Findet ihr es in Ordnung in den Zoo zu gehen?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

Ja 70%
Nein 30%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein

1) In Zoos, Tierparks, Wildparks und anderen zoologischen Einrichtungen werden Tiere wie in einem Gefängnis ihr Leben lang eingesperrt. Den Bedürfnissen der Tiere für ein artgerechtes Leben werden Zoos nicht gerecht. Viele Tiere erkranken, entwickeln aufgrund der artwidrigen Haltung psychische Erkrankungen und sterben verfrüht.

Zoos geben vor, diese drastische Maßnahme sei für den Artenschutz und die Vermittlung von Wissen über die Tiere notwendig. In Wahrheit verfolgen die Betreiber jedoch wirtschaftliche Ziele und bereichern sich durch das Zurschaustellen von Lebewesen.

In Gefangenschaft geborene Tiger, Bären, Menschenaffen, Löwen, Giraffen, Eisbären und viele weitere Tierarten können grundsätzlich nicht ausgewildert werden. Im Zoo verkümmern ihre Instinkte, und die Tiere können wichtige Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur nicht erlernen. Das beständige „Lagern“ von Tieren hinter Gittern hat mit Artenschutz nichts zu tun, denn die Tiere verlieren von Generation zu Generation immer mehr natürliche Eigenschaften. Sie sind schließlich nur noch ein trauriges Abbild ihrer Artgenossen in Freiheit. Artenschutz bedeutet vor allem, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen. Es nützt keinem Tier, in Gefangenschaft vor dem Aussterben bewahrt zu werden. Der Erhalt einer Tierart in zoologischen Einrichtungen nutzt nur dem Menschen, beispielsweise durch die Möglichkeit, auf genetisches Material zurückgreifen zu können. Echter Tier- und Artenschutz sollte Tierindividuen und Tierarten um ihrer selbst willen schützen, nicht für die egoistischen Zwecke des Menschen.

Zoos geben zwar einen geringen Bruchteil ihres jährlichen Budgets für Naturschutzprojekte aus gleichzeitig erhalten jedoch fast alle Zoos in Deutschland insgesamt mehrere Dutzend Millionen Euro an Subventionen aus städtischen Kassen. Würden diese Steuergelder unmittelbar in den Erhalt der natürlichen Lebensräume bedrohter Tierarten fließen, wären viele Tiere heute nicht vom Aussterben bedroht. Stattdessen geben die Zoos das Geld für kostspielige Zuchtprogramme aus für Tierarten, die niemals ausgewildert werden können oder bereits stark unter Inzucht leiden. So erklärte Will Travers von der Born Free Foundation in Großbritannien, seine Organisation könnte die Schutzbemühungen für Gorillas im Kongo für die nächsten fünf Jahre vervierfachen, wenn er nur 10 Prozent der Gelder zur Verfügung hätte, die das Gorillagehege im Londoner Zoo gekostet hat.

Zoos behaupten gerne, das Zurschaustellen von Tieren in Gefangenschaft würde Menschen für den Erhalt von Tierarten sensibilisieren. Doch dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Als der Zoo Berlin im Jahr 1844 als einer der ersten Zoos in Deutschland eröffnete, lebten beispielsweise in Asiens Wäldern noch weit über 100.000 Tiger. 2009 gab es weltweit nur noch 3.200 Individuen. Erst durch ein länderübergreifendes Tigerschutzprogramm und den Schutz der Lebensräume vor Ort erholt sich die Population langsam. Auch wird der Berggorilla, dessen Population als einzige Gorilla-Art wieder zunimmt, gar nicht in Zoos gehalten.

Kein Zoo der Welt hat durch das Einsperren von Tieren zu einer messbaren Bewusstseinsveränderung in der Bevölkerung beigetragen. Einer wissenschaftlichen Studie von 2007 zufolge gibt es keinen Beleg dafür, dass Zoos den Besuchern Wissen über die einzelnen Tierarten oder Interesse am Thema Artenschutz vermitteln.

