Hat die Feuerwehr hier richtig gehandelt.?

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Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt
Hat die Feuerwehr hier richtig gehandelt.?

Unterm Strich: man hat die Möglichkeiten in einer Problemsituation ausgeschöpft - sicher hätte das ein oder andere "eleganter" sein können.

Am Ende ist es allerdings weder Sturheit, noch bloßer Unwille, noch böse Absichten - wenn nichts da ist, kann man nichts schicken. Und das ist kein lokales Problem. Wenn Stadt A rettungsdienstlich "leergefegt" ist, sieht es in Nachbarstadt B im Moment nicht anders aus.

Die Einsatzzahlen sind derzeit hoch, die Fahrzeugabmeldungen aufgrund von Personalausfällen (und generellen Personalmangel) hoch; Wartezeiten sind entsprechend unvermeidbar und das geht zwangsläufig auf Kosten der Patienten.

Darauf antwortete mir der Feuerwehrmann das es nicht geht.

Das ist korrekt.

Sobald ein RTW einen Patienten für den Transport aufgenommen hat, ist dieser gebunden - komme was wolle. Das Personal hat primär eine Garantenstellung für den Patienten, der gerade transportiert wird.

Ein RTW ist personell und materiell auch schlichtweg nur für den Transport von einen Patienten vorgesehen.

Man muss auch bedenken: ein solches Vorgehen zieht - in der größeren Betrachtung - einfach einen riesigen Rattenschwanz nach sich: der RTW ist noch länger im Einsatz gebunden und steht noch länger nicht für neue Einsätze zur Verfügung. Im Endeffekt also das Gegenteil dessen, was man erreichen will.

Ich habe dann gefragt ob er einen Rtw aus der Nachbarstadt holen kann und das ich nicht garantieren kann das er das überlebt wenn jetzt nichts kommt. Ich habe auch gefragt ob ein Rettungs Heli kommen kann.

Am Ende mag es nett gemeint sein, in der Praxis allerdings völlig belanglos.

Der Disponent entscheidet, wann welches Rettungsmittel entsendet wird, nicht der Anrufer. Und die Feststellung, dass es auch in der Nachbarstadt und aus der Luft schlecht aussieht, kostet den Disponenten einen einzigen Blick auf den Bildschirm.

Rettungshubschrauber sind überregionale Rettungsmittel und decken daher meist mehrere Rettungsdienstbereiche ab. Folge: sie stopfen nicht nur in Stadt A die Lücken, sondern auch in den vier Landkreisen ringsherum.

Wenn ich sage das es um leben und Tod geht, warum diskutiert er mit mir? Warum schickt er nicht direkt einen Rtw los dann wäre er eher da gewesen.

Disponenten einer Leitstelle wird entspannte fünfzig Mal am Tag erzählt, dass etwas lebensbedrohlich ist. Diee Zahl der Fälle, wo es tatsächlich zutrifft, bewegt sich bequem im unteren einstelligen Bereich. Kurzum: die Information hat für die Disposition der Rettungsmittel im Rahmen einer strukturierten Notrufabfrage keinerlei Relevanz.

Und hier wäre wieder das Problem: wo nichts ist, kann man nichts schicken - hätte man meines Erachtens besser kommunizieren müssen (eben mit Verweis auf die Wartezeit) und das Thema wäre gegessen gewesen.

Und noch eine Sache zum schluss. In einen riesigen Freizeitpark kann sowas passieren. Verletzen kann man sich immer.

Einige Freizeitparks haben deswegen einfach einen permanenten Sanitätsdienst.

Ich erwäge keine rechtlichen Schritte. Wenn dann sollte es der Patient machen.

Diese würden - so wie geschildert - ohnehin im Sande verlaufen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

In der Leitstelle in der Stadt wo ich lebe läuft es in etwa so:

Alarm wird erkannt und entsprechend gehandelt -> in diesem Fall ein RTW.
In dem Augenblick wo der RTW zum Freizeitpark fährt wird bereits das Krankenhaus gewählt, dieses vorab informiert, die Ankunftszeit geplant usw.
Das dient allem um die Zeit möglichst gering zu halten, besonders bei Notfällen.
Den Prozess unterbrechen, von neuem beginnen usw. ist störender als eines nach dem anderen zu beenden.

Jetzt kann es durchaus den Fall geben das wirklich ALLE RTW gebucht sind, dann wird aus anderen Städte abgezogen, Heli, was auch immer.
Auch entscheidet die Leitstelle wie brenzlich der Einsatz ist - nicht der um Hilfe anrufende. Das ist wichtig zu wissen. Ein Mann mit Nasenbruch und starken Blutungen könnte hinter "Kleinkind in Autowrack eingeklemmt - schwere innere Verletzungen" eingereiht werden. Das weiß dann die Leitstelle, nicht der Anrufer.

