Gerichtsmediziner ohne Medizinstudium?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

also wie du bereits richtig festgestellt hast, ist der Beruf des Gerichtsmediziners nur mit abgeschlossenem Medizinstudium möglich. Danach wird dann der Facharzt der Gerichtsmedizin angehängt. Tatsächlich gibt es in der Rechtsmedizin immer auch Assistenten, oder wie wir sie nennen, "Präperatoren". Die jenigen, die ich bislang kennengelernt habe waren dabei allesamt Quereinsteiger, nicht selten sogar gelernte Metzger.. Ich kann mir aber auch vorstellen dass eine Ausbildung als MTA dafür als geeignet angesehen werden könnte.

Jedoch gebe ich dir noch zwei Dinge zu bedenken. Zum einen: Ich an deiner Stelle würde versuchen mir drüber klar zu werden, ob das wirklich das richtige für dich ist. Die Rechtsmedizin ist mit Sicherheit ein interessantes Fachgebiet. Ich selbst studiere Medizin und hatte das Glück, eine meiner Famulaturen in unserer Rechtsmedizin absolvieren zu können. Es war eine sehr lehrreiche und interessante Zeit und eine tolle Famulatur. Dennoch stelle ich es mir sehr schwer vor, tagtäglich mit dem Tod, Verstümmlungen, Verwesung und nicht zuletzt dem, was Menschen sich gegenseitig oder auch sich selber antun, konfrontiert zu sein. An manchen Tagen hatte ich echt die Schnauze voll von Leichen, nach der 15. Leichenschau an einem Tag. Um in diesem Beruf gut klar zu kommen, benötigt man schon ein gewisses dickes Fell und einen gesunden Abstand, außerdem nicht selten einen stabilen Magen. Denn grade die Faulleichen im Sommer sind nicht mal für den Profi ne leichte Sache. Grade als "Assistent" in der Rechtsmedizin hast du die, ich nenne es mal "Drecksarbeit" zu tun. Viel der Autopsiearbeit obliegt den Präperatoren, die Mediziner präparieren dabei vor allem die herausgenommenen Organe im Detail. Und natürlich danach die Sauerei beseitigen, das gehört auch zu deren Aufgabenfeldern.

Ein zweiter Aspekt, den ich mit bedenken würde, ganz egal mit welcher Laufbahn du jetzt in die Rechtsmedizin wollen würdest, ist, dass die Rechtsmedizin in Deutschland ein sehr vernachlässigter Zweig ist. Soll heißen, die Obduktionszahlen in Deutschland sind sehr mau und weiter rückgängig, ebenfalls die Zahl an Rechtsmedizinischen Instituten in Deutschland. So ist dieser Fachbereich auch einer der wenigen in der heutigen Zeit, in dem es schwer ist eine Assistenzarztstelle zu bekommen. Es gibt einfach wenige Stellen.

Außerdem warne ich davor, nur falls es bei dir der Fall sein sollte, dich zu sehr von den Eindrücken aus TV Sendungen blenden zu lassen. Diese (besonders jene aus den USA) haben nämlich erschreckend wenig mit dem Alltag eines in der Rechtsmedizin Beschäftigen zu tun.

Vielleicht kannst du dich, das allgemeine Abitur vorausgesetzt, ja doch für ein Medizinstudium begeistern. Mit diesem hast du unzählige Möglichkeiten dich später beruflich zu orientieren, und falls es immer noch dein Wunsch sein sollte, vielleicht auch in der Rechtsmedizin. So hättest du zumindest ein etwas abwechslungsreicheres Arbeitsfeld, als als reiner Präperator.

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen :) Viele Grüße!

WetWilly  05.07.2013, 12:30

Da sieht man, wohin der Verzicht auf das Latinum bei den Medizinern führt... nicht mal den "Präparator" können Sie mehr richtig schreiben.... ;-)

(Nicht so böse gemeint, wie es klingt...)

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sachlich123  07.07.2013, 09:29

Sehr schöne Antwort und von mir aus kann jeder Mediziner "Präparator" schreiben wie er will. Es kommt nicht darauf an. Mir wären da andere Kriterien wichtiger. Es gibt auch altgediente Ärzte mit Latinum, die ich lieber nicht bei einem Notfall in den Füssen rumstehen hätte. LG S123

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Hey, also wie schon mehrfach erwähnt wurde, Rechtsmediziner an sich geht nicht ohne Medizinstudium. Aber wie ebenfals erwähnt wurde gibt es verschiedene andere Berufe in der Rechtsmedizin wie eben den Sektionshelfer, MTA's oder auch ganz Banal Sekretärinnen (jemand muss ja auch den Schreibkram erledigien) Ich selber habe während meiner Ausbildung zur MTA 8 Wochen Praktikum in der Rechtsmedizin machen dürfen und fand es wirklich interessant. Zu dem ist ein MTA ein sehr breit gefächerter Beruf bei dem Rechtsmedizin nur ein ganz kleiner Zweig ist und selbst da gibt es schon verschiedene Abteilungen. Bei uns in der Rechtsmedizin haben MTAs entweder in der Toxokologie gearbeitet (da durfte ich leider nicht rein schnuppern) in der DNA Abteilung (war sehr interessant aber ganz anderes als man sich es vorstellt, man ist mehr mit Vaterschaftsteste beschäftigt als mit wirklichen Mordspuren oder ähnlichem) und in der Histologie (von den Obduktionen selber bekommt man da auch kaum was mit, man kriegt nur hinterher ein Pöttchen mit den kleingeschnittenen Proben die dann in Paraffin eingebettet, geschnitten und gefärbt werden) Also ich persönlich fand die Rechtsmedizin intressant aber längst nicht so aufregend wie man vlt denkt. Vlt liegt es daran das ich in keiner riesen Metropole wohne aber bei uns gab es meisten eher Unfälle die bearbeitet wurden. Wenn dich das ganze Gebiet ansich interessiert kannst du auch überlegen in die Pathologie zu gehen, klar da gibts keine Kriminalfälle und selten Sektionen aber ich hab ein halbes Jahr dort gearbeitet und fand es sehr interessant. Und dort sind glaube ich eher Stellen zu bekommen als in der Rechtsmedizin. Da wollte ich eigentlich auch immer hin aber bin nun in der Blutbank gelandet, weils mit Stellen wirkich wirklich rar aussieht.

Hoffe ich konnte helfen und der Text schreckt nicht ab.

Ja man kann als Prosektor in der Gerichtsmedizin arbeiten. Da legt man dann alles zurecht und misst Sachen aus und so weiter und am Ende näht man alles wieder schön zusammen. Ich weiß aber nicht wie man an so eine Ausbildung rankommt. Vielleicht mal beim Verand für medizinische Assistenten gucken?

es gibt da Gehilfen. Aber ob das so ein toller Job ist? Schließlich sind die Leichen nicht mehr taufrisch. Hast du schon einmal eine verbrannte Leiche oder eine aufgequollene Wasserleiche gesehen? Hast du schon einmal verwesende Leichen gerochen? Das ist alles Andere als angenehm

xD4v1dx3 
Fragesteller
 05.07.2013, 12:17

Jeder Job hat seine Vor und Nachteile. :)

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Jinete  05.07.2013, 12:26
@xD4v1dx3

Dieser dürfte wohl mehr Nachteile haben. Wer will denn so einen Leichenschnippler als Partner?

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xD4v1dx3 
Fragesteller
 05.07.2013, 12:36
@Jinete

Es gibt auch Menschen ohne Vorurteile die auf den Charakter achten. Zu denen gehörst du wohl nicht.

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