Eine neuere Studie zum Bildungseffekt von Zoos (2017) hat gezeigt, dass Zoobesucher zwar etwas über Aussehen oder Name der Tierarten lernten, aber sich kein tiefergehendes Wissen über beispielsweise Verhalten, Bedrohungsstatus und Schutzmaßnahmen aneigneten. Vor allem aber setzen Zoobesucher vorhandenes oder neu erworbenes Wissen über Naturschutz nicht in die Tat um. Im Gegenteil: Die absurde Behauptung, dass Tierarten in Zoos langfristig überleben können, wiegt die Öffentlichkeit in trügerische Sicherheit. Für viele Menschen verliert der Erhalt der natürlichen Lebensräume von Tieren an Wichtigkeit, denn Zoos geben vor, die Gefangenschaft im Zoo sei mit Artenschutz gleichzusetzen.

Auch sensibilisieren Zoos nicht für den Umgang mit Wildtieren. Immer wieder kommt es vor, dass Zoobesucher:innen sich rücksichtlos verhalten und die Tiere belästigen sie klopfen gegen Scheiben, ignorieren Verbote und füttern die Tiere, werfen Gegenstände in Gehege und bedrängen Tiere im Streichelzoo. Die Tiere sind damit nicht nur enormem Stress, sondern auch gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt. Es gibt sogar Fälle, in denen Tiere gestorben sind so ist 2014 ein Flusspferd im Frankfurter Zoo an einem Tennisball erstickt.

Wildtiere haben enorm hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. In der Natur kann sich das Revier eines Tigers über mehrere hundert Quadratkilometer erstrecken. Elefanten wandern am Tag im Schnitt eine Strecke von 25 Kilometern. Unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, leben in Waldgebieten von bis zu 70 Quadratkilometern. Kein Zoo der Welt kann diesen Tieren auch nur annähernd artgerechte Lebensverhältnisse bieten. Deshalb sind viele Tiere sichtlich verhaltensgestört.

Laut einer 2012 veröffentlichten Studie über die Tierhaltung in deutschen Zoos waren die meisten überprüften Zoogehege ungeeignet, um die artspezifischen Bedürfnisse der Tiere zu erfüllen. In 87 Prozent der Gehege fehlte jede Art von Verhaltens- und Beschäftigungsmaterial. Knapp ein Drittel der Gehege erfüllte nicht einmal die behördlich vorgegebenen Mindestanforderungen. Der Sprecher des WWF sagte 2012 in einem Interview, dass ausnahmslos alle Tiger in Zoos verhaltensgestört sind.

Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Kent belegt, dass Schimpansen in Gefangenschaft psychisch krank werden: In den sechs untersuchten Zoos in Großbritannien und den USA zeigten alle Schimpansen mindestens eine abnormale Verhaltensweise, am häufigsten das Essen ihrer Exkremente und das trotz Verhaltensanreicherung (Behavioural Enrichment). Weitere Merkmale von Verhaltensstörungen sind Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr von Erbrochenem. Einige Tiere sterben verfrüht durch die mangelhaften Bedingungen im Zoo. Einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge beträgt die durchschnittliche Lebensdauer Afrikanischer Elefanten in Zoos 17 Jahre – in der Natur hingegen werden die Tiere durchschnittlich 54 Jahre alt.

Die großen Fangexpeditionen der Zoos, bei denen viele Millionen Tiere ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden, haben ihren Teil zum Artensterben beigetragen. Einige Überlebende dieser traumatisierenden Erlebnisse sind immer noch in deutschen Zoos anzutreffen, darunter vor allem ältere Elefanten oder Menschenaffen. Auch heute noch sind viele Tiere in zoologischen Einrichtungen Wildfänge, insbesondere Meeressäugetiere, Korallen, Haie und andere Fischarten.

Auch künftig werden Zoos nicht ohne Wildfänge auskommen können, denn insbesondere sensible Tierarten vermehren sich unter den mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoos kaum. Elefanten beispielsweise leiden derart unter der Gefangenschaft, dass sie sich nur selten fortpflanzen. Viele Zoos helfen daher mit Gewalt nach. Unter Vollnarkose wird bei männlichen Elefanten durch eine Elektrosonde im Rektum eine Elektroejakulation ausgelöst. Die weiblichen Elefanten werden anschließend in einer belastenden invasiven Prozedur teilweise über 100 Mal je Tier künstlich besamt, um eine Schwangerschaft auszulösen. Doch trotz kostspieliger Zuchtprogramme verarmt der Genpool der vergleichsweise wenigen Individuen in Gefangenschaft schnell, und Zoos sind bestrebt, den Tierbestand wieder mit „frischem Blut“ zu ergänzen.

