Facharbeit über Religionskritik - unter welcher Fragestellung?

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Hey Scarlet666,

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sehr passend wäre da doch eine Facharbeit zum Thema "Was ist ein (religiöses) Wunder?" bzw. alternativ "Gibt es Wunder?".

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Hierzu kann man auf 10 bis 12 Seiten sicherlich eine hübsche Analyse zusammenschreiben. Zu diesem Thema empfielt es sich, sich mit dem schottischen Philosophen David Hume auseinanderzusetzen, der kritische Kriterien für Wunder aufstellte. Und ein Wunder nur als ein solches deklarierte, wenn alle anderen möglichen Erklärungen noch wunderlicher wären als das Wunder selbst.

Ein kleiner Exkurs zu David Hume ist an der Stelle sicherlich auch ganz nett, da er im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen die metaphysikfreie und skeptische Philosophie praktizierte, die später auch Kant inspirierte. Kant schrieb in Bezug auf Hume:

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"Ich gestehe frei: die Erinnerung des David Hume war eben dasjenige, was mir vor vielen Jahren zuerst den dogmatischen Schlummer unterbrach und meinen Untersuchungen im Felde der spekulativen Philosophie eine ganz andere Richtung gab."

(Prolegomena, 1783)

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Unter dem folgenden Link findest du einen Text des österreichischen Philosophen Gerhard Streminger, der übrigens auch Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung ist:

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http://www.gkpn.de/streminger_wunder.pdf

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Dort schreibt er über Humes Wunderanalyse und außerdem findest du dort viel Literatur zu dem Thema.

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Insgesamt zeigt ein solches Thema sehr deutlich den aufklärerischen Charakter von Philosophie und Naturwissenschaft, die Hand in Hand gehend die religiösen Dogmen locker in die Tasche stecken.

Benutz doch diese Fragestellung - die hab ich hier schon häufig gestellt. Und es scheint mir wirklich die simpelste Frage zu sein, wobei es keinen Grund für Gott gibt, wenn man dazu keine Antwort hat (muss kein Beweis sein - nur eine Antwort eben)

"Wo kommt Gott her - und wieso kann man die Antwort dafür, wie auch immer sie heißt, nicht für "wo kommt das Universum/Natur/Alles her?" einsetzen ?"

Ein mögliches Thema, dass eine gewisse Einengung der Gesamtproblematik mit sich bringt, wäre folgendes: "Wenn sich Gott den Menschen zeigen (offenbaren) wollte, so könnte er das nur, indem er Ereignisse real werden ließe, die den Gesetzen der Kausalität widersprächen (Wunder). Aber gerade die universelle Gültigkeit der Naturgesetze kann als die Manifestation des Göttlichen gesehen werden. Hier liegt eine Aporie (ein unauflösbarer Widerspruch) vor, der sich keine Religion entziehen kann." Ein anderes mögliches Thema zur Religionskritik wäre: "Die Bibel berichtet immer von dem persönlichen Gott der Israeliten 'Jahwe', der sich gegen die Götter der umgebenden Volksgruppierungen behaupten muss. Damit ist eindeutig klar, dass der Gott der Juden, der über Jesus auch zum Gott der Christen wurde, einer von vielen anderen Göttern ist. Was ist nun mit den tausenden von anderen Göttern, z.B. Zeus, Apollon, Neptun, Thor, Wotan, Baal und die vielen anderen wohlbekannten? Sind die gestorben, oder leben sie noch in Himmelssphären einsam für sich, ohne dass ihnen noch Menschen huldigen? Das "Verschwinden" von Göttern mit den Kulturen, in denen sie verehrt wurden, ist nach meinem Dafürhalten eines der stärksten Argumente gegen die Annahme, dass Götter real existieren, wirken schaffen und bestimmte Eigenschaften haben."

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Die Religionskritik der Philosophen könnte man aus drei Beweggründen heraus verstehen und darstellen.

Einmal aus der konkreten zeitgeschichtlichen Erfahrung, die Philosophen in ihrer Zeit mit Kirche und Religion hatten (Nietzsche war Pfarrerssohn!). Zu Ludwig Feuerbach ist nicht uninteressant, dass sein Vater als Rechtsgelehrter "erreichte .. für Bayern die Abschaffung der Folter, 1813 trat das von ihm ausgearbeitete Strafgesetzbuch in Kraft."(Wiki) Folter - Inquisition - Kirche, das klingt da mit.

Als zweites ist die Metaphysik wichtig, aus der heraus ein Philosoph denkt. Lange hat ja die Kirche diesseitige Philosophen wie Epikur unterdrückt, ausgelöscht und diffamiert. Selbst der Pantheismus der Stoa war ihr nicht geheuer. Aber auch die verschiedenen Religionen sind sich gegenseitig nicht 'grün'.

Zum Dritten könnten man Religionskritik auch betrachten, ob z.B. nur der Missbrauch der Religion kritisiert wird, ob es sich um verschiedene Gottesvorstellungen handelt (dualistisch, monistisch, pantheistisch), die sich gegenseitig kritisieren oder ob grundsätzlich verschiedene Weltbilder aufeinanderprallen (Feuerbach ist Materialist, bei Nietzsche gibt es schon noch spekulative Fäden ins Transzendente).