Gibt es *DIE* Wissenschaft an sich, oder ist das Verhandlungssache, Meinungssache, weil sonst gäbe es nicht die WissenschaftsTHEORIE oder den Skeptizismus?

5 Antworten

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Es gibt nicht die Wissenschaft als gesamtes in sich geschlossenes Konstrukt. Die Wissenschaft ist ein Begriff, der Forschung auf den verschiedensten Gebieten zusammenfasst. Es gibt also sehr viele verschiedene Wissenschaften, bzw. Wissenschaftliche Gebiete.

Der Punkt mit (ich zitiere Dich) "...oder ist das Verhandlungssache, Meinungssache..." ist schon ein wenig komplexer. Man könnte sagen, nein ist es nicht. Aber dazu muss man wissen, wie Wissenschaftliche Forschung funktioniert.
Bei der Forschung werden Studien erstellt in denen verschiedene Dinge geprüft, bzw. überprüft werden. Idealerweise wird das ganze Ergebnisoffen durchgeführt, also so dass der Forscher nicht hergeht und sagt "Es müsste ja theoretisch so sein, dass das Ergebnis X rauskommt" und dann hergeht und versucht genau das in seinen Versuchen nachzuweisen. Sondern dass der Forscher auch versucht seine ursprüngliche Annahme zu widerlegen, also nach allem sucht was widerlegt, dass am Ende X rauskommt. Dazu gibt es verschiedene Methoden und Versuchsaufbaue, die der Forscher festlegt und durchführt. Wenn eine solche Studie beendet ist, wird die an andere Wissenschaftler gegeben, die die Studie überprüfen, ob sie zu denselben Ergebnissen kommen, ob die Methoden korrekt sind und überhaupt geeignet um die ursprüngliche Annahme zu untersuchen. Erst wenn eine solche Überprüfung stattgefunden hat wird das Forschungsergebnis veröffentlicht. Oftmals geht das aber zuerst zurück zum Forscher, der dann erstmal Fehler, oder Ungenauigkeiten seiner Arbeit verbessern muss und dann wird es wieder von unabhängigen anderen Forschern überprüft.
So entstehen dann Forschungsergebnisse.

Jetzt kommt aber noch der Punkt, dass nicht alle Studien eindeutige Ergebnisse liefern. Oftmals steht am Ende einer Studie, dass die Ergebnisse Rückschlüsse zulassen, die in diese, oder jene Richtung gehen, man aber bestimmte Dinge noch genauer untersuchen muss, um bessere, eindeutiger Ergebnisse zu bekommen.

Eine Wissenschaftliche Theorie ist erst einmal nur eine Grundannahme, die jemand aufstellt und eben versucht durch Forschung, so wie oben beschrieben zu überprüfen. Eine gewisse Skepsis ist absolut notwendig um eben Fehler in der Forschung und in den Methoden der Studien zu finden.

Es gibt viele wissenschaftliche Erkenntnisse, die gesichert sind. Zum Beispiel in der Chemie die Zusammensetzung von Wasser. Aber es gibt andere Wissenschaftliche Gebiete, wo eindeutige Ergebnisse gar nicht möglich sind, zum Beispiel was Geschichtliche Dinge angeht, weil man einfach nicht genug Informationen haben kann. Man weiß zwar recht viel über das Mittelalter, aber eben nur das was man aus Archäologischen Funden und dem was damals aufgeschrieben wurde weiß. So ist es auch auf ganz vielen anderen wissenschaftlichen Gebieten, wie Physik und Medizin zum Beispiel. Da kann man eigentlich immer nur vom derzeitigen Stand der Wissenschaft sprechen. Also dem was man schon weiß, es gibt aber noch mindestens 10 mal soviel, was eben noch nicht eindeutig erforscht ist.

Dazu kommt, dass es durchaus auch schlechte Studien gibt, die methodisch unsauber sind.