Viele Zoos setzen stattdessen mittlerweile auf Inzucht. Dies bringt jedoch regelmäßig Tiere mit schweren genetischen Defekten hervor, die nicht überlebensfähig sind und meist eingeschläfert werden. Einige Tierarten in Zoos leiden durch die niedrige Anzahl an Gründertieren, mit denen die Zucht begonnen wurde, bereits in hohem Maße unter Inzucht. Wissenschaftler kritisieren beispielsweise die Zucht von Asiatischen Löwen scharf, denn die im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) gezüchteten Tiere leiden so stark unter Inzucht, dass rund zwei Drittel des Nachwuchses die ersten Lebenswochen nicht überlebt. Die Zucht basierte auf einer Gründerpopulation von nur 9 Tieren. Auch bei anderen Katzenarten sind niedrige Populationsgrößen und Hybridisierung (Vermischung verschiedener Arten) ein Problem.

Zoos haben außerdem unwissentlich Hybriden gezüchtet: Man ging lange davon aus, dass es sich bei Borneo- und Sumatra-Orang-Utans lediglich um Unterarten handelt, bis sie nach genetischen Analysen zu zwei getrennten Tierarten erklärt wurden. So entstanden Mischlinge (Hybriden) dieser beiden Arten, die sich nicht weiter fortpflanzen sollen.

Zoos züchten regelmäßig mehr Tiere, als sie unterbringen können. Mit „süßen“ Tierbabys wollen sie Besucher anlocken und über die Presse von kostenloser Werbung profitieren. Wenn die Tiere älter werden und die Zoos Platz für neue Tierbabys benötigen, werden die „Überschusstiere“ in der Regel getötet oder an zwielichtige Tierhändler verkauft. So haben beispielsweise der Zoo und Tierpark Berlin zwischen 2007 und 2009 über 1.000 Tiere an den dubiosen Tierhändler Werner Bode verkauft. Zur Kundenliste des Tierhändlers zählten unter anderem ein Tierversuchslabor, ein Exotenrestaurant und chinesische Zuchtfarmen. Auch der Zoo Duisburg, der Zoo Hannover, der Serengeti-Park Hodenhagen, der Zoo München (Hellabrunn), der Zoo Saarbrücken, der Opel-Zoo Kronberg, der Zoo Dresden, der Tierpark Bochum und der Zoo Aschersleben führten Geschäftsbeziehungen mit dem Tierhändler.

Zoos tragen weder zum Artenschutz bei, noch leisten sie einen Beitrag zur Bildung. PETA Deutschland setzt sich für ein Nachzucht- und Importverbot für Zoos ein, damit die Haltung von Tieren in Gefangenschaft mittelfristig auslaufen kann. Die somit eingesparten Steuergelder, die sich allein in Deutschland auf mehrere Dutzend Millionen Euro pro Jahr belaufen, könnten für den Schutz bedrohter Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum aufgewendet werden.

Dennoch könnten Zoos auch künftig eine nützliche Funktion erfüllen – als Auffangstationen für Tiere, die beispielsweise aus Zirkusbetrieben oder in Fällen von Vernachlässigung in Privathaushalten beschlagnahmt wurden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologi im Schwerpunkt Zoologie, Spezialisiert: Ornithologie
MatteoSweet  14.02.2024, 10:46

2) Hier Paar Beispiele von Tiere

Der Eisbären

Eisbären legen am Tag bis zu 30 Kilometer zurück. Kaum ein Tier leidet so offensichtlich in Gefangenschaft wie sie, trotzdem müssen noch etwa 30 Eisbären ihr Dasein in deutschen Zoos fristen.

Natürliche Verhaltensweisen werden verwehrt

Die Größe eines Zoogeheges entspricht im Mittel nur etwa einem Millionstel des Reviers von Eisbären in der Natur. Bildlich gesehen haben alle 34 Eisbären in deutschen Zoos nur 9.512 Quadratmeter Lauffläche zur Verfügung, das entspricht der kleinen Rasenfläche um die Berliner Siegessäule. Zum daraus resultierenden Bewegungsmangel kommt hinzu, dass Eisbären ihr Bedürfnis nach Nahrungssuche und Jagdverhalten sowie freier Partnerwahl in Gefangenschaft nicht ausleben können.

