Wie sollen wir uns in Deutschland nach dem Terrorangriff der HAMAS vom 7. Oktober positionieren?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wir sollten uns für den Frieden positionieren und die Morde von beiden Seiten betrauern und kritisieren. Wer sich auf einer der Seiten positioniert, akzeptiert und unterstützt auch die Unmenschlichkeit und die Verbrechen dieser Seite.

Tief beeindruckt hat mich ein Artikel von Sahar M. Vardi, einer Jüdin aus Israel, die den Tod von Freunden sowohl aus Israel als auch aus Gaza zu beklagen hat. Mit dem Titel "Der doppelte Schmerz".

Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 13:49

Herzlichen Dank für den Text von Sahar M. Vardi, der auch mich tief berührt hat!

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latricolore, UserMod Light  19.11.2023, 23:06
Wer sich auf einer der Seiten positioniert, akzeptiert und unterstützt auch die Unmenschlichkeit und die Verbrechen dieser Seite.

Nö.
Das sehe ich nicht so.

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Machtnix53  20.11.2023, 13:52

Danke für das Sternchen!

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Gar nicht! Wir sollten uns überhaupt nicht positionieren. Grundsätzlich nicht. Egal in welchem Konflikt. Wir wissen ja auch nichts darüber, was dort wirklich abgeht. Im Krieg regiert ausschliesslich die Propaganda. Und sich zu positionieren, bedeutet, sich auf eine propagandistische Seite zu stellen.

Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 13:09

Die einzige Möglichkeit sich nicht zu positionieren, wäre es jede Berichterstattung zu unterbinden. Sowie über einen Konflikt berichtet wird, wird Stellung bezogen. Die absolute Objektivität ist eine ideologische Fiktion.

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Lieber Pescatori,

den Terroranschlag der Hamas auf israelische Zivilisten eindeutig zu verurteilen und mit Israel um seine Opfer zu trauern, aber dennoch Kritik am militärischen Vorgehen der (ohnehin umstrittenen) israelischen Regierung bzw. Armee in Gaza zu äußern, die Einhaltung des humanitären Völkerrechts anzumahnen und die katastrophale humanitäre Situation der palästinensischen Zivilbevölkerung mit Sorge zu beobachten und klar anzusprechen, ist m. M. kein Ausdruck von Antisemitismus oder Anti-Israelismus, sondern vielmehr ein Zeichen dafür, dass dein innerer Kompass für (Mit)menschlichkeit noch funktioniert, da du in deinem Mitgefühl für die zivilen Opfer - SOWOHL auf israelischer, als AUCH auf palästinensischer Seite - NICHT parteiisch bist und dich für die Beachtung der Menschenrechte einsetzt, die universelle Gültigkeit besitzen (sollten).

Unsere Geschichte, konkret: die Shoa und die viel zitierte deutsch-israelische Freundschaft (sowie möglicherweise auch die Befürchtung, uns mit der Kritik am Kurs der israelischen Regierung, dem Vorwurf antiisraelischer Ressentiments auszusetzen), sollten uns nicht zu einer quasi "reflexartigen" einseitigen Parteinahme verführen, die uns blind für das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung und für problematische politische und militärische Entscheidungen unserer israelischen Freunde macht.

Sollten wir uns - nicht nur als Deutsche, sondern schlicht als mitfühlende menschliche Wesen - daher nicht an die Seite derjenigen Israelis UND Palästinenser stellen, die sich ungeachtet der Spirale der Gewalt, schon seit Jahren für eine Aussöhnung und eine friedliche Koexistenz einsetzen? Weshalb uns nicht, zu Gunsten eines "Sowohl-als-auch", dem zur Zeit kursierenden "Entweder-oder-Denken" verweigern, selbst wenn dieses (scheinbar) zu einer Reduktion von Komplexität beigetragen mag?

Und um mit John Lennon zu schließen: "you may say I'm a dreamer, but I'm not the only one", liebe Grüße, Garnet72 🕊.

Pescatori 
Fragesteller
 23.11.2023, 14:48

Herzlichen Dank für deine differenzierte, kluge Stellungnahme!

https://www.youtube.com/watch?v=YkgkThdzX-8

Grüße Jürg

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Garnet72  23.11.2023, 19:10
@Pescatori

Danke für deine freundlichen Worte und für den Link: John Lennons Traum eines friedlichen Zusammenlebens, ohne entzweiende religiöse Konflikte, Landstreitigkeiten, etc., der vielen Zynikern sicherlich hoffnungslos naiv erscheinen mag, erweist sich, in unseren alles andere als friedensbewegten Zeiten, mal wieder als frappierend aktuell.

Dir, trotz allem, aber noch eine harmonische Restwoche, liebe Grüße, Barbara.

