Erzieher-Berufspraktikum abbrechen?
Hey,
Ich habe das unbedingte berufliche Ziel, Politikwissenschaften zu studieren. Ich lebe in Bayern und verfüge leider nicht über eine allgemeine Hochschulreife, weshalb ich auf den unkonventionellen Weg meine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung, über eine Berufsausbildung, erwerben muss. Da ich bereits den staatlich geprüften Kinderpfleger erworben habe, schloss ich die Ausbildung zum Erzieher an. Denn mir wurde von zwei voneinander unabhängigen Studien-Beratern mitgeteilt, das ich über die Erzieher-Ausbildung eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erwerbe (Wertung als eine Meister-Qualifikation in der Ausbildung). Und das auch ohne die Abitur-Prüfungen mitzuschreiben und ohne die zusätzlichen Abschlussprüfungen in Englisch und Mathe.
Leider, und das habe ich schon in der Kinderpflege bemerkt, brenne ich nicht für Berufe in der Gruppenpädagogik und kann daher keine, oder nur mit sehr viel Mühe, Grundmotivation zur Eigeninitiative im beruflichen Alltag aufbringen (z.B. bei Interventionen, die Kinder-Gruppe zu etwas anleiten).
Ich befinde mich derzeit im praktischen Anerkennungsjahr, in welchen man 5 Tage die Woche in der päd. Einrichtung arbeitet. Ich brauche nur noch dieses Jahr, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die theoretische Ausbildung habe ich bereits mit den damit verbundenen Prüfungen abgeschlossen. Im Anerkennungsjahr fallen jedoch weitere und diesmal praktische Prüfungen und Bewertungen an.
Jetzt zur Kernfrage:
Ist es überhaupt möglich, die Ausbildung zum Erzieher unter diesen Umständen erfolgreich ,oder überhaupt, zu bestehen?
Natürlich habe ich schon päd. Basics drauf. Ich kann ziemlich gut mit einzelnen Kindern und ohne äußere Ablenkungen arbeiten. Aber das ist leider nicht die Kernaufgabe des Erziehers, welcher ja als Gruppenpädagoge fungiert.
Ich habe Angst, eine unüberlegte Entscheidung zu treffen, denn das wäre ein sicherer Weg zum Hochschulzugang.
Die Frage ist auch, durch wie viel Leid und Mühe man für ein Ziel gehen muss und ob dann überhaupt der Weg zum Ziel nachhaltig genug ist, damit sich das Ziel offenbart.
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
1 Antwort
Ich vermute, dass du einfach in einer Krise steckst, weil du gemerkt hast, dass Erzieher eben nicht dein Traumberuf ist.
Ich würde jetzt ALLES daran setzen, diese Ausbildung so gut wie möglich abzuschließen. Mache DAS zu deinem Ehrgeiz. Lies so viel wie möglich über pädagogische Aspekte der Gruppenleitung und Gruppenprozesse in Kindergruppen, lies so viele Praxisbeispiele (mit Lösungen) wie möglich, befasse dich intensiv mit deinen theoretischen Grundlagen und Herausforderungen in der Praxis. Je stärker du dich einarbeitest, desto größer dürfte dein Interesse werden. Fordere dich selbst heraus.
Was hast du heute bewirkt, was hast du beobachtet, das anderen entgangen ist, welche Lösungen hast du gefunden, die andere eventuell nicht gefunden haben?
Es ist doch noch nicht mal mehr ein Jahr.
Beweise dir, dass du diese Schwierigkeit jetzt meistern kannst, denn im Politikstudium wird es sicherlich auch Kurse und Themen geben, für die du nicht brennst und die du trotzdem erfolgreich bearbeiten musst.
Tipp: Gehe auch mal, wenn möglich, in eine Unibibliothek und schaue dich dort in der pädagogischen Abteilung um. Eventuell brauchst du dafür einen externen Leseausweis. Der könnte etwas kosten. Aber dort hättest du Zugang zu hunderten spezifischer Fachbücher über alle möglichen Themen. Vielleicht findest du dort Anregungen für deine praktischen Probleme. Schaue dich auch in den Nachbarwissenschaften um, vor allem halt Psychologie, Entwicklungsbiologie etc.
Wenn du jedes WE eine Stunde dort verbringst, dürftest du doch immer mal wieder auf Ideen und Konzepte stoßen, die dich praktisch auch weiterbringen, die dir Ideen geben, die in der bisherigen Ausbildung so noch nicht vorgekommen sind oder die du selbst so nicht gefunden hättest.