Frühere Mobberin schwer krank. Muss man Mitleid empfinden?
Guten Abend,
habe über Bekannte erfahren, dass eine frühere Mitschülerin von mir - die müsste wie ich 31 sein - seit geraumer Zeit schwer erkrankt sei und derzeit wieder einmal in einer Klinik liege.
Unser Verhältnis war insofern sehr gespannt, dass sie oft gegen mich gehetzt hat und mit einer Freundin zusammen nicht viel unversucht gelassen hat, mich dumm dastehen zu lassen - wegen meiner Herkunft (habe einen Migrationshintergrund) und weil ich in der Schule bessere Noten hatte. Sie hat auch gern versucht, mir Dinge in die Schuhe zu schieben, die ich nicht getan habe.
Es ging so weiter. Als wir über 20 waren und ich zeitweilig SIngle war, fragte sie mich öffentlich ob ich schwul sei und fragte, ob ich einen 450-Euro-Job hätte, weil sie mich so oft mit dem Auto fahren sehe (war damals Außendienstler und natürlich viel unterwegs). Das alles auf eine richtig eklige, freche Art.
Wann immer wir uns sahen, hat sie mich bis ich mit meiner Frau weggezogen bin blöd angemacht und teilweise auch beleidigt.
Ich habe jetzt ein komisches Gefühl. Einerseits weiß ich, dass man Kranke und Schwache bedauern und ihnen beistehen sollte (wir haben keinen Kontakt, von daher erübrigt sich das Letztere in diesem Fall) aber andererseits ... bitte nicht falsch verstehen ... denke ich mir ... jeder kriegt was er verdient obwohl ich genau weiß, es ist falsch und es ist böse das zu denken. Ich kann kein Mitgefühl für so jemanden empfinden.
Muss ich mich deswegen schlecht fühlen oder...? Ich kann mit dem Gefühl nicht umgehen und will nicht nachtreten, aber hier kann ich kein "Mitleid" fühlen oder so... Vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben.
Danke!
11 Antworten
Ich kenne solche Geschichten und Gefühle zur Genüge aus eigener Erfahrung.
Inzwischen habe ich mir angewöhnt, meine Gefühle und Ansichten so zu verdrehen, dass ich mich nicht als "Böser" fühlen muss, wenn jemand stirbt.
Früher habe ich manchen Menschen alles Schlechte und manchmal auch den Tod gewünscht - das mache ich heute nicht mehr.
Nein, ich habe sogar allen mir schlechtgesonnenen Menschen pauschal verziehen.
Heute "nehme ich zur Kenntnis", wenn einer dieser üblen Menschen schwer erkrankt oder stirbt. Ich habe niemandem von ihnen Leid oder den Tod gewünscht. Aber ich gönne mir das Gefühl, dass sie gerade bekommen, was sie verdient haben. Ohne meinen Fluch und ohne mein Zutun - einfach nur, weil es ihnen passiert. Und weil sie mir nie wieder weh tun können.
Du darfst gerne mitfühlen, musst aber auch gar kein schlechtes Gewissen haben, wenn du gleichgültig bist.
Meine ehemalige Mobberin arbeitet jetzt für mich. Das Mobbing ist über 30 Jahre her, wir sind beide unseren Weg gegangen, ich kann ihr völlig neutral gegenübertreten. Sie macht ihre Sache gut, ist also ein Gewinn für mich.
Etwas als vergangen stehen und sein zu lassen, kann passieren, muss aber nicht.
Ist für mich menschlich gesehen nicht so schlimm. Schlimm ist das was sie mit dir gemacht hat. Tut mir Leid, vllt sehen das andere nicht so, aber von mir aus braucht es da auch kein Mitleid mehr, wer anderen Schaden zufügt, braucht sich nicht zu wundern, wenn andere den eigenen nicht bedauern. Durch dein Mitgefühl wird es ihr auch nicht besser gehen. So viel dazu
Sie hat Dir das Leben zur Hölle gemacht, dennoch hast Du ein schlechtes Gewissen, da sie krank ist.
Manchmal im Leben arbeiten christliche Denkweisen wie "Liebe Deinen Nächsten" oder "Wenn Dich jemand auf die eine Backe schlägt, halte ihm die andere auch noch hin" in unserem Unterbewusstsein und verbieten uns, gefühlskalt gegenüber denen zu sein, die keine positiven Gefühle für uns hatten.
Man hatte ja zu der Person eine Verbindung, wenn auch eine schlechte..die Person war aber nah an unserer Seele dran, deshalb ist das kein Niemand.
Erinnert entfernt an das Stockholm Syndrom, wo das Opfer sich Gedanken um den Täter macht, statt an sich selbst zu denken.
Wenn mich solche mitleidigen Anwandlungen in Richtung toxischer Personen überfallen, schüttele ich mich einmal und gehe zum Tagesgeschäft über.
Die Zeit, die Du emotional gerade in die ehemalige "Täterin" investierst, ist besser in einer schönen Freizeitaktivität investiert.
Schmeiss die Dame aus Deinen Gedanken. Du kannst sie mit Mitgefühl nicht heilen und sie braucht Dich nicht zum Betüdeln oder Kondolieren, da sie Dich zuvor, als sie gesund war, auch nicht gebraucht hat.
Schmeiss die uneingeschränkte Nächstenliebe aus dem Kopf und ersetze sie durch Eigenliebe und Liebe für die, die es wert sind.
Hey,
zunächst mal kannst Du nichts für ihren Gesundheitszustand. Von daher kannst Du dich nicht verantwortlich fühlen.
Dann hat sie dir in der Vergangenheit ganz bewusst und mit voller Absicht geschadet natürlich magst Du sie nicht.
Dass sie "bekommt was sie verdient" mag man so sehen, aber Du weißt, dass ihr Zustand unabhängig von ihrem Mobbing ist. Genau diese Verknüpfung scheint dir jetzt aber eine Art schlechtes Gewissen zu machen.
Vergiss die Verknüpfung, es gibt sie nicht.
Sie ist krank, nicht deine Schuld. Du kannst sie nicht leiden, das ist ihre Schuld. Ende.
Dass Du dich evtl. sogar freust, dass es ihr jetzt schlecht geht, ist schon nachvollziehbar. Ist das verwerflich? Ich denke nicht, solange Du ihr keinen Schaden zufügst.
Würdest Du ihr zum Beispiel sagen "schön, dass es dir schlecht geht", dann wäre das mies. Wenn sie nie davon erfährt, kein Problem.
Ich würde ganz klar den Faktor mit Absicht Schaden zuzufügen für die moralische Wertung in den Vordergrund stellen.
Gruß