Frage zu 112?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

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Anders 25%
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3 Antworten

Anders

Hi,

im Grunde genommen hängt es tatsächlich davon ab, wie "schlimm" und dringend die Lage ist - und eben auch, welche Hilfe man wünscht.

Die Frau von der Telefonseelsorge hat stattdessen gesagt man dürfe dort nur anrufen wenn man sich einweisen lassen will stimmt das?

Vom Grundprinzip her hat die Dame durchaus nicht unrecht - der Rettungsdienst ist primär mal für akute, lebensbedrohliche Erkrankungen zuständig; auch im Falle psychischer Erkrankungen.

Das heißt: indiziert (= notwendig) und sinnvoll ist eine Alarmierung des Rettungsdienstes bei entsprechender Eigen- (z.B. akute Suizidgedanken) oder Fremdgefährdung (z.B. akute Psychose).

In den übrigen Fällen ist man mit anderen Hilfsangeboten - wie der Telefonseelsorge - erst einmal besser beraten, und in deren Folge mit einer ambulanten Psychotherapie.

Zum Hintergrund

Wie RedPanther schon erwähnt hat: eine langfristige Hilfe für ein psychiatrisches Problem kann der Rettungsdienst nicht leisten - selbst eine Akutintervention vor Ort ist nur maximal eingeschränkt möglich (mangels Ausbildung und auch mangels Zeit).

Dementsprechend würde eben eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik (nach Bedarf und Möglichkeit) erfolgen, oder eben die Vermittlung an andere Hilfsangebote vor Ort, wie auch den Hausarzt.

Da ist es aus meiner Sicht definitiv sinnvoller, entsprechende Hilfsangebote direkt zu nutzen, statt den "Umweg" über den Rettungsdienst zu gehen - letzterer macht nur dann Sinn, wenn man den Rettungsdienst auch tatsächlich benötigt.

Fazit

Außerhalb einer akuten Eigen- und/oder Fremdgefährdung sollten entsprechende spezialisierte Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge, die Nummer gegen Kummer und ggf. der Hausarzt zwecks Überweisung zum Psychotherapeuten/Einweisung in eine psychiatrische Klinik gewählt werden.

Bei Vorliegen einer akuten Eigen- und/oder Fremdgefährdung ist der Rettungsdienst (Notruf 112) definitiv die richtige Wahl.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Man sollte sich überlegen, welche Art von Hilfeleistung man wünscht und ob der Rettungsdienst diese erbringt.

Die Leistung, die der Rettungsdienst erbringt, ist ein schneller Transport ins Krankenhaus unter medizinischer Betreuung und Sicherung der Vitalfunktionen.

Es sei erwähnt, dass eine Therapie in der Regel nicht innerhalb einer Stunde organisiert werden kann. Das geht normalerweise nur für "bekannte Patienten" oder bestimmte Ausnahmefälle. Mit einer "normalen" psychisch erkrankten Person wird der Rettungsdienst erst einmal eine normale Klinik ansteuern und beim Internisten vorstellig werden.

In dem Sinne: Wenn du eine akute Krise hast, durch die du wirklich in Gefahr gerätst (z.B. einen sehr starken Suizidgedanken), dann kannst du selbstverständlich den Rettungsdienst in Anspruch nehmen. Man wird dich vor dir selbst schützen und dich notfallmäßig in ein Krankenhaus bringen, damit du aus der heimischen Situation heraus bist und eine zügige Behandlung organisiert werden kann.

Der Rettungsdienst kann sich nicht zwei Stunden hinsetzen und zuhören. Der Rettungsdienst kann über keine Lebenskrise hinweg helfen, kann keine langfristige Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Wenn deine Krise also so aussieht, dass du dir über zwei, drei Wochen hinweg überlegt hast, dass du nicht mehr weiter weißt und dass du allein nicht zurecht kommst, dann wirst du wahrscheinlich weder sofort in ein Krankenhaus müssen/wollen, noch wirst du jemanden brauchen, der dich bis dorthin am Leben hält. Und das führt zu der Erkenntnis, dass der Rettungsdienst wahrscheinlich nicht die Hilfe leisten kann, die du wünschst bzw. brauchst. Dafür gibt es andere Menschen und Dienste. Zum Beispiel den Hausarzt oder eben auch die von dir erwähnte Nummer gegen Kummer.

darf man bei der 112 anrufen

Du darfst immer anrufen.

Am anderen Ende der Leitung sitzt immer ein Mensch, dem du sagen kannst, was los ist und welche Art von Hilfe du dir wünschst. Dann kann er dir sagen, ob er diese Hilfe möglich machen kann oder bei wem du eher an der richtigen Adresse bist.

Solange du dich an die Wahrheit hältst und es nicht übertreibst (z.B. wochenlang täglich aus demselben Grund anrufen), wird dich niemand anmachen, nur weil du die 112 gewählt hast.

EinMensch9704  21.02.2021, 19:15

Was sind denn weniger starke suizidgedanken?

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RedPanther  22.02.2021, 09:35
@EinMensch9704

Würdest du nicht sagen, dass es einen Unterschied macht ob jemand alle paar Tage mal denkt "vielleicht wäre es besser es zu beenden" oder ob er sich denkt "da hinten ist die hohe Brücke, ich schreibe jetzt noch ein paar Zeilen und dann mache ich dem Drama ein Ende"?

Ich würde ersteres als "weniger starke Suizidgedanken" bezeichnen, letzteres als akute Lebensgefahr.

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Text 2
wenn man aus einer Krise nicht mehr rauskommt z.b. auch nicht aus der eigenen Wohnung dann darf man da anrufen wenn einem alle Probleme zu viel werden.

Dafür ist die Telefonseelsorge oder Nummer gegen Kummer zuständig.

man dürfe dort nur anrufen wenn man sich einweisen lassen will

Da kann man alternativ auch die Polizei anrufen.

Halte ich auch für sinnvoller, denn der Rettungsdienst muss/sollte bei Akuterkrankungen/akuten Notfällen (z.B. Unfälle, Schlaganfall, Herzinfarkt, usw.) frei bleiben.