Eine Stunde "Zeitung lesen" oder Online-News lesen erfordert zehn Stunden Nacharbeit? Ich kann deshalb keine Nachrichten mehr lesen/schauen?
Ich habe mir das Lesen/Schauen von Nachrichten eigentlich komplett abgewöhnt, denn wenn ich das tue- komme ich zu nichts mehr.
Ich lese zum Beispiel einen Artikel, der behauptet, "Löhne senken bringt weniger Arbeitslosigkeit" ... Doch stimmt das wirklich? Ist nicht so einfach, denn gesenkte Löhne haben Seiteneffekte wie Nachfrageausfälle...das alles zu recherchieren in Fachbüchern dauert Stunden. Ebenfalls ist es so, wenn das Gegenteil behauptet wird.
Oder ich lese einen Artikel "Demonstration verlief friedlich/nicht friedlich"...doch war das wirklich so? Je nachdem welche eigene politische Agenda der Journalist hat, ist mir aufgefallen, dass dann auch gern mal etwas "unter den Tisch" gefallen lassen wird. Ich muss dann mühsam nach-recherchieren, Leute fragen die dort waren, Youtube Videos sichten und so weiter und so weiter.
Nun wird jemand sagen: "Vertraue doch einfach dem, was geschrieben wird!" Doch wie? In der TAZ steht oft das Gegenteil von dem, was in der FAZ steht, was wahr sei und wie das alles gelaufen sein soll - und morgen ist es andersherum! Soll ich würfeln, wem ich nun glaube? Und so weiter und so weiter! Letztendlich muss ich alles selber prüfen und das dauert Stunden!
2 Antworten
Danke für deine unfreundliche Meinung. Du wirst es dann wohl auch ertragen können, dass Du mit deiner extremen Position nicht sehr viele Anhänger unter den Demokraten finden wirst.
Ich habe von vielen Politikwissenschaftlern gesprochen - nicht von allen. Du warst nicht gemeint. Wenn ich dann allerdings so etwas lese:
"mit deiner extremen Position nicht sehr viele Anhänger unter den Demokraten finden wirst."
ist es das übliche Geblubber. Was hat das Überprüfen von Nachrichten (völlig egal woher und aus welchem Spektrum sie kommen) auf Wahrheitsgehalt und Neutralität mit "Demokraten" zu tun?
Gerade die Demokratie lebt von Kritik und vom Hinterfragen. Und von Objektivität. Und eben nicht von Dogmen und unfehlbaren Autoritäten. Insofern ist das völliger Quatsch, peinlich und nichts weiter ein gescheiterter Framing-Versuch. Und genau das meine ich mit "das übliche Geblubber": Statt faktenbasierte Analysen zu betreiben wird geframt.
Normalerweise wird kaum ein Mensch jede Nachricht, die er liest, überprüfen. Eine gute Zeitung wird zwischen Nachrichten und redaktionellen Meinungen klar unterscheiden. Wenn Du eine gute Zeitung liest, Nachrichten der Presseagenturen im Internet registrierst und die Nachrichten und politischen Berichte in Radio und Fernsehen hörst und ansiehst, dann hättest Du meines Erachtens genug für deine politische Willensbildung getan. Mir hat das (neben einer zusätzlichen Lektüre von Fachbüchern und Artikeln in Fachzeitschriften) gereicht, um als Politikwissenschaftler politisch arbeiten zu können.
1) "Normalerweise wird kaum ein Mensch jede Nachricht, die er liest, überprüfen"
Doch, ich tue das.
2) Die vollständigen "Nachrichten der Presseagenturen" wie dpa sind erstens für normale Bürger gar nicht zugänglich bzw. nicht bezahlbar.
3) Sind auch diese Presseagenturen nicht immer wirklich so neutral, wie sie seien sollen: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Presse-Agentur#Kritik
4) "Eine gute Zeitung wird zwischen Nachrichten und redaktionellen Meinungen klar unterscheiden. " Wirklich neutrale Nachrichten, wo einfach nur die Realität abgebildet wird ohne jegliche "Einordnung", jegliches Framing und auch keine allzu politische Vorauswahl getroffen wird, habe ich noch nicht entdecken können. Ich will auch in vermeintlich "neutralen" Nachrichten (also kein Kommentar) nicht lesen, dass dort und da "linke" oder "rechte" demonstriert hätten - sondern ich würde mir eine genaue beschreibung der Personen wünschen, um diese Einordnung dann selber machen zu können - sonst ist das oft nichts als Framing. Und so weiter. Findet sich nirgends diese Form von neutralen Nachrichten.
5) "gereicht, um als Politikwissenschaftler politisch arbeiten zu können."
Dass das für den Job reicht, wundert mich nicht. Mir geht es aber um etwas mehr: Die "reine" Wahrheit und einen wirklich objektiven Überblick auf die Welt. Wenn ich so lese, was die meisten Politikwissenschaftler für einen Stuss von sich geben, dann schaudert es mich.