Ehebrecherin in der Bibel?

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Jesus ist mit seiner göttlichen Natur zugleich auch die zweite Person des dreifaltigen Gottes und hat als solche teil an der Erschaffung der Welt und auch an der Gesetzgebung im AT. Gemeint sind aber die 10 Gebote, die Gott dem Mose am Berg Sinai gegeben hat und nicht Menschensatzungen im Gesetz des Mose. Jesus wird diese später verurteilen und vom göttlichen Gesetz trennen, während die Pharisäer gesetzestreu waren und Jesus deshalb anklagten und töten wollten.

Sicher ist, dass Gott wollte, dass alles so aufgeschrieben wird, deshalb nennen wir auch das AT das Wort Gottes. Er hat aber dabei die Eigenarten der Schriftsteller gemäß dem Gerechtigkeitsempfinden damaliger Zeit zunächst zugelassen, um sich dann langsam den Boden zu bereiten für die Ankunft seines Sohnes. Die „Erziehung“ des Volkes ist dabei ein längerer Prozess. Keineswegs ist alles wirklich das, was Gott vom Menschen will, wenn zum Beispiel die Sklavenhaltung erlaubt wird oder jemand für Nichtigkeiten mit dem Tod bestraft werden soll, Ehebrecher gesteinigt werden usw.

Wir können nicht die Moral des Alten Volkes mit unserem Ethos der modernen Gesellschaft vergleichen. Die Vorstellung der damaligen Menschen war, dass Gott den Machenschaften der Feinde oder dem, was sie als Unrecht empfanden, ein Ende setzte. Die für uns schwer verständliche altorientalische Sprache war für jene Menschen Ausdruck der Hoffnung, dass zu guter Letzt das Böse nicht siegen darf. Für das Empfinden des heutigen Menschen wirken diese Stellen grausam und unmenschlich. Es ist ein Tun von Menschen, deren Gerechtigkeit so aussah und also stellten sie sich auch Gottes Gerechtigkeit nach dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn vor“.

Das mosaische Gesetz bedeutet nicht göttliches Gesetz wie die 10 Gebote. Es handelt sich eben nur um das mosaische Gesetz - das Mose zwar im Hinhören auf Gottes ewiges Gesetz und aus einer echten Gottesschau heraus verfasst hat, das aber durch die damaligen Umstände, verhärtete Traditionen oder Verrohung der Sitten überlagert wurde. Sinnvolle Hygiene-Vorschriften (rein-unrein) werden ja auch zu göttlichen Geboten .

Dabei liefert uns Jesus selbst schon den Schlüssel zu diesem Gesetz. In Markus 10, 4 fragen die Pharisäer: "Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und (die Frau) aus der Ehe zu entlassen." Jesus entgegnete ihnen: "Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben, i c h aber sage euch…..“

 Auch wenn das Gesetz des Mose als Gesetz Gottes verstanden wird, wird es später von Jesus relativiert. Nachdem wie Jesus mit der Ehebrecherin umgeht , dürfen wir das auch über die vielen Sünden sagen, die im AT mit der Todesstrafe geahndet werden.

 

Mayahuel  29.12.2023, 12:03
Sinnvolle Hygiene-Vorschriften (rein-unrein

Das hat mit Hygiene wenig zu tun, sondern mit ritueller Reinheit.

Laut Altem Testament ist eine Mutter nach der Geburt eines Sohnes 7 Tage unrein. Und bei einer Tochter 14 Tage:

Wenn eine Frau empfängt und einen Knaben gebiert, so soll sie sieben Tage unrein sein,
... 5 Gebiert sie aber ein Mädchen, so soll sie zwei Wochen unrein sein,

https://www.bibleserver.com/LUT/3.Mose12%2C1-5

Das kann man nur theologisch begründen. Und da kann man tun, wie man lustig ist.

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Die Tötung der Ehebrecherin wäre ein Lynchmord gewesen und somit illegal gewesen. Im Römischen Reich unterlag die Todesstrafe dem römischen Recht:

nämlich um Jesus in Verlegenheit zu bringen (eine Falle: er sollte sich entscheiden entweder nach jüdischem oder nach römischem Gesetz zu handeln)

https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/neues-testament/sexualitaet-nt

Jesus hat die Todesstrafe weder explizit verurteilt noch befürwortet.