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Nein, sollten wir nicht.

Die Hamas ist eine Bande von Mördern, Räubern und Vergewaltigern. Mit diesen ist nach meiner Meinung so zu verfahren wie mit einem tollwütigen Hund. Dieser wird auch so schnell wie möglich eingeschläfert.

Wer die Mörderbande unterstützt oder ihre Taten für gut befindet, sollte genauso behandelt werden.

Israel nimmt schon mehr Rücksicht wie notwendig auf die Zivilbevölkerung und fordert diese schon lange dazu auf das Gebiet zu verlassen. Ich hätte diese Geduld nicht.

Wenn die Zivil-Bevölkerung das Gebiet nicht verläßt, muss sie halt mit den Konsequenzen leben.

Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 14:21
Wenn die Zivil-Bevölkerung das Gebiet nicht verläßt, muss sie halt mit den Konsequenzen leben.

Du bist also der Meinung, dass eine Zivilbevölkerung, die sich nicht vertreiben lässt, halt damit "leben" muss, getötet zu werden.

Damit bist du der Meinung, dass Kriegsverbrechen an der palästinensischen Bevölkerung hingenommen werden müssen.

Auch dir möchte ich die Stellungnahme einer Israelin empfehlen, die Machtnix in seiner Antwort verlinkt hat:

Sahar M. Vardi "Der doppelte Schmerz"

https://www.nachdenkseiten.de/?p=105018

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Bts10a  19.11.2023, 14:26
@Pescatori

Lenk jetzt nicht ab.

Israel hat jedes Recht die Mörder, Vergewaltiger und Diebe der Hamas zu jagen und zu richten.

Die Araber im Gaza werden nicht vertrieben, Sie werden aufgefordert aus dem Weg zu gehen.

Das sind in meinen Augen keine Kriegsverbrechen sondern Kollateralschäden.

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Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 14:35
@Bts10a

Wer lenkt denn hier ab?

Was in deinen Augen Kollateralschaden sind, sind nicht nur in meinen Augen Kriegsverbrechen.

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Vielleicht sollten wir in Deutschland wieder lernen, dass man sich nicht bei jedem Konflikt auf der Welt für eine Seite positionieren muss. Denn häufig führt sowas nur dazu, dass sich die Menschen hier deswegen sinnlos gegenseitig zerfleischen.

Ein gewisser Gleichmut und Neutralität sind oft die beste Lösung.

LG.

Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 13:21

Okay, eine Einstellung, die oft wirklich hilfreich sein kann!

Mich hat aber der Terroragriff der HAMAS stark berührt. Und nun eben auch die Vertreibung der Palästinenser. Ist nicht das Eintreten für Menschenrechte immer wichtig?

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Zwitscherling  19.11.2023, 14:24
@Pescatori
Mich hat aber der Terroragriff der HAMAS stark berührt. Und nun eben auch die Vertreibung der Palästinenser. 

Das ist wohl bei den meisten der Fall, auch bei mir.

Ist nicht das Eintreten für Menschenrechte immer wichtig?

Tchja, es ist kompliziert. Speziell eben bei diesen Konflikt.

Das alles begann im Grunde schon vor 2700 Jahren und in dieser Region wird auch mindestens in den nächsten 100 Jahren keine Ruhe einkehren.

Auch wenn sich die Staaten dort auf eine zwei- , oder auch Ein-Staaten-Lösung einlassen, wird es nach wie vor Gruppen, wie die Hamas geben, die das nicht akzeptieren wird. Die Narben von zwei Jahrtausenden sind einfach zu tief.

Wenn andere Länder sich da um Vermittlung bemühen, ist das OK. Wenn sie sich allerdings auf eine der beiden Seiten schlagen, wird es gefährlich und das ganze droht weltweit zu eskalieren.

Zugegeben, Deutschland hat da bekanntlich eine gesonderte Rolle.

Aber es bringt halt garnichts, wenn Menschen außerhalb dieser Länder auf den Straßen für die ein oder andere Seite demonstrieren.

Denn wie bereits erwähnt, führt das zum Beispiel zum verbrennen von israelischen Flaggen und dazu, dass sich die Menschen an die Gurgel gehen.

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Pescatori 
Fragesteller
 19.11.2023, 14:30
@Zwitscherling

Wichtig erscheint mir, dass nicht für die eine oder andere Seite demonstriert wird, sondern dass Juden, Muslime, Christen und Atheisten gemeinsam für Frieden und eine Zwei-Staaten-Lösung demonstrieren.

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Zwitscherling  19.11.2023, 16:01
@Pescatori

Ja, aber auch das bringt nur etwas, wenn das die Menschen in den betroffenen Ländern tun.

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