Das Problem ist, dass uns viele Dinge als "Wissenschaftlich" verkauft werden, die es aber am Ende nicht sind. Man muss also immer genau hinschauen. Und damit meine ich nicht, dass man sich dann nur solche Ergebnisse heranzieht, die gerade ins eigene Weltbild passen, sondern dass man versucht so offen und unvoreingenommen herangeht, wie das eben möglich ist.

Doch, natürlich. Wissenschaft ist die Sammlung allen Wissens. Wissenschaft ist KEINE Verhandlungssache oder Meinungssache, WEIL ihr die Wissenschaftstheorie zugrunde liegt.

Lies nochmal den Unterschied zwischen Hypothese und Theorie nach.

Kurz und vereinfacht: Die Wissenschaftstheorie ist ein Organisationsmodell, das Methoden zur Erkenntnisgewinnung strukturiert, damit sich jeder einbringen und seine Hypothesen verifizieren lassen kann. Damit kann man sich hervorragend zanken, aber am Ende gibt es allgemein anerkanntes, beweisbares Wissen.

Wie hoch Dein Toastbrot aus dem Toaster springt, kann man nach der Wissenschaftstheorie prima mit den Methoden der Physik berechnen. Dadurch kannst Du die Sprunghöhe anderer Brote in anderen Toastern ermitteln, ohne sie tatsächlich zu toasten. Du brauchst dazu bloß noch die Masse des Toasts und die mechanischen Leistungsdaten des Toasters. Das Hookesche Gesetz beschreibt die Wirkung einer Kraft auf elastische Körper wie Federn. Die Federkonstante (Federhärte) wird mit bezeichnet. Es gilt F = D ⋅ Δ x mit der Längenänderung der der Feder. Jetzt besorgst Du Dir eine heftigere Feder für den Toaster und die Toasts springen exakt so hoch, dass Du sie super mit einem Teller auffangen kannst.

Skeptizismus ist die philosophische Auffassung, dass man sich des Wissens nie sicher sein kann, wenn man es nicht ständig überprüft.

Es gibt Fachrichtungen der Wissenschaft und dazu gehörenden Fachverbände. Aber "die Wissenschaft" als Einheit mit einer Meinung gibt es so nur selten. Wissenschaft ist fast immer Diskurs, Austausch unterschiedlicher Erkenntnisse und Schlussfolgerungen daraus. Alles gilt nur unter bestimmten Bedingungen und verändert sich bei Veränderung der Bedingungen. Und daher sind auch empirische Ergebnisse oft sehr widersprüchlich. Und Kennzeichen der Wissenschaft sind die Erkenntnisse aus diesen Widersprüchen. Wissenschaft stellt Erkenntnisse immer wieder in Frage.

Aber genau diesen Widerspruch und den ständigen Diskurs verstehen viele nicht und genau dort, wo Wissenschaft von Politik vereinnahmt wird, darf es scheinbar weder Diskurs noch Widerspruch geben, also Wissenschaft nicht mehr stattfinden. Aber das ist Politik oder Ideologie und eben keine Wissenschaft.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – viele Jahre in diesem Bereich tätig

Ja, es gibt „DIE“ Wissenschaft. Es gibt nur eine Physik, eine Mathematik und eine Chemie und nicht mehrere.

Selbstverständlich gibt es eine Wissenschaftstheorie, denn Wissenschaft funktioniert nach bewährten und einheitlichen Regeln.

Skeptizismus ist eine wissenschaftliche Bewegung gegen unwissenschaftlichen Unsinn wie Aberglauben, Homöopathie, Wünschelruten, Astrologie etc. Ich bin Mitglied bei der www.gwup.org und lese immer mit Freuden den „Skeptiker“.

Sagen wir so:

Wenn jemand unter Verweis, dass dessen Einlassungen die Wissenschaft darstellt, so kann des bestenfalls den gegenwärtigen Kenntnisstand oder die Meinung des sich Äußernden darstellen.

Schließlich lebt die Wissenschaft vom ergebnisoffenen Meinungsstreit.

In der Geschichte gibt es mehrere Ansichten, die sich über die Zeit fundamental geändert haben.

Besonders kritisch würde ich Fälle sehen, wenn man einen offenen Meinungsstreit nicht zulässt.