Hat der Mensch einen eigenen freien Entscheidungswillen?

9 Antworten

Nein.

Der Sinn des Willens ist das Erreichen eines Ziels, dieses Ziel wiederum basiert auf Bedürfnissen, Bedürfnisse wiederum auf Mängel.

Der Wille kann sich jedoch nicht von seinem Ziel, seinem Bedürfnis freisprechen. Und täte er es doch, so wäre er willkürlich, nicht kontrolierbar und somit nicht bewusst bzw. Teil des menschlichen Bewusstseins.

Der Trugschluss liegt im Wort "frei", welches in den meisten Fällen einen wünschenswerten Zustand zu beschreiben scheint, der aber in diesem Kontext keinesfalls wünschenswert ist.

In diesem Kontext wäre ein freie Wille ein solcher, der frei von Bedürfnissen ist und somit auch keine Befriedigung von Bedürfnissen ermöglicht.

Die Frage ist - sagen wir mal - doch recht komplex und philosophisch beschrieben.
Das Dilemma des freien oder unfreien Willens beschäftigt die Philosophie schon länger. Es ist eine spannende Frage. Die Neurowissenschaften auch, aber erst seit kürzerem. Einige (ich auch) sehen im Prinzip des freien Willens ein Paradoxon. Wenn der Wille wirklich frei wäre, dann wäre er ja sozusagen von gar keinen Faktoren abhängig. Eine Entscheidung würde dann theoretisch losgelöst von allem fallen. Aber wo ist dann der Unterschied zu Zufall? Außerdem zeigt ja die Neurowissenschaft, dass Entscheidungen teilweise ohne unser bewusstes zutun schon im Unterbewusstsein fallen. Dies wäre mit freiem Willen schlecht vereinbar. ich denke einen wirklich freien Willen gibt es nicht. Wegen Quanteneffekten, Unterbewusstsein, dem Gefangen-Sein in seinen individuellen Denkmustern, Vorurteilen, Ungleichmäßigkeiten in der Hirnchemie, Zufällen, Fehleinschätzungen etc. ist das gar nicht möglich.
Man sollte aber aus der Unmöglichkeit des freien Willens nicht ableiten, dass das Universum generell deterministisch ist. Das würde den Begriff zu weit fassen. Meiner Auffassung nach ist das Universum von Indeterminismus bestimmt.


Daoga  19.01.2024, 12:59

Zwischen Determinismus und Indeterminismus (Weiß und Schwarz, Yin und Yang, Null und Eins, die ultimativen Extreme auf beiden Seiten) gibt es eine große weite Fläche, die man früher als "Fuzzy Logic" bezeichnete. Wo alle Farbtöne zwischen Schwarz und Weiß, alle Abstufungen von unwahrscheinlich bis extrem wahrscheinlich enthalten sind. Diese Fuzzy Logic ist die reale Welt, wo Extreme und Absolutheiten zwar möglich aber eine Rarität sind und mehr oder weniger große Durchschnittswerte herrschen. Da sich die Fuzzy Logic aus unzähligen Variablen zusammensetzt, ist hier eine sehr große Bandbreite an möglichen Entscheidungen enthalten. Das sind die Freiheiten, die ein Mensch hat, welche der Variablen er wählt.

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verreisterNutzer  19.01.2024, 13:05
@Daoga

Danke. Sehr gute Ergänzung und Verfeinerung. Ich schließe mich dieser Meinung an.

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Albrecht  19.01.2024, 19:46

Ein grundlegender Fehler in der Antwort ist, „wirklich frei“ mit absolut frei gleichzusetzen, als ob nur völlige Losgelöstheit von jeglichen Einflüssen/hineinwirkenden Fakoren echte Freiheit wäre.

Niemand oder fast niemand behauptet in der ernsthaften philosophischen Diskussion, Menschen hätten eine absolute Freiheit (von allem losgelöst). Eine nicht absolute Freiheit ist mit dem Vorhandensein von Einflüssen/hineinwirkenden Faktoren vereinbar. Menschen haben, wenn sie nicht in ihrem Person-Sein schwerwiegend beeinträchtigt sind, Freiheit in ihrem Wollen. Es gibt eine offene Zukunft und einen Spielraum.

Freiheit ist ein Können/eine Fähigkeit.