Die Perikope über Jesus und die Ehebrecherin lässt sich in den ältesten Handschriften nicht finden und wurde somit erst nachträglich hinzugefügt.

Genau deswegen haben die Gelehrten ihm ja eine Falle gestellt.

Nein, nicht genau deswegen, nicht weil sie ihn für den Geber des Gesetz des Mose hielten oder ihm das widerlegen wollten, sondern um einen Grund zu finden ihn anzuklagen (Joh 8,6).

Was ist also der Sinn und die Position Jesu in dieser Situation?

Die Moral von der Geschicht findet sich in Aussagen Jesu wie "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!" Mt 7,1.

Ich denke deswegen kann ja Jesus nicht gegen die Steinigung gewesen sein.

Die Perikope Jesus und die Ehebrecherin lässt keinerlei Rückschlüsse auf den historischen Jesus aus Nazareth zu. Dafür ist sie zu jung.

Ja, das war eine Falle. Egal ob er für oder gegen die Steinigung gewesen wäre, die Fälle hätte zugeschnappt. Deswegen umschifft Jesus die Frage.

Diese Geschichte ist extrem gefährlich, da sie oft falsch verstanden wird. Zunächst einmal muß man sich klarmachen, daß die Frau schon eine Strafe hatte. Sie wurde erwischt, bei den höchst angesehenen Schriftgelehrten offiziell angezeigt, öffentlich bloßgestellt, und in Todesangst zur Steinigung geführt. Das pure Entsetzen und Grauen: Ich werde gleich gesteinigt! Auch danach ist sie das ganze sicher nie losgeworden, alle kannten die Geschichte. Es war ja alles öffentlich. Was aus ihrer Ehe wurde wissen wir nicht. Sie war also schon gestraft.

Jesus sagt dann den Umstehenden, sie dürfen die Frau nicht töten, weil sie selber Sünder sind. Darin ist aber unausgesprochen enthalten, daß er selber strafen darf, weil er ohne Sünde ist. Bloße Menschen hingegen sind Sünder, und dürfen nicht strafen. Gott aber schon. Übrigens wissen wir auch nicht, was Jesus mit dem Finger in den Sand schreibt. Mein Favorit ist "Du sollst nicht die Ehe brechen!", das 6. Gebot. Er sagt aber nicht, tötet die Sünderin, jedoch auch nicht, die Sünde macht nichts. Er macht deutlich, daß eben sündige Menschen nicht andere Sünder verurteilen und strafen sollen. Das kommt nur Gott alleine zu.

Auffällig ist auch, daß die Frau nichts sagt. Das ist eine sehr deutlichen Anzeichen für Reue.

Der Schluß wird gerne übersehen. Jesus sagt zu der Frau "gehe hin, und sündige nicht mehr!" Er sagt also nicht, Ehebruch ist egal. Die Frau hatte also schon eine Strafe erhalten, bereute offenbar, Jesus erlies ihr deswegen die Todesstrafe, und schärfte ihr ein, nicht mehr zu sündigen. Denn Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dessen Bekehrung und Umkehr. Die Falle, welche seine Feinde ihm gestellt hatten, hat er gleichzeitig sehr weise entschärft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Gott war nicht, auch nicht in Jesus, für die Pharisäer-haften Zusätze der damaligen geistlichen Führung verantwortlich. Wegen diesen wurden sie von Jesus gerügt.

Was genau in der Bibel bereits solche Zusätze sind und in ihr als von Gott kommmend festgehalten wurden, kann man nur erahnen.

Da aber Jesus nunmehr gegen die Steinigung war, wäre dies ein Indiz für einen menschlichen Zusatz.

An einer Stelle sagte Jesus sogar einmal: "Was steht in eurem Gesetz?"

https://bibeltext.com/john/10-34.htm

Jesus nahm hier also keine Stellungnahme das es Gottes Gesetz sei.

Im Gegensatz zu den Zitaten die er den Teufel als Antwort gab.

Ich persönlich gehe also davon aus, das lediglich das Gottesbild alter Hebräer ein menschliches war, auch ein Umkehrschluss zu dem Gedanken das der Mensch "im Bilde Gottes"geschaffen sei. Da der damalige Mensch noch ziemlich unterentwickelt war in der Liebe, kam es zu lieblosen Zusätzen in der Gesetzgebung.

Daher die Reform die Jesus Christus initiierte, auch was die Richtigstellung des Gottesbildes angeht.

LG -B.