Durfte kaum bei Freunden essen typisch Deutsch oder Klischee?

19 Antworten

Also weder ich habe das in meiner Kindheit so erlebt, noch erleben das meine Kinder so.

Für uns ist es selbstverständlich, dass wir Besuch "verköstigen". Selbst wenn der Besuch spontan, erst nachmittags oder abends kommt, bereiten wir zumindest eine Kleinigkeit vor oder richten für abends ein Vesperbuffet für alle. Es gibt doch auch nichts schöneres als abends gemeinsam am Tisch zu sitzen und miteinander zu vespern. Bei meinen Eltern ist das Gang und Gäbe und das hat uns auch wirklich sehr gefehlt während dem Lockdown.

Und so ticken auch alle in unserem Verwandten-/Bekanntenkreis. Ich wurde als Kind von niemanden weggeschickt, sobald es Essen gab und meine Kids ebenso wenig🤷‍♀️

Ich kenne das, das mir als Kind gesagt wurde: "Zum Spielen kannst Du hingehen, aber zum Essen kommst Du wieder nach Hause!" Dabei ging es nicht wirklich darum, das Kinder nicht woanders mitessen sollten, sondern es war einfach der Fixpunkt, wo man sich zu Hause wieder einzufinden hatte. Es war die Zeit vor dem Handy (und viele hatten nicht mal Telefon), und meine Eltern wussten oft nicht, wo ich mich rumtrieb. Deshalb diese Vereinbarung.

Heute ist das anders. Freunde meiner Kinder sind oft spontan hier, oder meine Kinder dort, und dann wird einfach kurz angerufen bei den Eltern, damit sie Bescheid wissen, wo ihre Kinder sind. Und hier ist noch niemand hungrig aus dem Haus gegangen.

Planung ist Kultur in Deutschland, das gilt für Arbeit wie Freizeit und auch für Essenseinladungen.

Bist du einfach so gekommen oder war das zuvor vereinbart (mit den Eltern abgeklärt)? Ansonsten ist das oft so, dass die Mengen für eine bestimmte Personenanzahl gekocht wird. Kommt unangemeldet wer noch dazu, passt das nicht mehr. Und dieses unangemeldete Vorbeikommen ist ein No Go in Deutschland. Genauso kann es auch sein, dass bestimmte Gerichte Familiengerichte sind, die nicht Gästen angeboten werden, weil sie zu schlicht oder zu speziell sind.

Eine andere Sache ist, dass gerade, wenn jemand oft zum Essen kommt, ob es auch entsprechende Gegeneinladungen gibt - oder ob die Bewirtung sehr einseitig ist. Auch da können Eltern dicht machen, da sie kein weiteres Kind durchfüttern möchten und/oder können. Waren denn die Leute, die du besucht hast, auch so oft bei dir? Da ich das selbst erlebt habe, dass manche gern ihre Kinder inklusive Verpflegung woanders parken (und zwar unangemeldet unter der Woche, wie am Wochenende und an Feiertagen), aber kaum bis keine Gegeneinladungen kommen, kann ich das mittlerweile sehr gut nachvollziehen. Konkret: Meine Kinder wurden ca. 30 Mal besucht. Bis auf zwei Mal spontan, also ohne Absprache einfach vorbei gekommen. Gegeneinladungen gab es nur drei in der Zeit - mit jeweils 1-2 Wochen Vorlauf bei der Terminabsprache, sonst grundsätzlich nur möglich. Von diesen drei Terminabsprachen wurde noch eine vergessen, meine Kinder standen vor verschlossenen Türen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wir mussten als Kinder immer zu den Mahlzeiten zu Hause sein, das war aber eher eine Zeitangabe. Wir haben aber oft den selbst gebackenen Kuchen unserer Nachbarin genossen (den die eigenen Kinder kaum noch mochten). manchmal haben wir bei unseren Freunden dabei gesessen, wenn der Vater von der Arbeit kam und gegessen hat.

