Goethe - Natur und Kunst - sprachliche Mittel

4 Antworten

Zusatz (Haldor):

5-füßige Jamben = Blankvers

Es handelt sich um Gedankenlyrik, deshalb kommt es auf die inhaltliche Interpretation an, die sprachlichen Mittel treten in den Hintergrund. Sie sind denn auch nur selten anzutreffen, doch es gibt einige: Natur und Kunst werden personifiziert (rhetorisches Mittel der Personifikation): "scheinen sich zu fliehen", "haben sich gefunden". Auch eine Antithese wird deutlich: sie fliehen einander, sie finden sich (1. Strophe). "An die Kunst gebunden" ist eine Metapher (man bindet sich normalerweise mit einem Seil irgendwo fest). Dann "glüht" frei Natur im Herzen; das ist ebenfalls eine Metapher, denn normalerweise glüht nur ein Feuer (2. Strophe). "Ungebundene Geister" ist eine Synekdoche oder pars pro toto: Geister steht für geistvolle Menschen (3. Strophe). In der 4. Strophe findet man noch zwei verblasste Metaphern: sich zusammenraffen (man rafft Spielkarten zusammen) und Gesetz gibt Freiheit ("geben" ist hier im übertragenen Sinne zu verstehen, denn normalerweise kann ein Gesetz nicht etwas geben und schon gar nicht Freiheit). - Man bekommt in diesem Sonett den Eindruck des gelassenen, ruhigen Betrachtens vermittelt. Darauf deuten die metrischen Mittel hin: das Reimschema und die Versschlüsse sind regelmäßig, desgleichen die Verstakte: nur 5-füßige Jamben mit je weiblichen Kadenzen (Versschlüssen).

Schmallle  16.10.2017, 19:10

Wer genau war der geistige Schöpfer dieser Antwort?

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Du solltest schauen auf Gegensätzlichkeiten, die nur scheinbar welche sind. In der ersten Strophe: Wer sich nach redlichem Bemühen an die Kunst bindet, mag Freiheit empfinden. Also Bindung - Freiheit. In der zweiten Strophe: Ungebundenheit - vergebliches Bemühen. Schließlich: Gesetz (das ja Freiheit einschränkt) - Freiheit.

Welling hat dir schon Anspruchsvolleres ins Inhaltliche Spielende aufgezeigt.

Du darfst dich aber durchaus auch der Mühe unterziehen, nach Reimen, nach Doppelformeln und nach ungewöhnlichen Wortstellungen suchen.