Erfahrungsbericht vom Chemistudium?

4 Antworten

50 % Praxisanteil kann ich nicht bestätigen. Klar hängt es von der Hochschule ab und es war Coronazeit. Zusätzliche, relevantere Erfahrung sammeln kannst du über HiWis, Forschungspraktika, Nebenjobs in der Industrie. Die Labor"praktika" dienen der Veranschaulichung von Technik und Auswertung, und haben zumindest im Ionenlotto und der OC auch didaktische Zwecke.

Die Schulnoten außer in den NaWis sind recht egal, da es keinen NC gibt. Ich war auch überall glatter 2er-Schüler. Auch Bachelornoten interessieren hinterher keinen mehr. Die ist sowieso eher abhängig von Assistentenlaune und Tageszeit.

Zum Berufsleben hört man verschiedenes, je nach Fachbereich. Von Promotionsbeginn bin ich persönlich mindestens noch 3 Jahre entfernt. Generell ist das Studium so langatmig, dass sich vieles erst entwickelt, auch die Spezialisierung. Realistisch gesehen wird nur ein Bruchteil forschen gehen und im Labor stehen; Vertrieb, Qualitätskontrolle, Patentamt lassen grüßen.

Ich empfehle es nur anzufangen, wenn man sich wirklich für den gesamten Themenkomplex von Röntgen bis NMR, von Mineral bis Zelle und OC bis Spektroskopie halbwegs interessiert und nicht des Geldes wegen. Es ist noch zeitkonsumierender als manche Top-Studiengänge. Burnouts sind an der Tagesordnung.

Die ersten 3 Semester sind Siebesemester und bar jeder praktischen Anwendbarkeit. Rechne damit, dass gut 1/3 abbricht und viele es nicht in Regelstudienzeit zum Master (3+2 Jahre) schaffen. Viele promovieren noch 3-5 Jahre.

Flüssiges Englisch in Wort und Schrift ist nebenbei de facto Pflicht, wenn du nicht gerade an der Trollhausener Provinzuni studieren möchtest.

Zu allerletzt der Rat: schnuppere selbst hinein, besuche eine Vorlesung, beschäftige dich mit der Materie (vieles findest du einfach erklärt im Internet). Das kann auch, so dumm es klinge, das Verstehen der Methamphetamin-Synthese sein. Hat mir in der Oberstufe geholfen.

Wie viel Aufwand ist es wirklich

Mehr als die meisten anderen Studiengänge, weil man viel Zeit im Labor steht. Die Chemiker im Studentenwohnheim waren durchweg die, die am spätesten Feierabend hatten.

Wie kompliziert ist das Chemiestudium

Wenn Du zwei linke Hände beim Experimentieren hast, und obendrein in Mathe schwach bist, ist es sehr kompliziert. Ansonsten nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Der PraxisAnteil ist 'extrem' hoch, also grob 50 %. Während sich andere Studenten über ihr (einziges?) Praktikum 'freuen', weil es eine echte Abwechselung zum restlichen Teil ist, gehört es in der Chemie einfach dazu!

Während in anderen Fächern auch zu 'Unzeiten' Lehrveranstaltungen sind, waren die bei mir quasi immer Vormittags, weil man eben nachmittags (oder in der vorlesungsfreien Zeit) ins Labor geht! Ausnahmen bildeten da nur 'SonderVeranstaltungen', wie GastDozenten, oder ggf. ein Seminar zum jeweiligen Praktikum.

Bei uns gab es Praktika in den wesentlichen Bereichen (Anorganik, Physik, Organik, Analytik) später dann auch Physikalische Chemie. Allerdings gab es auch viel Theorie, viele Klausuren (vor allem vor dem Vordiplom), auch Mathematik gab es mit Übungen.

Nach dem Vordiplom konnte man ein Wahlfach nehmen (ich hatte Festkörperchemie/Kristallographie genommen). Dann wurde es etwas ruhiger (die ersten 5 bis 6 Semester waren schon sehr anstrengend, muss ich sagen).

Heute gibt es Master/Bachelor, das gab es damals noch nicht. Ich hatte eine Diplomandenstelle gesucht und in der Anorganik eine gefunden (wollte zuerst was anderes machen). Ich habe eine Promotion (gut 2 Jahre) angehängt, manche hatten aber auch 3 Jahre (oder mehr) herumpromoviert.

Heutzutage gibt es sicher noch Sachen, die ich von früher nicht kenne, daher am besten mal direkt bei der Uni anfragen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – angestellter Chemiker (Dr. rer. nat.)

Spikeman197  01.08.2023, 22:58

So richtig 'ruhig' fand ich es nach dem Vordiplom noch nicht!

Ein gutes halbes Jahr OC-F, ebenfalls sehr lernintensiv, dann PC-F, was auch weiterhin ziemlich komplex war. Erst danach war AC-F vor allem das Praktikum 'netter', weil man bei Doktoranten im Labor war. In Hannover gabs technische C., inkl. Praktikum als PflichtTeil. Wer sich anders als in AC/OC/PC oder eben TC spezialisieren wollte, musste das extra machen. Da kam dann das SchwerpunktsPraktikum (6-8 Wochen), vor der Dipl. Arbeit (6 Monate inkl. Zusammenschreiben...).

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