Frage zur Theorie von Ferdinand de Saussure (1916): Gilt diese Therorie auch noch für Homonyme oder lautmalerischen Wörtern (z.B. Kikeriki des Hahnes)?

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Die Zuordnung "Sprachliches Zeichen" - "Vorstellung des Rezipienten" muss ja nicht eindeutig sein.

Ist sie ja auch nicht, was man bei einem solchen Satz sofort erfährt:

"Du solltest den Baum umfahren, nicht umfahren!"

(Hier rettet die Intonation die Eindeutigkeit, aber im Schriftlichen muss man schon Fettdruck oder dergleichen einsetzen.)

Weiter ist die Zuordnung natürlich abhängig von der zugrunde gelegten Sprache. Die Forschung will sogar wissen, dass das Gehirn für jede Sprache eigene Reale anlegt. (Deshalb auch der Spruch, dass jede Sprache einem menschen eine neue Persönlichkeit hinzufügt.)

Man erfährt das deutlich bei "falschen Freunden", die in zwei Sprachen gleich lauten, aber in den beiden Sprachen verschiedene Bedeutungen haben:

knapp dt. 'begrenzt', knap nl. 'hübsch' usw.

Die Zuordnung von Lauten der Natur in eine Lautfolge ist ebenfalls nicht unabhängig vom Rezipienten. Das Heulen des Windes klingt verschieden, und jeder kann sich dann aussuchen, ob er das z.B. mit "Huuu" oder "Huiii" beschreibt. Allenfalls der Kuckuck macht ein faires Angebot, aber ob er nun "kuckuck" oder "kuku" oder gar " 'u 'u " (nur mit Glottisschlag vor den "u"s ;-) ruft, hängt doch wieder vom Hörer ab, der ohnehin die Naturlaute auf sein muttersprachliches Lautinventar abbildet, und das kann kann eben verschiedene Ergebnisse haben.

Natürlich passt die Theorie hier auch noch. Denn warum jemand sich ein bestimmtes Lautbild als Zeichen für einen Gegenstand aussucht, ist doch völlig egal. Kikeriki hat sich durchgesetzt, aber kein Hahn schreit so ;-)