Stereotype Verhaltensweisen sind die Regel. Doch Eisbären leiden nicht nur unter Bewegungsmangel, Enge und Beschäftigungslosigkeit, sondern zudem unter besonders schweren Verhaltensauffälligkeiten. Diese lassen sich beispielsweise am Im-Kreis-Laufen oder Kopfwippen vieler Tiere erkennen. Die in vielerlei Hinsicht reizarmen Zoogehege sind für das seelische Leid der Eisbären verantwortlich. Verschiedenen wissenschaftlichen Studien zufolge weisen mindestens 55 bis 77 Prozent der Eisbären in Zoohaltung Verhaltensstörungen auf. In einer Fallstudie verbrachte ein männlicher Eisbär ganze 77 Prozent seiner täglichen Aktivität entweder mit stereotypem Laufen oder Schwimmen

Nachzucht ohne Aussicht auf Auswilderung.

Eisbärenbabys dienen Zoos vor allem als Besuchermagneten. Deshalb werden Eisbären in Zoos immer wieder nachgezüchtet – mit gravierenden Folgen. Die Jungtiersterblichkeit in Gefangenschaft ist mit über 60 % sehr hoch. Und das, obwohl die Eisbären im Zoo in vermeintlich geschützter Umgebung ohne Hunger aufwachsen und bei Verletzungen oder Krankheit versorgt werden – die Sterblichkeitsrate ist mindestens genauso hoch wie in freier Wildbahn. So wurden seit 2005 in deutschen Zoos 32 Eisbären geboren und nur 14 haben überlebt.

Gorillas, Orang-Utan und Schimpanse

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Häufig leiden Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans in Zoos deshalb unter schweren Verhaltensstörungen. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen und ihr Leid den Besuchern weniger auffällt.

Primatologen zufolge können unsere nächsten Verwandten die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen und daran regelrecht verzweifeln. Die Enge und Beschäftigungslosigkeit sowie fehlende Rückzugsmöglichkeiten vor der ständigen Belästigung durch lärmende, starrende Besucher sind eine große seelische Belastung. Viele Menschenaffen entwickeln deshalb Verhaltensstörungen: sie verletzen sich selbst, essen ihre Exkremente oder ihr Erbrochenes, wippen mit dem Körper hin und her oder reißen sich die Haare aus.

Einer Studie der Universität Kent zufolge, die in sechs akkreditierten Zoos in Großbritannien und den USA durchgeführt wurde, zeigten alle 40 Schimpansen mindestens eine Form von abnormalem Verhalten. Auch bei einer großangelegten Untersuchung aller deutschen Zoos mit Menschenaffenhaltung in 2014 wies jedes zweite erwachsene Tier Anzeichen von Verhaltensstörungen auf, darunter Bewegungsstereotypien, selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen oder Apathie. Dies zeigt, dass das Auftreten von abnormalen Verhaltensweisen kein Einzelfall, sondern die Regel ist selbst in vermeintlich großen Zoos, die den internationalen Dachverbänden angehören. Ausschlaggebend für das Leid der kognitiv hoch entwickelten Menschenaffen ist hierbei die Gefangenschaftssituation an sich, und nicht die konkreten Haltungsbedingungen.

Zu den am häufigsten in Gefangenschaft auftretenden Verhaltensstörungen gehören das Essen der eigenen Exkremente (auch bezeichnet als „Koprophagie“) und das Hochwürgen von Nahrung, gefolgt von der Wiederaufnahme des Erbrochenen (auch bezeichnet als „Regurgitation and Reingestion“). Diese Verhaltensweisen sind in Gefangenschaft allgegenwärtig; im Vergleich zum natürlichen Verhalten in der Wildnis sind sie jedoch abnormal und treten dort nur selten oder nie auf.

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MatteoSweet  14.02.2024, 10:51
@MatteoSweet

3) Bei einer Erhebung in 56 nordamerikanischen Zoos und Primatenzentren mit insgesamt 206 Gorillas in Gefangenschaft zeigte die Mehrheit der Tiere diese abnormalen Verhaltensweisen: 56 Prozent aßen ihren Kot und 68 Prozent ihr Erbrochenes – teilweise sogar mehrmals am Tag. Dabei waren sogenannte „Wildfänge“ häufiger betroffen als in Gefangenschaft geborene Tiere. Auch bei Schimpansen ist das Essen der eigenen Exkremente die am häufigsten auftretende Verhaltensstörung.

Elefanten

Viele Elefanten entwickeln in Gefangenschaft schwere Verhaltensstörungen. Das sogenannte „Weben“ bezeichnet sich wiederholende, rhythmische Bewegungen mit Kopf und Körper. Diese Verhaltensstörung kommt bei wildlebenden Elefanten nicht vor. In Zoos dagegen treten Stereotypien sehr häufig auf bei 72 bis 85 Prozent der Elefanten in nordamerikanischen und europäischen Zoos. Einer Studie zufolge war stereotypes Verhalten insgesamt sogar die zweithäufigste beobachtete Verhaltensweise der Elefanten, nach Fressverhalten. Vor allem Einzelhaltung und häufige Transporte zwischen Zoos fördern die Entwicklung von Verhaltensstörungen.

Löwe, Tier, Leopard und co.

Laut WWF sind ausnahmslos alle Tiger in Zoos verhaltensgestört. Das Auftreten von Bewegungsstereotypien bei Großkatzen, also das Ablaufen immer gleicher Strecken, wird stark von der Gehegegröße beeinflusst und ist in Außengehegen mit weniger als 200 Quadratmetern häufiger zu beobachten als in größeren Anlagen. Bei einer Untersuchung im Zoo Leipzig wurde festgestellt, dass allein dort 11 der 14 Tiger, Leoparden und Schneeleoparden stereotypes Verhalten zeigten und diese im Durchschnitt 19 Prozent ihrer aktiven Zeit mit dem ständigen Hin- und Herlaufen („Pacing“) verbrachten. Schätzungsweise zeigen 82 Prozent aller von Menschen gehaltenen Raubtiere stereotype Verhaltensweisen.

Die Bundestagsfraktion DIE LINKE hat eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu der Anzahl und Herkunft von geschützten Wildtierarten gestellt, die seit 2005 von Zoos und Tierparks importiert und exportiert wurden. Aus der Antwort vom März 2021 geht hervor, dass deutsche Zoos in den vergangenen 15 Jahren insgesamt rund 1900 artgeschützte, seltene Tiere eingeführt haben – darunter über 800, die ursprünglich in der Wildnis eingefangen wurden. Viele Tiere, die heute in deutschen Zoos eingesperrt leben, stammen nicht aus zooeigenen Züchtungen, sondern aus der Natur. Bei zahlreichen Tieren handelt es sich um sogenannte Wildfänge, die ihrer natürlichen Heimat entrissen wurden. Unter diesen Wildfängen befinden sich auch stark bedrohte Tiere wie Menschenaffen, Elefanten, Nashörner, Eisbären, Großkatzen und Papageien. Auch wenn die Angaben keine Rückschlüsse ermöglichen, welchen Anteil davon „frische“ Wildfänge ausmachen – im Gesamtbild zeichnet sich ab, dass von zoologischen Einrichtungen weiterhin ein hoher Druck auf die verbliebene Tierwelt ausgeht.

„Zoos stellen sich öffentlich gerne als Retter in der Not dar, sind dabei aber selbst Teil des Problems: Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, die Natur gnadenlos zu plündern. Dem selbst verpassten Image als ‚Arche‘ können sie jedoch grundsätzlich nicht gerecht werden denn Zoos sind nichts anderes als Gefängnisse für Tiere. Auch die Zucht dient weniger dazu, ‚Reservepopulationen‘ für mögliche Auswilderungen zu schaffen, sondern vielmehr dem Eigenbedarf für den internationalen Austausch der Zoos.“

Von den zwischen 2005 und 2020 insgesamt rund 2.500 aus deutschen Zoos ins Ausland ausgeführten artgeschützten Tieren wurden für nur 149 Individuen Exportgenehmigungen mit dem Ziel der Auswilderung beantragt. Somit wurden nur etwa sechs Prozent der exportierten Tiere ausgewildert, die große Mehrheit ging dagegen an andere Zoos oder ähnliche Einrichtungen. Somit kam es im Durchschnitt zu nur zehn internationalen Auswilderungen pro Jahr aus allen deutschen Zoos! Es wurden also mehr als fünf Mal so viele artgeschützte und aus der Natur geraubte Wildtiere in 15 Jahren importiert, als für Auswilderungszwecke exportiert wurden.