Ein Heli kommt nicht für den schwersten Unfall, sondern für den wo es logistisch am meisten Sinn ergibt. Der wird nicht 50 Kilometer fliegen wenn ums Eck ein RTW steht. Umgekehrt ist dies durchaus auch der Fall. Dann wird kein RTW geschickt wenn sowieso bereits der Heli in der Nähe ist. Dann reicht auch, live erlebt, ein schmerzendes Knie weil es beim Treppensteigen etwas verdreht wurde.

Hinzu kommt, man hört ständig das alles Lebensgefährlich sei und am Ende hat sich jemand nur geschnitten z.B. - Es gibt auch Leute die zur Notaufnahme einer Kinderklinik fahren weil diese am nächsten Tag in den Urlaub fliegen, man möge doch sehen ob es dem Kind gut geht. Da wurde Notaufnahme und Kinder-TÜV wieder mal verwechselt. Die Notaufnahme und auch der Notruf haben ständig solche Leute, da verliert man manchmal einfach das Vertrauen (nicht die Professionalität, nicht verwechseln).
Der Klassiker ist auch: In den Finger getackert => am Besten zwei Notärzte, Heli, ALLES. Der Mann ist innerlich am Verbluten (also, gemeint ist, der Lutscht den Tropfen Blut vom Finger ab...)
Dann gibt es die Leute vom Dorf. Rasenmäher trennt Finger von der Hand ab. "Wie groß sind denn so die Schmerzen von 1 bis 10. 10 sind die schlimmsten Schmerzen die Sie sich vorstellen können" - "I wurd sagen, jo mei, a 4 wird scho sein". xD

iwaniwanowitsch  25.07.2022, 14:15
In dem Augenblick wo der RTW zum Freizeitpark fährt wird bereits das Krankenhaus gewählt, dieses vorab informiert, die Ankunftszeit geplant usw.

Wie geht denn das? Bei Anfahrt zur Einsatzstelle kann man doch gar nicht wissen, ob überhaupt ein Patient existiert, dieser, wenn er existiert überhaupt mit will, wenn er mit will, was er hat, wo er bekannt ist, wo er hin will, welches Haus Sinn macht etc. Da sind doch so viele Variablen, dass man das Ziel bei Anfahrt gar nicht festlegen kann.

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Klar hat der Disponent richtig gehandelt.

Was hätte er sonst machen sollen?

Ich sah sofort das es lebensgefährlich war

Ein Anruf bei der 112 impliziert eigentlich immer ein lebensgefährlichen Problem, für andere Fälle ist diese Nummer nicht (dass es anders gehandhabt wird und wir inzwischen jeden Schwachsinn fahren, ist ein anderes Thema).

Darauf sagte die Feuerwehr: Es tut mir leid, leider sind in der Stadt .... alle rtws besetzt, gerade ist einer abgefahren von ihnen.

Inzwischen normal und wird immer öfter vorkommen, bei dem Aufkommen an sinnlosen Anrufen und Transporten.

Darauf habe ich geantwortet das sie ihn bitte zurückrufen sollen weil es hier gerade deutlich ernster ist als ein gebrochener arm.
Darauf antwortete mir der Feuerwehrmann das es nicht geht.

Klar geht das nicht, Transport ist Transport. Alle Anrufer behaupten, dass "Lebensgefahr" bestehe, obwohl das in den wenigsten Fällen der Fall ist.

Ich habe auch gefragt ob ein Rettungs Heli kommen kann.
Ich weiß das ein Heli nur in Notfällen kommen sollte aber das war einer.

Ähm... das kannst du gar nicht entscheiden, planen, etc. Für den Einsatz eines RTHs benötigt es trotzdem einen RTW an der Einsatzstelle. Zudem: keine Ahnung, was der für örtlich zuständige RTH grade gemacht hat, wie das Wetter war, etc etc etc.

Das Fazit ist: du hast das erlebt, was ziemlich viele Bürger demnächst öfter erleben werden: mangelhafte Versorgung durch Auslastung des Rettungsdienstes auf Grund zu vieler (und vor allem sinnlose Einsätze). Um die daraus resultierende Wartezeit zu überbrücken, beherrscht jeder Bürger erste Hilfe Maßnahmen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ein RTW kann nur einen Patienten aufnehmen. Basta. Keine Diskussionen.