Haben Staatsanwälte kein schlechtes Gewissen, wenn sie auf schuldig plädieren, obwohl der Angeklagte offensichtlich unschuldig ist?
Schaut man sich mal das Ende von vielen Prozessen an, wo der Angeklagte ohne jeden Zweifel vom Richter freigesprochen wird, stellt man fest, dass die Staatsanwaltschaft oft trotzdem auf schuldig plädierte.
Warum tun sie das?
4 Antworten
Es ist eher so, dass der Richter nicht von der Schuld des Angeklagten überzeugt werden konnte. Wenn die Beweisaufnahme die Unschuld bewiesen hätte, darf der Staatsanwalt gar keine Bestrafung fordern!
Da ging es dann wohl um die Bewertung von Zeugenaussagen. Ohne dabei gewesen zu sein, kann ich wenig dazu sagen.
Man hat jedenfalls generell das Gefühl, dass es der Staatsanwaltschaft "im Zweifel" eher darum geht, den Angeklagten "zu verknacken".
Entlastendes wird nicht freudig von der Staatsanwaltschaft aufgenommen, sondern eher "genervt". Man will den Prozess "nicht verlieren".
Dabei sollte es doch um Recht und Gerichtigkeit gehen und nicht ums Ego oder Karriere oder?
Weil der Staatsanwalt Anklagen soll… wieso sollte der auf Seite des Angeklagten stehen. Außerdem kann StA und Gericht unterschiedliche Rechtsauffassungen haben.. ist ganz normal unter Juristen
Das ist aber Unsinn was du schreibst.
Er ist LAUT GESETZ verpflichtet, auch Entlastendes zu sammeln und hat eigentlich neutral/gerecht zu sein.
In der Praxis läuft es jedoch anders ab - und darum dreht sich meine Frage.
Wenn jemand angeklagt ist, dann ist die StA davon überzeugt, dass er auch schuldig ist (auch das Gericht btw) sonst dürfte schon keine Anklage erhoben werden.
die StA bügelt davor schon alle in dubio pro reo Fälle weg
Das mag ja vor dem Prozess sein, aber wenn sich im Zuge des Prozesses eben die Faktenlage ändert aufgrund von Zeugenaussagen etc., dann sollte der Staatsanwalt seine Meinung ändern und nicht aus Sturheit, Siegeswillen etc trotzdem weiter an der Anklage festhalten!
Ich persönlich könnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Du weißt schon, man aussagen anders werten kann ? Und dann wiederum … andere Juristen andere Gesetzesauslegung
lol ... das glaubst du doch selber nicht! Ich zitiere den Herrn nanfxD:
"Weil der Staatsanwalt Anklagen soll… wieso sollte der auf Seite des Angeklagten stehen"
Der Staatsanwalt will gewinnen und beharrt auf seiner Position so lange wie irgendwie möglich - so sieht es in der Praxis doch oft genug aus.
was glaub ich nicht ? Das Juristen sich streiten und nicht einer Meinung sind ? Oder das man Zeugen unterschiedlich bewerten kann?
warum sollte ein StA zwingend gewinnen wollen ? Zu 99% kennt der den Fall gar nicht und wie schon gesagt, in 99% der Fälle ist der Angeklagte auch schuldig.
schon mal privat einen StA gesehen ?!?
Staatsanwälte müssen objektiv sein und auch entlastende Umstände ermitteln. Und so krass wie Du es schilderst, kommt es sehr selten vor.
"müssen objektiv sein und auch entlastende Umstände ermitteln"
Und das ist in der Realität auch der Fall? Also schildert man das einem Anwalt, dann fängt er laut an zu lachen.
Stimmt doch gar nicht. Es wird ja nicht in jedem Fall Anklage erhoben. Sondern viele Verfahren auch eingestellt, weil eben keine Schuld nachgewiesen werden kann.
Das macht kein Staatsanwalt …
Schlechtes Gewissen eher nicht. Sie würden sich schlicht strafbar machen, wenn sie das täten. Und das würde sie die Anstellung und mit Pech die Pension kosten.
Ich halte das für sehr unwahrscheinlich.
Ich las vor kurzem noch folgendes bzgl. eines Falles in der Presse:
"[...] Der Richter war von der Unschuld des Angeklagten überzeugt und folgte der Verteidigung, die einen Freispruch forderte. Die Staatsanwaltschaft sah dies jedoch anders und forderte in ihrem Plädoyer 1 Jahr Haft auf Bewährung".
Insofern kann ich deiner Logik nicht ganz folgen.