Fragen Querschnittslähmung

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Hallo Luisa, erst einmal finde ich gut, dass Ihr die Gelegenheit bekommt, Euch mit Behinderungen/handicaps auseinander zu setzen. Ich habe selbst eine Querschnittslämung (QL) und bin deshalb seit langer Zeit Rollstuhlfahrerin. Zu Deinen Fragen fallen mir die folgenden Antworten ein: Zu 1. Ob man mit einer QL stehen kann hängt davon ab, in welcher Höhe das Rückenmark beschädigt ist und ob die Nerven komplett oder nicht komplett (inkomplett) geschädigt sind. Je tiefer am Rücken die Verletzungsstelle ist, desto eher besteht die Chance auf Restfunktionen. Zu 2. Wie sehr man sich im Alltag benachteiligt fühlt, ist von vielen Faktoren abhängig. Die bisherigen Antworten beinhalten schon viele Gelegeneiten, denen ich zustimme. Ist man sehr aktiv, möchte sich viel bewegen, reisen, ..., braucht Hilfe beim Ein- u. Aussteigen ins/aus dem Auto und wohnt vielleicht noch auf dem platten Land ohne Straßenbahn, etc., spürt man diese Benachteiligungen sicher mehr. Ähnliches gilt für Menschen, die vor dem Unfall sehr sportlich waren und nun auf der Suche nach einer "Ersatz-Sportart" sind. Ich selbst sehe die starrenden Blicke der anderen Menschen oft gar nict mehr, da sie mir egal sind, bzw. normal erscheinen. Auf Dinge, die man relativ selten sieht und nicht persönlich kennt, siet man eben mit besonderem Augenmerk. Vielleicht habe ich einfach genug Selbstbewusstsein, um die Blicke (meistens) zu tolerieren. Die stärkste Benachteiligung sehe ich in der Abhängigkeit von anderen Personen, da ich auf Pflege (Hilfe beim An-und Auszieen, beim Toilettengang, etc.) angewiesen bin. Leider wird die Betroffenheit der inneren Organe, wie Blase und Darm bei öffentlichen Berichten gern "unter den Teppich gekehrt", weil sie nicht TV-geeignet sind, wenn Du weißt, was ich meine.
Zu 3. Bei einer QL Paraplegie, bei der 2 Extremitäten (die Beine) betroffen sind, mind. 3 Mon., bei einer QL Tetraplegie, bei der alle 4 Extremitäten (Beine und Arme/Hände) betroffen ind, zw. 6+12 Mon.). Interessierst Du Dich tiefergehend für das Thema, kannst Du mir gern unter heikeregenbogen@web.de schreiben. Viele Grüße und viel Erfolg beim Referat.

Ich bin selber nicht querschnittsgelähmt, jedoch aufgrund psychischer Erkrankungen auf einen Rollstuhl angewiesen und kann deshalb ein wenig Frage 2 beantworten: Also zuallererst: JA im Rollstuhl hat man definitiv einige Nachteile im Alltag die einem dann oft auch mehr oder weniger vor Augen geführt werden! Ein paar (häufige) Beispiele : - Manche Busse haben hinten eine kleine Treppe sodass man im Rollstuhl so gut wie nicht da rein kommt - erst recht nicht wenn weder Busfahrer noch Fahrgäste wirklich behilflich sind, was leider zu oft der Fall ist. Da fallen dann Sätze wie "Nehmen Sie doch den nächsten Bus oder ein Taxi" oder fast noch schlimmer "Können Sie denn selber nicht etwas mithelfen anstatt andere Leute die ganze Arbeit übernehmen zu lassen?" - Fast die meisten Geschäfte, vor allem Apotheken und Restaurants, haben im Eingang einen Absatz bzw. eine kleine Treppe und hier haben wir dann wieder das gleiche Problem. Da ich ja noch etwas gehen kann kann ich ja aufstehen und zu Fuß rein, aber was ist mit all den Gelähmten? Hab mich mal schlau gemacht und rausgefunden dass man in dem Fall eine Rampe über die Treppe legen kann sodass der Betroffene drüberrollen kann. Jedoch hat das längst nicht jeder und in dem Fall heißt es dann einfach: Pech gehabt. - Auf Jahrmärkten können Rollstuhlfahrer häufig die Fahrgeschäfte nicht nutzen aus dem dämlichen Grund weil sie ja nicht durch den Vordereingang rein können - entweder weil es zu schmal ist oder meistens wegen Treppenabsätzen. Anstatt wie im Freizeitpark den Hintereingang zu öffnen bleiben die Rollifahrer dann einfach außen vor - selbst bei einem Kinderkarussell! Ich kapier nicht wieso man Leute im Rolli nicht von hinten rein lässt, so wie im Freizeitpark, ich find das einfach nur eine Riesensauerei! Das waren jetzt die 3 häufigsten Beispiele die mir auch persönlich vor Augen geführt wurden und an denen ich mich am öftesten messen musste. Man könnte jetzt noch viel aufzählen aber ich denke das meiste davon weißt du ja bereits. Auch über die oft vorzügliche Rücksicht anderer Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln, über das ständige Suchen nach Fahrstühlen, über rollstuhlgerechtes Reisen, und natürlich körperlich angepasste Arbeiten. Es ist in meinen Augen schon hart und man sollte all diese Widrigkeiten auch nicht verharmlosen oder runterspielen aber naja, was hat man eben für eine Wahl? Hoffe dir gefällt mein Beitrag.

Anton96  29.11.2014, 08:38

Wiue kann man aus psychischen Gründen Querschnittsgelähmt sein? Es mag ja sein das du ähnliche Symthome hast, aber dein Rückenmark dürfte nicht geschädigt sein. Ich bin mal ehrlich ich verstehe nicht wieso aus psychosomatischen Gründen auf den Rollstuhl angewiesen ist.

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  1. Das kommt ganz darauf an, ob die Lähmung komplett oder inkomplett ist. Wenn sie inkomplett ist, kann es sein, dass der Querschnittgelähmte noch ein paar Schritte gehen und kurzzeitig stehen kann, sei es mit oder ohne Orthesen.

  2. Wie sich der Gelähmte im Alltag fühlt hängt vom Einzelfall ab. Aber natürlich gibt es immer wieder Situationen in denen man sich seiner Behinderung besonders bewusst wird oder durch/von andere/n Personen behindert, angestarrt oder blöd angemacht wird.

Wunderbares Beispiel dafür ist das hier:

https://fraugehlhaar.files.wordpress.com/2014/08/rollstuhlfahrer-bullshit-bingo-300.jpg

  1. (eigentlich 3.) Hängt vom Einzelfall ab, aber um dir ein paar durchschnittliche/ungefähre Angaben zu geben: Paraplegiker etwa 3 bis 5 Monate, Tetraplegiker ca. 6 - 10 Monate

Je nachdem kommt drauf an ab wo man gelähmt ist eine Freundin von mir muss gestützt werden kann dann aber ein bisschen gehen.Klar ist man eingeschränkt weil vieles nicht ohne Hilfe geht aber man kann noch viel aus sich machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung