"Hab Geduld"?

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Ich kenne das gar nicht aus der religiösen Ecke (bin selbst Seelsorger und hab das noch nie gesagt und auch früher nie gehört).

Woher ich den Spruch allerdings kenne ist von Eltern und Großeltern. Da ging es aber um die kindliche oder jugendliche Ungeduld, in jungen Jahren geht ja alles zu langsam und alle anderen sind zu langsam. Aber das legt sich ja.

Warum man bei Grenzerfahrungen Geduld mitbringen soll erschließt sich mir nicht. Als Notfallseelsorger erlebe ich ständig Menschen, die eine lebensbedrohliche Situation oder einen plötzlichen oder gewaltsamen Tod unmittelbar miterlebt haben. Ich wüsste nicht, warum ich sagen sollte "Hab Geduld".

Wenn es aber um die Verarbeitung des Erlebten geht, dann braucht man, neben professioneller Hilfe tatsächlich Geduld, denn das braucht Zeit. Manchmal vier Wochen, vier Monate oder Jahre, manche knabbern ein Leben lang. Das erwähne ich zwar, aber nie so, wie Du es darstellst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Um keine impulsiven Entscheidungen zu treffen, die man vermutlich aufgrund von Ungeduld getroffen hätte. Dabei besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Situation während dieser Geduldsphase verändert.

Solltest du darauf warten, was die Bibel verspricht, tue das nicht. Die Bibel ist diesbezüglich voller falscher Aussagen, da müssten ja ziemlich viele Gläubige irgendwann glücklich oder erfüllt sein. Wenn ich mir zum Beispiel die Obdachlosen anschaue, die hier in Los Angeles reihenweise auf der Straße sterben, frage ich mich auf was die denn haben warten sollen. Gott wird als sehr liebevoll dargestellt, das ist der aber tatsächlich nicht. Zumindest nicht auf Erden, da bist du ihm nämlich relativ egal. Selten greift ein, um im Rahmen von Zeugnissen und Nahtoderfahrungen sein Gesicht zu zeigen. Falls das also das ist, worauf du hinaus willst, mach dir keine Hoffnung. Ich selbst hab alles so getan, wie es geschrieben steht, und müsste nach dem Psalm eigentlich jetzt das beste Leben haben, um das ich gebetet habe. Passiert ist genau gar nichts, am Ende meiner Reise war ich halb obdachlos und hatte gar nichts mehr. Familie hab ich eh nie eine gehabt, und alles war einfach nur noch beschissener als vorher. Auf was hätte ich denn da noch warten sollen? Halt Gott in deinem Herzen, vertrau ihm aber nicht. Die Hardcore Christen werden mich jetzt wieder steinigen, aber das ist alles eine Frage von persönlichen Erfahrungen.

Ich freue mich für jeden, der anderes berichten kann

Naja aufschieben bedeutet, dass man nicht sofort rechtfertigen muss.

Das kann man nicht als generelle Verhaltensweise hinstellen. Es hängt von der jeweilige Sache oder Umständen ab. Wo abzuwägen ist was das Bessere ist: Geduldig zu warten oder sofort zu Handeln. Generalisieren kann man das nicht!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung