Glaubt ihr an ein höheres Wesen, wie Gott?

Das Ergebnis basiert auf 47 Abstimmungen

Ja, ich glaube daran 51%
Nein, eher weniger 49%

26 Antworten

Nein, eher weniger

Überhaupt nicht mehr.

Warum?

Er/Sie hat sich mir bisher nicht gezeigt.

Den Bibelgott und den Allah kann es nicht geben, weil allmächtig sein und allerbarmend sein nicht zu einer Welt voll Leid passt.

Kommt darauf an, was Du meinst.

Meinst Du damit, ob ich an ein höheres Wesen, wie zum Beispiel Gott glaube, dann lautet die Antwort in meinem Fall ja.

Meinst Du aber damit, ob ich an ein höheres Wesen glaube, welches ein höheres Wesen als Gott ist, so würde ich meinen, dass ich da nicht sicher bin. Ich meine, nehmen wir mal an, Gott hat diese Realität erschaffen und es gibt vielleicht noch andere Wesen wie Gott, die so etwas ebenfalls auf die Reihe gebracht haben, welcher von ihnen wäre dann größer? Vielleicht jenes Wesen, welche die Grundlage dafür geschaffen hat, solche Realitäten zu erschaffen, oder jenes Wesen, welches die theoretischen Grundlagen dafür erschaffen hat, um die praktischen Grundlagen zu ermöglichen? Es kommt dabei darauf an, wie genau man das betrachten möchte und aus welcher Perspektive heraus.

Nein, eher weniger

"Eher weniger" ist untertrieben, ich glaube überhaupt nicht an Gott oder irgendwelche höheren Wesen. Sofern man damit nicht einfach nur eine technologisch-kulturell überlegene Zivilisation meint, denn die könnte es geben.

Über die Begründung dafür habe ich ein ganzes Buch geschrieben, das wegen Überlänge kein Verlag haben wollte. Außerdem interessiert es Gläubige eher selten, ob Atheisten eine Begründung für ihren Unglauben haben oder nicht, und wie dieser aussieht. Ihr Vorurteil, dass es eine solche Begründung nicht geben kann, ist ihnen so eingehämmert worden, dass viele, auch wenn sie den Glauben an Gott längst aufgegeben haben, dies immer noch meinen - so ging es mir auch lange Zeit. Aufgrund dieses Vorurteils sehen Gläubige sich solche sog. "atheologischen Argumente" meist nicht mal an, geschweige denn, dass sie darüber nachdenken. Mit einer Ausnahme: Wir leben in einer Welt, in der Tiere und Menschen leiden, und man sich fragen muss, ob man dies mit einem allwissenden, allmächtigen und liebenden Gott in irgendeiner Weise vereinbaren kann. Die Antwort lautet selbstverständlich "Nein", aber Christen haben da einige Ausreden ersonnen, wie etwa die mit dem freien Willen - die aber alle nicht erklären können, warum Tier leiden und warum Menschen unter Naturkatastrophen leiden.

Büchner nannte das Problem - genannt "Theodizeeproblem" - den "Fels des Atheismus". Wenn Gläubige überhaupt anfangen zu zweifeln, dann meistens deswegen. Die meisten beruhigen sich aber mit den Ausreden, ohne weiter darüber nachzudenken.

Stellt man Fragen dazu, dann meiden die Gläubigen es meist, darauf zu antworten. Meine Formulierung des Theodizeeproblems lautet:

Ist Gott mächtig genug, eine Welt zu erschaffen, in der Menschen und Tiere weniger leiden als in dieser?

Gläubige meiden es meistens, darauf zu antworten, und wenn, dann denken sie über ihre Antwort, sofern sie eine geben, nicht weiter nach. Man könnte sagen: Gott lebt davon, dass die Gläubigen nicht über ihn nachdenken.

Weiteres Nachdenken wird durch Vorurteile auch sofort unterbunden: Gott ist transzendent, er ist nicht von dieser Welt, man kann keine weltlichen Maßstäbe anlegen, man kann ihn nicht beweisen und nicht widerlegen, man kann etwas Negatives oder Nichtexistenz sowieso nicht beweisen, Du sollst Dir kein Bild machen - oder kurz, Gott fungiert als eine Art Stop-Signal: Ab hier bitte nicht mehr weiter darüber nachdenken. Täte man es, es bestünde die Gefahr, dass man den Glauben und seine Annehmlichkeiten verliert, also wen interessiert denn schon die Wahrheit? Außer Atheisten will niemand die Wahrheit über Gott hören. Man redet viel über Wahrheit, aber in Wahrheit ist das bloß Gerede ohne tieferen Sinn.

Wäre Gott tatsächlich nicht beweisbar und nicht widerlegbar, dann könnte man keine Aussage darüber treffen, ob er beweisbar oder widerlegbar ist. Hier springt dann der Glauben ein, als bequeme Ausrede, warum man nicht weiter über diesen und andere Widersprüche nachdenkt. Glauben fördert das Nicht-nachdenken. Glauben legt fest, was wahr ist, bevor man wissen kann, oder will, was wahr ist. Sich auf den Glauben zu berufen ist die bequemste aller Ausreden, intellektuell unehrlich, ein Trick, mit dem man sich vorgaukelt, es gäbe keinen Grund, über derlei Fragen nachzudenken. Glauben genügt sich selbst.

Wer da nicht misstrauisch wird, den nenne ich leichtgläubig.

Man muss Gläubigen nur zuhören, schon verwickeln sie sich in Widersprüche:

Gott ist jenseits aller Erfahrung, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es Gott gibt. Wäre Gott wirklich jenseits aller Erfahrung, gäbe es keine menschliche Erfahrung, die einem sagt, dass es Gott gibt.

Gott kann man nicht beweisen oder widerlegen, aber ich habe gute Gründe, an Gott zu glauben. Wäre Gott wirklich weder beweisbar noch widerlegbar, gäbe es keine Gründe, an ihn zu glauben. Wenn keine weltlichen Gründe, keine Logik, einen zu Gott führen kann - wie viele behaupten - wenn Gott "nicht der Logik unterliegt", dann ist jeder logische Grund, den man anführt, um von der Existenz der Welt auf einen Schöpfer zu schließen, null und nichtig.

Der Glauben schafft es, alle diese Widersprüche zu übertünchen, so merken die Gläubigen nicht, was sie inhaltlich dazu sagen. Was bedeutet, dass der Glauben so ziemlich das schlechteste Mittel ist, um zu "entscheiden", ob Gott existiert oder nicht. So wenig wie man sich dazu "entscheiden" kann, an die Existenz der Schwerkraft zu glauben. Den Glauben im religiösen Kontext muss man definieren als: Vorgeben, etwas zu wissen, was man nicht weiß.

Ich habe nicht die Neigung, vorzugeben, das ich weiß, ob es Gott gibt oder nicht. Daher kann meine Antwort nur lauten: Ich glaube nicht an ein höheres Wesen namens Gott. Ich glaube an die Schwerkraft, und in dem Sinne würde ich an ein höheres Wesen glauben, wenn ich einem begegne. Weil ich an die Schwerkraft glaube, weil wir alle ihre Wirkung spüren - und nicht nur ein paar selbsternannte Ausgewählte, die sich in Widersprüche verwickeln, wenn man ihnen ein paar Fragen stellt, sofern sie nicht gleich jeder Antwort ausweichen.

Man braucht Gott dazu, um an die Unsterblichkeit seiner Seele zu glauben, und auf diese Annehmlichkeit können oder wollen viele nicht verzichten - der Wunsch ist Vater des Gedankens. Dabei sollte man gelernt haben, das nichts dadurch real wird, dass man es sich wünscht, und dass das Gewünschte selten zutreffend ist. Also achten Gläubige nicht wirklich auf ihre Erfahrung, sie geben es nur vor.

Sieht man sich die ganzen Gründe an, die angegeben werden, um an Gott zu glauben, kann man nur den Kopf schütteln, so man einen hat oder sich einen macht. Diese gründe reichen, um Kinder oder Leute zu überzeugen, die unerfahren im Umgang mit Logik sind, Sobald sie daran glauben, überredet man sie ohnehin dazu, zu akzeptieren, dass es keinen logischen Gegenbeweis gegen Gott geben kann - was eigentlich bedeutet, dass es auch keinen logischen Grund gibt, an ihn zu glauben. Aber die Falle ist zugeschnappt, man hat aus falschen Gründen angefangen, zu glauben, und nun können einen keine Gründe mehr draus befreien. Diese würde man so oder so nicht akzeptieren, und kaum jemandem fällt es auf, dass man damit auch keine Gründe mehr hat, mit dem Glauben anzufangen.

Wer diese Tricks durchschaut, den heißt man einen Atheisten.

Natürlich möchten die Gläubigen, dass möglichst alle an Gott glauben, weil dann niemand mehr da ist, das infrage zu stellen - denn man hat gute Gründe, dies nicht zu wünschen. Man wünscht sich, etwas wäre wahr, erklärt es kurzerhand zur Wahrheit, unterbindet dann weiteres nachfragen, und akzeptiert Gründe, die man ohne den Wunsch dahinter nie annehmen würde.

Freud nannte dies eine Illusion. Eine Illusion ist ein Irrtum, bei dem der Wunsch ausschlaggebend dafür ist, dass man den Irrtum akzeptiert. Man wünscht sich ewiges Leben, und betrachtet dies als Grund genug, an Gott zu glauben. Man fühlt sich bedeutender, wenn man an Gott glaubt, also hat Gott gefälligst zu existieren. Man glaubt, dass man Hoffnung und Kraft durch den Glauben an Gott gewinnt, daher denkt man, dass er existiert.


profanity  22.06.2019, 08:51

Du bist wirklich DER Volker Dittmar? Deinem Schreibstil nach zu urteilen, ja. Ich war schon des Öfteren auf deiner Seite und entlehne mir ab und an ein paar deiner Argumente, dafür möchte ich mich an dieser Stelle einfach mal bedanken :)

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VolkerDittmar  22.06.2019, 12:44
@profanity

Danke. Ja, es stimmt, ich bin der Betreiber einer nicht ganz unbekannten Website - wenn man bei Google "Atheismus" eingibt, erscheint eine meiner Seiten an zweiter Stelle, nach Wikipedia. Wikipedia ist natürlich uneinholbar vorne.

Es freut mich, wenn ich anderen Menschen damit helfen kann.

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profanity  22.06.2019, 18:02
@VolkerDittmar

Es freut mich ungemein, dich - wenn auch leider nur virtuell - persönlich kennenzulernen. Schade, dass du dein Buch nicht verlegen lassen kannst, ich finde, es gehört direkt neben Dawkins, Hitchens und Onfray :)

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DavidWayne99 
Fragesteller
 22.06.2019, 19:16

Cool, ich habe auch schon mal von dir gehört.

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Ja, ich glaube daran

Ich bin sehr christlich (katholisch) erzogen worden, doch inzwischen habe ich dazu meine eigene Meinung und Gedanken. Ja, ich glaube an ein höheres Wesen, wenn es auch nicht der Gott ist, wie ich es als Kind gelernt habe. Aber ich nenne dieses Überirdische ,, Gott,, zu dem ich auch bete oder bitte, mit meinen eigenen Worten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, wenn man sich in Nöten an etwas klammern kann und daran glaubt, dass einem geholfen wird.

Man kann es vielleicht Einbildung nennen, oder auch Zufall, aber mir ist schon öfter geholfen worden und deshalb glaube ich auch daran. Man sagt ja, Glaube versetzt Berge. Naja für manche mag das unwirklich klingen, aber ich finde, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

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Nein, eher weniger

Nein. Ich sehe keinen Grund dazu.

Woher ich das weiß:Hobby – Satanistin