Handelt der Westen doppelmoralisch?
Hat jemand gestern Abend Lanz gesehen? Darin ging es unter anderem auch um die Frage ob der "Westen" doppelmoralisch handelt, bezogen auf die Menschenrechte.
Ich habe schon lange diesen Eindruck.
Als Beispiel: USA startet einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Irak. Auserdem den 20 Jährigen Afghanistankrieg als Vergeltung für 9/11. In beiden Kriegen kam es zu schlimmen Kriegsverbrechen, die von Wikileaks und Julian Assange aufgedeckt worden sind.
Assange sitzt aktuell in Belmarsh und wartet auf seine Auslieferung an die USA, wo er für 175 Jahre ins Gefängnis muss. Sein Vergehen: Er deckte diese Kriegsverbrechen und eine umfassende Korruption auf und demaskierte damit die Vorgehensweise des westlichen Establishment, die ganze Kriege beginnen nur des Profites wegen.
https://jacobin.de/artikel/assange-westen-wikileaks-kriegsverbrechen-usa
Für den an sich schon Völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak musste sich die USA auserdem nie verantworten. Gleichzeitig zeigt man dann aber mit dem Finger auf Russland wenn die ihrerseits einen Völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führen. Also in meiner Welt ist beides nicht tolerierbar.
Zu den aktuellen Geschehnissen: Zweifelsfrei hat hier die Hamas schwere Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen begangen. Aber genau das Aber wird durch die Wokeness schon gänzlich ausgeschlossen. Obwohl es ein Aber gibt und Israel bereits tausende Unschuldige getötet hat. Dazu die Völkerrechtswidrigen Kollektivstrafen.
Was ist den das bitte für eine verlogene Heuchelei die hier um sich greift, dass man das kritisieren von eben solchen Verbrechen mit Antisemitismus gleich setzt!?
Ist unsere Gesellschaft wirklich so dumm geworden, dass sie nicht mal mehr wissen was Antisemitismus eigentlich ist!? - Groteskerweise und ohne Bezug zu den aktuellen Ereignissen sind es gerade die Rechten in Europa die die ebenfalls rechtsextreme Regierung Israels unterstützt. Deshalb frage ich mich was Bildungspolitisch im Westen falsch gelaufen ist wenn Rechte in Israel regieren und von anderen Rechten dabei unterstützt werden. Es wird dabei alles als Antisemitismus diffamiert, was kritisch daran ist. Wirkt auf mich als hätten die Erben des Nationalsozialismus den Antisemitismus neu erschaffen. Wahrhaft grotesk...
Wie kann auserdem jemand heucheln die Menschenrechte zu achten, wenn man dann gleichzeitig eine zwiespältige Doppelmoral an den Tag legt, bei der nur die Kriegsverbrechen der gegnerischen Seite von Belang sind? Während die "eigene" Seite solche begehen darf und selbst Kritik daran verpönt ist...
Wenn ich mir unsere Gesellschaft anno 2023 ansehe. Dann sehe ich eine Gesellschaft, für die Menschenrechte lediglich etwas sind was man seinem Feind vorhalten kann, bei sich selbst aber die Augen verschließt. Die westliche Gesellschaft ist geprägt von Glanz und Glamour, welcher durch eine rosarote Brille genossen wird.
Für mich steht schon lange fest und ich werde immer wieder aufs neue darin bestätigt. Die westliche Welt hat ein Wertesystem geschaffen das auf Ignoranz, Doppelmoral und bigotter Heuchelei aufgebaut ist.
Wie seht ihr das? Handelt der Westen doppelmoralisch?
Außerdem Respekt an Slavoj Žižek! ☮️🌍
4 Antworten
Niemand ist frei von Schuld...
Kein Land ist völlig frei von Widersprüchlichkeiten...
Blablabla...
Man liest so einiges als Rechtfertigung für den unterschiedlichen Umgang mit der Schuld.
Ich sehe es genauso wie du. Entweder ist etwas falsch, oder es ist richtig. Und es ist definitiv falsch etwas schlechtes unterschiedlich zu bewerten. Die Seite sollte hier keine Rolle spielen.
Nehmen wir die Spionageaffäre der USA.
Es gab überhaupt keine Folgen. Nur ein kleiner Anfall der Empörung, ein bisschen "Wind" oder besser gesagt eine "Briese" in den Medien und....
Das war's! Nichts!
Keine Sanktionen. Keine Anklagen. Keine rechtlichen Schritte oder diplomatischen Konsequenzen.
Dasselbe war bei vielen anderen Vergehen der USA.