Grundsätzlich hatten die Leute damals (50er und Anfang 60er) wenig Geld, es wurde knapp gekocht, da konnte nicht einfach noch jemand mit essen.

Also wenn man nicht explizit zum Essen eingeladen ist/wird, dann sollte man definitiv das Haus der Freundin verlassen und nicht warten. Das gehört sich einfach nicht in einem anderem Raum zu warten, während die Familie am Essen ist.
Wenn man zum Essen eingeladen wird, dann sollte man schon aus Höflichkeit nachfragen, ob man wirklich nicht stört, auch wenn das dann nur eine Floskel ist.

Eigentlich vermittelt man seinem Kind schon sehr früh, dass es spätestens dann nach Hause kommen muß, wenn die Familie der Freundin essen will. Auch das ist eine Frage der Höflichkeit.

Man will die Familie ja nicht in eine blöde Situation bringen, weil vielleicht nicht genug Essen für eine weitere Person geplant war. Viele Familien wollen auch zum Essen ihre Ruhe haben und wichtige familieninterne Dinge während des Essens besprechen. Das Abendessen ist in vielen Familien oft der einzige Moment am Tag, an dem die Familie exklusiv zusammen sein kann.


Prida  04.10.2021, 12:34

Wenn ein Besucherkind sich nicht an diese ungeschriebenen Regeln hält, dann gebietet aber die Gastfreundschaft, dass natürlich etwas zum Essen angeboten wird, oder das Kind wird eben kurzerhand nach Hause geschickt.
Dann müssen eben auch mal die abgezählten Rinder-Rouladen eingefroren werden und man muß schnell von vorne anfangen etwas Neues zu kochen.

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pony  04.10.2021, 14:23
@Prida

warum muss man schnell anfangen von vorne was zu kochen?

man teilt einfach das auf, was da ist. und man ruft einfach auch das mit anwesende kind zum tischdecken helfen.

ist ja wohl klar, dass man ein kind nicht einfach wegschickt.

wos für dreie reicht, ists für viere nicht zuviel (meine oma)

man teilt was man hat. fertig.

man verweigert einem kind oder einem freund nicht das essen.

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Prida  04.10.2021, 14:48
@pony

Wenn es Spaghetti, Suppe oder Goulasch gibt ist das ja auch kein Problem. Nach dem Motto "Gieß Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen".
Wenn es abgezähltes Essen gibt, ist das ein bisschen schwieriger und dann muß man halt etwas anderes kochen. In meiner Familie gibt es zum Beispiel aus Überzeugung nur sehr wenig Fleisch zu essen und es ist bei uns völlig normal, dass es für jede Person auch wirklich nur ein sehr kleines Stück Fleisch gibt. Da besteht normalerweise nicht die Möglichkeit zu teilen. Fertig
Natürlich läßt man kein Besucherkind hungern, wenn es denn hungrig ist. Dann muß halt eine andere Lösung gefunden werden.

Aber darum geht es mir gar nicht. Normalerweise ist es doch so, dass man seinem Kind beibringt, dass es nach Hause zu gehen hat, wenn eine Familie essen möchte, es sei denn das Kind wird zum Essen eingeladen.
Das ist doch die klassische Absprache zwischen Eltern: "Wann esst ihr zu Abend?" "Um 19 Uhr". "Dann hole ich mein Kind um 18:30 Uhr ab". Bzw., "Dann schick mein Kind um 18:30 Uhr nach Hause
Wenn ein Kind dass nicht weiß, ist es völlig in Ordnung zu sagen, dass die Verabredungszeit jetzt beendet ist und es nach Hause gehen soll. Zumal bei dem Kind zu Hause ja auch etwas zum Abendessen vorbereitet wurde.

Die Lösung einem Besucherkind nichts zu Essen zu geben und es ernsthaft warten zu lassen, halte ich in jeglicher Hinsicht für total daneben.

Ich hoffe du verstehst, was ich meine...

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