Warum lehnen wir Trinkgelder ab?

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Also im Rettungsdienst darf man in der Regel sehr wohl Trinkgeld annehmen. Bei der Feuerwehr ist es was anderes, da es Beamte sind. Ebenso bei der Polizei, da man dort sicherstellen muss, dass nicht einmal der Verdacht entsteht, dass jemand bevorzugt behandelt werden könnte, nur weil er Trinkgeld gibt.

Im Rettungsdienst Trinkgeld anzunehmen ist aber auch so eine Sache: zum einen muss man beurteilen, ob der Geber in dem Moment überhaupt im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten ist. Beispielsweise Demenzpatienten können die Folgen ihres Handelns nicht unbedingt abschätzen. Da ist es dann am Personal, Trinkgeld abzulehnen.

Zum anderen muss die Höhe vom Trinkgeld auch angebracht sein. Man kann 100€ Trinkgeld nicht annehmen. Das ist zu viel zu viel. Zudem muss auch immer die finanzielle Lage eingeschätzt werden: von jemandem, der offensichtlich selber nichts hat, kann man einfach kein Trinkgeld annehmen. Da muss dann auch das Personal wieder ablehnen.

Trinkgeld annehmen birgt auch im Rettungsdienst leider immer eine gewisse Gefahr. Der Geber könnte behaupten, dass ihm das Geld gestohlen wurde. Dann steht es Aussage gegen Aussage. Zwar passiert dem Sanitäter nicht unbedingt was, aber wenn sowas häufiger vorkommt, wird es dann schon kritisch. Daher gibt es in manchen Abteilungen grundsätzlich die Anordnung, kein Trinkgeld anzunehmen.

In meiner Abteilung darf Trinkgeld angenommen werden, allerdings müssen wir selber darauf achten, dass es nicht zu viel ist und die Person auch weiß, was sie da tut. Üblicherweise wird Trinkgeld bis insgesamt 50€ angenommen, wenn die Situation passt.

Was im Rettungsdienst normal nicht erlaubt ist, ist Erbschaften anzunehmen. Man kann nicht einem bestimmten Sanitäter etwas vererben. Der ganzen Abteilung oder der Organisation schon.

Lehnen wir denn grundsätzlich "Trinkgelder" ab?

Zumindest die Freiwilligen Feuerwehren in Schleswig-Holstein führen (trotz fehlender Rechtspersönlichkeit) eine eigene Kasse zur Pflege der Kameradschaft, die sogenannte Kameradschaftskasse. Diese stellt seit einigen Jahren ein Sondervermögen der Gemeinde dar.

Und in eben diese Kasse fließen passive Beiträge oder eben auch das "Trinkgeld", was die Kameraden beispielsweise als Dank für einen Einsatz oder eben auch "einfach mal so" auf der Straße zugesteckt bekommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Schade, ich hätte auch gerne etwas gegeben, zum Dank, dass sie so tolle Arbeit in den letzten Jahren geleistet haben. Da schenke ich doch lieber etwas anderes.

Als Mitarbeiter eines privatwirtschaftlichen Rettungsdienstunternehmens wüsste ich nicht, dass es grundsätzlich verboten wäre Trinkgelder anzunehmen. Ich lehne sie ab, wenn ich der Meinung bin dass es unverhältnismäßig ist oder dem Geber zu sehr wehtut (wenn du schon siehst, dass die jeden Euro umdrehen müssen, aber sie dir nen 50er geben wollen).

Bei Polizei und Feuerwehr ist der Fall ein Bisschen anders: Diese Einsatzkräfte sind Staatsdiener und da wird man sehr schnell hellhörig bei allem, was auch nur grob in Richtung Bestechung/Korruption gehen kann. Es ist einfacher, Trinkgelder einfach generell abzulehnen, als jetzt im Einzellfall auszudiskutieren, ob 5 € jetzt ein Bestechungsversuch sind oder nicht.

Hinsichtlich der Feuerwehr würde ich als Außenstehender mal spontan den Beamtenstatus einwerfen. Von einem Beamten erwarte ich absolute Unabhängigkeit gegenüber einer parteiischen Beeinflussung - da sind Trinkgelder oder Geschenke von nennenswertem Wert problematisch.

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie; Grundwissen, garniert mit Recherche