Diese Zahlen zeigen, dass es Zoos und Tierparks nicht um Artenschutz, sondern in erster Linie darum geht, mit der Zurschaustellung von Tieren möglichst viel Profit zu machen. Echter, nachhaltiger Artenschutz zielt darauf, dass bedrohte Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum erhalten bleiben oder zurückkehren. Tiere, die in Zoos aufwachsen und ihr Leben in Gefangenschaft verbringen, können dort überlebenswichtiges Verhalten nicht erlernen und somit in vielen Fällen niemals ausgewildert werden.

Bestimmte Tierarten können sich unter den mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoos und Aquarien kaum vermehren darunter viele Haie und andere Fische. Zoologische Einrichtungen sind daher auch in Zukunft auf Wildfänge angewiesen. Die Antwort der Bundesregierung ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Millionen Euro an Steuergeldern, mit denen die meist städtisch betriebenen Zoos subventioniert werden, nicht gerechtfertigt sind.

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MatteoSweet  14.02.2024, 10:52
@MatteoSweet

4) Statt Tiere zu züchten oder zu importieren, müssten die Einrichtungen zu Auffangstationen umfunktioniert werden zum Beispiel für notleidende Tiere aus dem Zirkus und nur unter dieser Voraussetzung weiter betrieben werden dürfen.

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Ja

Kommt natürlich auf den Zoo an, aber unser Zoo in Wuppertal ist echt toll. Eine der größten Freiflughallen Europas, durch das Tigergehege fließt ein Fluss, und sie haben viel Platz inklusive eigenem kleinem Waldstück. Wenn die Tiger wollen, können sie sich komplett dem Blick entziehen, die Löwen genauso, sie haben das größte Löwengehege Deutschlands.

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Ja

Seit gestern gilt das "ja" nur sehr eingeschränkt. In Nürnberg wollen die 20 Paviane töten. Das Problem ist: um Besucher anzulocken, sind Jungtiere vonnöten. Dass die kleinen Zicklein und Lämmer an die Raubtiere verfüttert werden, weiß man. Und verdrängt es...Aber was ist mit jung-erwachsenen Raubtieren, Giraffen und Affen, die kein andere Zoo aufnehmen kann?

Deamonia  14.02.2024, 11:36

Warum muss man das verdrängen? Die Raubtiere brauchen ja nun mal was zu fressen, und die Haltung im Zoo ist ja definitiv besser, als die konventionelle Haltung von Nutztieren.

Auch für die Umwelt ist es ja besser, wenn das Futter vor Ort produziert wird ;)

Das mit den Pavianen ist natürlich echt ein Hammer, ich frage mich wie es überhaupt so weit kommen konnte, das fast doppelt so viele Tiere wie vorgesehen im Gehege landeten. (Wobei die Forderung der Tierschützer man solle einfach das Gehege erweitern auch bissel arg naiv ist, so ein Umbau dauert in der Regel Jahre)

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Kunibert967  14.02.2024, 12:02
@Deamonia

Man braucht Jungtiere als Attraktion. Siehe Dänemark, wo eine Giraffe und eine Löwen-Familie getötet wurden.

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Nein

finde ich moralisch absolut nicht vertretbar. Ich für meinen Teil bin als Kind sehr gerne in Zoos gegangen, unterdessen mache ich aber lieber einen Bogen drum. ich mache es jedoch niemandem zum Vorwurf, der noch hin geht, genauso wenig wie den Menschen, die dort Arbeiten. vielmehr ist es das Konzept eines Zoos selbst, welches ich kritikwürdig finde.

Ja

Kommt auf den Zoo an. Generell finde ich es in Ordnung wenn man es tut und mich würde es auch nichts angehen, wenn jemand anders sich dazu entscheidet.