Tiere im Zoo?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

Ja weil… 67%
Nein weil…. 33%

11 Antworten

Ja weil…

Ja, weil es ohne moderne Zoos und Aquarien keinen umfassenden Natur- und Artenschutz sowie keine hinreichend umfassende Bildung und Forschung geben würde. Es wäre schlicht nicht möglich zum Beispiel einen One Plan Approach to Conservation, wie ihn die Weltnaturschutzunion (IUCN) vorschlägt, in die Tat umzusetzen.

Nein weil….

Bei der gezeigten Großkatze eher nein, außer sie wurde aus einer noch weniger artgerechten Haltung gerettet.

Bei kleineren Tieren, die auch in der Natur nur kleine Habitate besiedeln, finde ich es vertretbar. Oder bei Tieren, die in der freien Natur vom Aussterben bedroht sind, als Maßnahme zum Artenschutz.

Aber nur zur Belustigung der Menschen, Tiere in der Wildnis zu fangen und dann in Käfige zu stecken, finde ich grundfalsch.

Ja weil…

Wenn sie sich stetig zum Besseren wenden, dann könnte irgendwann der Nutzen definitiv überwiegen. "Artgerecht ist nur die freie Wildbahn" ist meiner Meinung richtig, aber manche Vorteile der Zoos sind nicht abstreitbar.

Ich sehe es aber nicht schwarz-weiß und viele Zoos haben noch viel Luft nach oben was artgerechte Haltung betrifft.

Wenn hier irgendwer Zoos ablehnt aber ein Wildtier/Exoten/undomestiziertes Tier zuhause hat, der soll seine Ansicht von Grund auf überdenken. Denn während Zoos sinnvolle Projekte fördern, bleibt bei der privaten Tierhaltung einfach nur das eingesperrte Tier.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja weil…

Ein Zoo ohne Tiere wäre ja kein Zoo mehr und könnte seine Aufgaben gar nicht mehr wahrnehmen.

Die Frage ist ja, können und dürfen Zoos Tiere halten? Die Kurzantwort lautet: Ja und ja!

Fangen wir vielleicht mit der zweiten Frage an, dürfen Zoos Tiere halten, ist es also moralisch vertretbar? Ich finde schon, schließlich halten wir es auch für moralisch gerechtfertigt Haus- und Nutztiere zu halten. Und Tatsache ist, dass sich Haus- und Wildtiere in Sachen Haltung in keinerlei Hinsicht unterscheiden. Sie alle haben ganz spezifische Ansprüche, die es unbedingt zu erfüllen gilt. Nur weil ein Haushund schon seit Jahrtausenden domestiziert ist, ist er deshalb nicht weniger anspruchslos geworden. Und auch eine Hauskatze hat eben genauso wie ein Löwe oder ein Tiger Bedürfnisse, die wir als Halter ihr erfüllen müssen. Speziesismus nennt man es, wenn bestimmten (Tier)arten ein höherer Wert beigemessen wird als anderen. Ist etwa das Leben einer Kuh etwa weniger wert als das Leben eines Bisons? Weshalb soll es in Ordnung sein Kühe zu halten, Bisons aber nicht? Eine derartige Unterscheidung in zweierlei Kategorien wäre nicht nur äußerst willkürlich, sondern an Bigotterie kaum zu überbieten. Es ist moralisch deshalb genauso vertretbar ein Wildtier zu halten wie ein Haus- oder ein Nutztier. Entscheidend ist viel eher, dass die Haltung tiergerecht ist. Das bringt uns direkt zur Frage, ob man Tiere im Zoo halten kann - damit meine ich, ist es möglich, sie artgerecht zu halten?

Grundsätzlich kann man jedes Tier in menschlicher Obhut halten. Voraussetzung dafür ist, dass man die dafür notwendigen Kenntnisse, genügend Platz und über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt. Im Einzelfall wird nicht jeder Zoo über diese drei Voraussetzungen in dem Maß verfügen, dass er nach Belieben jede Tierart halten könnte. Die Zoos müssen sich auf die Arten beschränken, deren artgerechte Haltung sie auch realisieren können. Genau das ist den wissenschaftlich geführten Zoos bewusst. In den letzten zwanzig, dreißig Jahren hat sich die Artenzahl in den Zoos deutlich zugunsten einer höheren Haltungsqualität reduziert. Moderne Zoos halten weniger Arten, diese dafür in deutlich geräumigeren und tiergerechteren Gehegen als früher. Mit den Tierfefängnissen von früher, als die Tiere noch in viel zu engen Käfigen in steriler Badezimmeroptik quasi nur lebende Exponate in einem "Museum" waren, haben die Zoos der Moderne nichts mehr zu tun. Ich habe diese Umwandlung selbst im Leipziger Zoo erlebt, den ich noch in meiner Kindheit in den späten 1990er und Anfang der 2000er Jahre, kurz vor dem Umbau zum "Zoo der Zukunft", erlebt habe und den ich seitdem eng begleitet habe. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist der Zoo zu einem der führenden Zoos weltweit aufgestiegen. In Deutschland ist er im Ranking Tony Sheridans seit Jahren der beste, im europäischen Ranking wird er nur vom Tiergarten Schönbrunn, Wien übertroffen (böse Zungen behaupten, das auch nur, weil Leipzig keine Großen Pandas hält). Und auch wenn Sheridans Zooranking alles andere als objektiv ist, zeigt das Beispiel Leipzig, welche Wandlung in der Zoowelt überall vollzogen hat. Denn nicht nur in Leipzig wurden neue, moderne und tiergerechte Anlagen geschaffen, auch in Berlin, Nürnberg, Köln und anderswo entstanden tolle Gehege.

Natürlich heißt das, dass Zoos mitunter auch auf publikumswirksame Arten verzichten müssen. Elefanten etwa haben einen großen Platzanspruch, ein kleinerer Zoo wird sich das nicht leisten können. Aber das muss ja auch nicht so sein, gerade in kleinen Zoos und Tierparks wird aus den begrenzten Möglichkeiten sehr viel gemacht.

Angesichts der weltweiten Biodiversitätskrise sind Zoos heute notwendiger denn je. Wir erleben aktuell den Beginn eines Massenaussterbens, dessen Geschwindigkeit schon jetzt die des letzten großen Aussterbens vor 66 Mio. Jahren am Ende der Kreidezeit, übersteigt und dessen Geschwindigkeit in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen wird. Laut Zustandsbericht zur Biodiversität des Weltbiodiversitätsrats von 2019 sind etwa eine Millionen Arten weltweit vom Aussterben bedroht. Es verschwinden Arten, noch ehe sie offiziell entdeckt werden und mit jeder weiteren verschwundenen Art werden die Ökosysteme noch instabiler. Zoos können und sollen nicht das alleinige Mittel sein, mit dem wir die Artenkatastrophe bekämpfen können. Aber sie sind dennoch eines von vielen wichtigen Mitteln, das uns dazu zur Verfügung steht. Nicht nur, indem Zoos sich am Aufbau von Zuchtprogrammen für bedrohte Arten beteiligen, sondern auch durch ihr Engagement vor Ort leisten sie wertvolle Artenschutzarbeit. Alle modernen Zoos unterstützen lokale Naturschutzprojekte, z. B. finanziell, wissenschaftlich oder personell. Aus Zoos hervorgegangene Institutionen wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (einst wiedergegründet durch den Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek) oder das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (hervorgegangen aus der vom Berliner Tierparkdirektor Heinrich Dathe gegründeten Forschungsstelle für Wirbeltierforschung hervorgegangen) helfen dabei, mit ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen Wildtiere noch besser zu schützen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Ja weil…

Ich denke es ist so ähnlich wie bei der Hauskatze. Als reine Wohnungskatze vermisst sie die Freiheit nicht, aber einmal freigänger immer freigänger. Die meisten Zootiere wurden in Zoos geboren und kennen es somit nicht anders. Die meisten Zoos bemühen sich sehr, beschäftigen die Tiere und kümmern sich wirklich. Ich glaube nicht, dass sie es dort so schlecht haben, den ständigen Kampf ums Überleben in der Natur stelle ich mir nämlich auch nicht grad toll vor 🤷‍♀️