Und warum?
Die Antwort ist ganz einfach: Es ist die Furcht.
Die Angst von dem "großen Bruder" bestraft zu werden ist groß. Man spricht es nicht aus. Man erfindet Ausreden. Man schweigt sich einfach aus.
Und das gilt nicht nur für Deutschland.
Und wenn man diese Tatsache hinterfragt wird laut "Whataboutism" gebrüllt.
Und ja, die meisten Menschen merken das gar nicht. Schließlich wollen sie weder als Whataboutisten, Verschwörungstheoretiker oder ähnliches gelten. Sie tun einfach dasselbe, was unsere Regierungen tun. Nämlich die Klappe halten und ja keine falschen Fragen stellen.
Nichts neues im Westen.
Ich glaube eher dass es deswegen ist weil die USA halt strategische Partner sind und man hält zu diesen.
Schon klar. Wie die Belarus ein Partner Russlands ist. 😅
Manchmal hat man auch vor dem Großen Bruder Angst, weil man auch von ihm bei Ungehorsam eine Rüge bekommen kann.
Es verbessert halt die Position des eigenes Landes, wenn man die USA nicht verurteilt. Die Analogie mit Belarus hinkt ein bisschen, da Deutschland nicht die USA braucht damit die Regierung nicht kollabiert, es stimmt aber doch das es große Folgen haben würde
Es verbessert halt die Position des eigenes Landes, wenn man die USA nicht verurteilt.
Dann sollte man grundsätzlich keinen Moralapostel spielen und den Begriff "Whataboutism" aus seinem Vokabular streichen.
Wenn man in Richtung Russland (zurecht) den Finger zeigt, dann sollte das auch für alle gleichermaßen gelten, die ähnlich schlimmes begehen. Ansonsten könnte man zum Schluss als Heuchler da stehen.
Es geht darum dass man die Diskussion von dem eigentlichen Thema ablenkt indem man auf eine andere Tatsache Aufmerksam macht, das ist das einzige was ich nicht als konstruktiv empfinde
Ich weiss. Der Begriff wird jedoch sehr häufig missbraucht, um von dem eigenen Versagen oder gar vor eigenen Verbrechen abzulenken.
Er hat eine gewisse Zweideutigkeit entwickelt.
Ja die falsche Benutzung des Wortes mag ich auch nicht , wie ich schon in meiner ursprünglichen Antwort gesagt habe. Falls ich whataboutism jetzt aus meinem Vokabular streiche, wie sollt ich den ursprünglichen Tatbestand dann beschreiben?
Tja, was soll ich sagen? Abgesehen davon, daß ich entgegen Deiner Ausführungen weitestgehend auf der Seite Israels stehe und ich die Doppelmoral überwiegend auf Seiten der Linken sehe (welche ich für weitaus demokratie- und rechtsstaatgefährdender halte als die Rechten) stimme ich Deinem Statement zu.
Niemand hat je behauptet dass man perfekt und frei von Schuld sei. Sind die Fehler der Vergangenheit nun für andere der Freifahrtschein diese zu wiederholen?
"Was ist den das bitte für eine verlogene Heuchelei die hier um sich greift, dass man das kritisieren von eben solchen Verbrechen mit Antisemitismus gleich setzt!?"
Das ist kein Antisemitismus, sondern Whataboutism.
Ich stimme vielem zu aber einige Aussagen kann ich mich nicht aschließen
"Und
wenn man diese Tatsache hinterfragt wird laut "Whataboutism"
gebrüllt."
Natürlich
wird das Wort Whataboutism oft falsch verwendet, aber ich verstehe warum es
genutzt wird. Oft werden z.B. in Diskussionen über den russischen Angriffskrieg
komplett aus dem nix dann der Völkerrechtswidrige Krieg der Amerikaner im Irak
rausgeholt, was nichts zur Diskussion beiträgt.
„Keine Sanktionen. Keine Anklagen. Keine rechtlichen Schritte oder diplomatischen Konsequenzen.
Dasselbe war bei vielen anderen Vergehen der USA.
Und warum?
Die Antwort ist ganz einfach: Es ist die Furcht.“
Ich glaube eher dass es deswegen ist weil die USA halt strategische Partner sind und man hält zu diesen. Genau das gleiche ist bei China im momentanen Russischen Angriffskrieg der Fall:
Keine Sanktionen, Keine Verurteilung
Es ist nicht schön aber im harten Spiel der Geopolitik handelt man halt anders mit Freunden als mit Feinden. Das ist Doppelmoral aber nicht aus Furcht sondern aus Kalkül.