher: Mit Feuerbachs Theorie lässt sich die Entstehung von Gottesbildern erklären. Sie hat definitiv eine Berechtigung ernstgenommen zu werden. Die daraus entstehenden Konsequenzen erklärt seine Theorie nicht. Aber denk mal hierdrüber nach: Der Mensch entdeckt Sachverhalte aufgrund ihrer Wirkung auf ihre Umwelt. Zum Beispiel kann ich die Existenz einer Wand beweisen in dem ich dagegen laufe oder sie einfach sehen kann. Selbst wenn wir den Auslöser der Auswirkungen nicht kennen, lassen sich diese trotzdem beobachten. Die Menschen im Mittelalter wussten nicht wie Schall funktioniert. Aber seine Auswirkungen in Form von Ton konnten sie trotzdem beobachten, also bei diesem Beispiel hören. Alles das existiert hat Auswirkungen auf die Wirklichkeit, egal ob wir sie erklären können. Sollte Gott existieren muss er also Auswirkungen auf die Wirklichkeit haben die wir nur durch ihn erklären können. Diese Auswirkungen gibt es nicht. Sollte doch einer meinen eine Auswirkung und somit einen potentiellen Beweis gefunden zu haben würde ich mich freuen wenn er mich darüber in Kenntnis setzt.

vielleicht hat er recht aber vielleicht auch nicht..

Ich habe meine Meinung dazu aber ...

egal wie es ist ...

wir werden es NIE erfahren :)

Das sieht jeder anders... sicherlich gibt es Einige, die diese Meinung teilen - ich gehöre nicht dazu. Hast du eine eigene Meinung oder soll dir hier jemand erklären, an was du zu glauben hast?

Moin moin :)

Wie ich gerade sehe treibst du dich im großen Feld der Religionskritik rum - sehr spannendes Thema.

Also ob er Recht oder Unrecht hat das sei mal dahin gestellt, da jeder seine Meinung darüber haben kann. Ich für meinen Teil sehe es so, dass die These Gott sei ein "Wunschgebilde" des Menschen fragwürdig ist. Feuerbach sagt, dass Gott rein wunschdenken ist und wir ihn als etwas verheilichen was wir von uns selbst wünschen: etwas vollkommenes und reines, perfektes. Die Sache ist nur die: das eine schließt das andere nicht aus. Nur weil wir uns wünschen, dass es einen solchen Gott gibt ist es ja nicht ausgeschlossen dass er wirklich existiert - noch ist es damit bewiesen. Ich glaube Hartmann hat es mal so gesagt "Wenn die Götter Wunschwesen sind, so folgt daraus für Ihre Existenz oder nicht Existenz gar nichts" und ich finde das trifft es auch.

Andererseits ist es doch irgendwo logisch, dass wir uns einen Gott wünschen der uns ähnlich ist, aber gleichzeitig eine gewisse perfektion aufweist. In der natur ist es für uns ja immer so gegeben dass zu einem kaputten, defekten, unvollendeten Ding auch ein ganzes und heiles besteht und das wir uns danach sehnen wirkt definitiv nachvollziehbar.

Wiederum muss man sagen, dass er eigentlich nur von den Monotheistischen Religionen spricht also Religionen die nur einen Gott aufweisen. (Christentum, Islam, etc.) Was ist also mit den Religionen in denen viele Gottheiten bestehen ?

Naja,.. könnte noch Stunden weiter reden, aber am Ende musst du es für dich rausfinden. Hoffe ich konnte dir helfen :D