Bei der Freiheit gibt es:

a) »negative Freiheit« (»Freiheit von«): Unabhängigkeit, Abwesenheit von Zwängen/Einschränkungen

b) »positive Freiheit« (»Freiheit zu«): Selbstbestimmung, Bereitstellung und Nutzung von Gestaltungsmöglichkeit

Freiheit ist also einerseits (»negative Freiheit«) eine Unabhängigkeit, die Abwesenheit von Zwängen, Einschränkungen und Hindernissen, ein Gegensatz zu Notwendigkeit, andererseits (»positive Freiheit«) Selbstbestimmung, die in einer Wahl eine Möglichkeit ergreifen und nutzen kann (Erreichen eigener Ziele).

Freiheit kann nicht einfach mit bloßem Zufall gleichgesetzt werden. Denn dann fehlt jede Grundlage für eine Selbstbestimmung. In Bezug auf »Willensfreiheit« fehlt bei bloßem Zufall Selbstbestimmung, Steuerung/Kontrolle durch die Person selbst, zurechenbare Urheberschaft. Auch der Mangel an vernünftiger Überlegung und Entscheidung aus Gründen (bloßer Zufall ist in der Hinsicht »blind«) ist mit einem Verständnis von Freiheit einer Person kaum in Einklang zu bringen. Es gibt also einen Unterschied zwischen Freiheit und bloßem Zufall.

Eine Entscheidung ist immer mit Bewusstsein im Sinn einer gewissen Wachheit und Aufmerksamkeit und dem Stattfinden von Gedanken und Willensregungen verbunden (zumindest sehr oft auch von Gefühlen). Zwar kann es Tendenzen/Neigungen zu etwas geben, aber die wirkliche Entscheidung wird nicht ohne Bewusstsein zumindest auf einer einfachen Stufe getroffen.

Die Neurowissenschaft hat auch nicht gezeigt, dass Entscheidungen teilweise ohne unser bewusstes Zutun schon im Unterbewusstsein fallen. Eine solche Behauptung war nur eine anfechtbare Deutung bestimmter Experimente, die schon seit mehreren Jahren widerlegt ist. Denn ein Experiment hat nachgewiesen, dass vom Bereitschaftspotential (als Gehirnaktivität gemessen, die einer auf der Ebene des Bewusstseins empfundenen Entscheidung zeitlich ein klein wenig vorausgeht) die Entscheidung noch nicht festgelegt wird, sondern eine eingeleitete Bewegung noch abgeändert werden kann (bis ungefähr 0, 2 Sekunden vor Ausführung, wo eine Grenze der Reaktionszeit liegt).

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Du hast einen freien Willen und kannst machen was immer dir andere ermöglichen....

Laß Dich niemals verantwortlich machen für etwas, wofür Du gar nichts kannst. Toxische Familien reden kleinen Kindern gern ein, sie seien an allem möglichen schuld, weil man einen billigen Sündenbock haben will, der so eingeschüchtert ist daß er es nie wagt, sich von den Lügen der Familie zu befreien und ein glückliches eigenes Leben zu führen. Deswegen hat Deine Großmutter Dich da auch beschränkt, statt Dir eine vernünftige Antwort zu geben, entweder war sie nicht gebildet genug um eine zu haben oder sie hat Dir aus reinem Eigennutz keine gegeben.

Aber inzwischen dürftest Du erwachsen sein und dann dürfte Dir klar sein, daß das Leben keine Einbahnstraße ist. Immer wieder steht man vor einem ganzen Kreuzweg von Entscheidungen, links, rechts, voraus, zurück, oben oder unten.

Du bist nicht ganz frei, Du kannst keine Entscheidungen treffen die nicht zu verwirklichen sind - z. B. kannst Du nicht fliegen wie Superman, selbst wenn Du das möchtest - aber in allen Varianten die Dir möglich sind, hast Du freies Entscheidungsrecht.

Manche Wege sollte man dann trotzdem nicht gehen - unanständig, kriminell, amoralisch, selbst- und fremdschädigend auf kurze oder lange Sicht - aber selbst wenn man die außen vor läßt, gibt es immer noch ein ganzes Bündel von Möglichkeiten, mit denen man sein Leben gestalten kann, die berühmte Pralinenschachtel des Forrest Gump, wo man im voraus nie weiß was man bekommt, bevor man die Praline ißt. (Wenn Du den Film Forrest Gump noch nicht kennst: gucken, gehört zur Allgemeinbildung!)

Du hast nur Verantwortung für dich selbst dich zu verändern und richtig zu leben.

Der Egoismus verhindert dies.