Für viele ist Lehrerberuf keine Option, sondern eher ein Alptraum. Warum habt ihr euch gegen Lehrerberuf entschieden/ was stört euch am Gedanken Lehrer zu sein?

6 Antworten

Ich habe mich vor fast 20 Jahren schon gegen ein Lehramtsstudium entschieden, auch wenn ich dann in meinen Fächern vielleicht ein gesichertes Auskommen hätte haben können.

Kinder können grausam sein und immer mehr sind es auch. Da kann man als Lehrer schnell einen schweren Stand haben. Wehren? Darfste dich nicht. Das Handtuch werfen? Darfste nicht.

Selbst wenn du dich gegen die Kinder durchsetzt, heutzutage sind auch die Eltern das Problem. Schlechte Leistungen liegen nicht mehr daran, dass der Schüler vielleicht zu wenig gelernt hat, nein, der eigene Sproß kann ja nichts falsch gemacht haben, das muss also die Schuld des Lehrers sein.

Mit hat damals mein Schuldirektor mit einer einfachen Frage vor schlimmerem bewahrt, als er meinte: "Jerne, wenn Sie überlegen, Lehrerin zu werden, überlegen Sie sich vor allem zwei Dinge. Mögen Sie Schüler und mögen Sie Eltern?" Noch vor dem Ende des Gesprächs hatte ich meine Lehramtsüberlegungen zu den Akten gelegt.

Was für viele auf den ersten Blick so traumhaft wirkt, ist deutlich mehr Arbeit, als die meisten denken. Der Lehrer hat nunmal nicht Feierabend, wenn die Schüler aus dem Klassenzimmer marschieren. Unterricht muss vorbereitet werden, Klausuren und Exen müssen korrigiert werden.

Das Lehrerkollegium! Lehrer sind eine ganz eigene Sorte Mensch. Viele sind schwer in Ordnung, aber gerade unter den Pädagogen treiben doch einige Eigenschaften ganz besondere Blüten. Ich habe in den letzten Jahren oft genug mit Lehrern zusammengarbeitet. Die betulichen Pädagogen sind nett und wissbegierig, aber oft genug gibt es auch jene, die ihre fachliche Überlegenheit den Schülern gegenüber auf alle Mitmenschen übertragen wollen.

Noch ein Punkt? In vielen Fächern ist die Übernahme gar nicht so sicher. Die, die ich angedacht hatte, wäre eine Massenkombination gewesen, mit der ich unter Umständen ganz schön hätte kämpfen müssen.

Wenn ich heute sehe, wie viel Arbeit eine liebe Freundin in ihre Tätigkeit als Grundschullehrerin investiert und wie oft sie sich gerade mit den Eltern von Störenfrieden herumärgern muss, die ihr das Leben zur Hölle machen, sehe ich mich in meiner Entscheidung mehr als bestätigt. Mein Arbeitsalltag ist sicherlich kein Zuckerschlecken, aber am Lehrerberuf hätte ich noch weniger Freude.

Wer seine Berufung in diesem Beruf sieht, kann sicher all das wegargumentieren. Wenn er damit glücklich wird, sei ihm das gegönnt. Für mich wäre es nichts.

AldoradoXYZ  30.03.2018, 02:01

"wenn Sie überlegen, Lehrerin zu werden, überlegen Sie sich vor allem zwei Dinge. Mögen Sie Schüler und mögen Sie Eltern?" - das ist gut, sollte man sich merken

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MarijkeMarijke 
Fragesteller
 30.03.2018, 02:55

Danke für die detaillierte Antwort! Ich habe die gleichen Punkte auch für mich aufgelistet. Bin sehr stark am zweifeln, ob ich mein Studium beende.... Ich fühle, dass es nicht passt.

Welche Fächerkombi hattest du angestrebt. Bei mir ist es auch eine Massenkombi mit deutsch englisch Lehramt Primarschule.

Für welches Studium/ Ausbildung hast du dich dann entschieden? Was machst du stattdessen beruflich?

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Jerne79  30.03.2018, 05:42
@MarijkeMarijke

Ich hatte Englisch und Geschichte/ Gymnasium angedacht. Ein Semester lang habe ich als Kompromiss zwischen Herz und Vernunft u.a. Buchwissenschaft und Geschichte studiert, was sich für mich als viel zu trocken erwiesen hat. Dann habe ich auf zwei archäologische Fächer und Geschichte gewechselt. Aber auch wenn ich nie einen Tag arbeitslos war, würde ich das nicht unbedingt als den goldenen Weg empfehlen. ;)

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Viele Ferien für die Kids, aber nicht für die Lehrer.

Urlaub nur zu den teuersten Reisezeiten.

Helikoptereltern und Schüler bei denen immer der Lehrer Schuld ist.

Schüler die bereits in der Grundschule kein Respekt kennen.

Nicht überall wird man verbeamtet, man kann sich nicht immer die Wunschschule raussuchen, teilweise nur Befristungen für's Schuljahr und das immer wieder.....

Meine Mutter ist Lehrerin und ich habe von klein auf Kontakt zu ihren Kollegen. Im FSJ war ich an einer Grundschule... Auch im Studium hatte ich ausreichend Kontakt zu Lehramtsstudenten, da wir uns einige Kurse teilten... Nunja... Ich bin froh nicht Lehrer sein zu müssen. ;)

Ich bin seit vielen Jahren Grundschullehrer und liebe meinen Beruf. Klar kann der Beruf anstrengend und stressig sein, aber das macht mir nichts aus. Ich habe Spaß am unterrichten, freue mich jeden Morgen auf die Arbeit und habe derzeit eine liebe vierte Klasse. Außerdem bin ich gleichzeitig Schulleiter und verdiene relativ gut. Für mich war es genau das richtige, auf Lehramt zu studieren! Ich bereue es nicht. Aber es kann auch nicht jeder Mensch Lehrer sein, da man bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften haben muss. Der eine hat sie, der andere nicht!

Als Lehrer hat man nicht so viele Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten wie in anderen Berufen.

Man verdient zwar gut, ist aber tariflich gebunden, d.h. in anderen Berufen kann man noch viel mehr verdienen.

Außerdem sind auch nicht alle Schüler und deren Eltern angenehme Zeitgenossen und es kann auch echt schwierig werden, wenn die Schüler gar nichts verstehen und du als Lehrer dann der Sündenbock bist.