Dumme AFD wähler?

10 Antworten

Beleidigen und die Wahrheit sagen sind erst mal 2 Paar Schuhe.

Zu Beginn der AfD (ich bin so alt, ich war damals schon politisch interessiert...) war ihre rechte Gesinnung noch sehr verdeckt, kaum zu erkennen, aber doch,w enn man zugehört hat, wahrnehmbar.

Leicht zu beeinflussende Menschen sind ihnen sofort auf den Leim gegangen, auch mein Vater fand die damals gut. Heute schämt er sich in Grund und Boden dafür, wie einfach sie ihn kassiert haben. Die AfD griff auf, was immer (meist zur Halbzeit der Legislaturperiode) entsteht: Frust auf die Regierung.

Sie versprachen: "Wir machen es anders, wir machen es besser!", aber auf konkrete Fragen, wie das gehen sollte, gab es keine Antwort.

Dann kamen die ersten richtig Rechten ins Rampenlicht und die AfD negierte noch fleißig ihre Nazi-Gesinnung. Doch spätestens durch Meuthen, Gauland, von Storch, Weidel und Höcke ist dieses Thema vom Tisch, man konnte es nicht mehr verstecken.

Und man wollte es auch nicht mehr verstecken, denn nun konnte man offiziell auch die abgreifen, die zB die NPD gewählt hätten. Kleine Randfiguren, Splittergruppen, alles unter dem Mantel "wir haben die Wahrheit erkannt"...
Es hieß von da an: "Wir gegen die" und dieses Gemeinschaftsgefühl und das gemeinsame Feindbild, das kreiert wurde ("Die", also quasi alle, die nicht AfDler sind), vereint diese politisch rechts orientierten Menschen so fest, da kommt man kaum rein.

Es ist auch so, dass diese Menschen (Parteiangehörige und Wähler) vor lauter Hass (auf Schwule, auf Ausländer, auf Dragqueens, auf Homo-Ehe, auf Klimawandel den es nicht gibt, weil er nicht in ihren Kram passt, auf Benzinpreise, auf Corona...) keine Ressourcen mehr frei haben, neutral zu recherchieren.

Es ist immer ein Unterschied zwischen Fakten und Meinung und leider hat die AfD sehr wenig von den Fakten, dafür sehr viel von Meinung. Meinung ist einfacher, Meinung ist weniger nachdenken und Meinung ist schneller raus geschrien, wer interessiert sich schon für Fakten?

Da ich, wie bereits erwähnt, politisch sehr interessiert und offen bin, habe ich mich in den letzten Jahren auch viel mit der AfD unterhalten, ist nicht immer einfach, aber geht tatsächlich und hat mir immerhin geholfen, ganz klar zu sagen: Die wähle ich nicht.

Die Einstellung dieser Menschen ist mir eindeutig zu rechts und eine andere Meinung tolerieren sie nicht.
Mir wurde zB einmal von einem AfD Menschen gesagt, der Regenbogen sei der wahre Terrorismus in Deutschland und ich bedrohe ihn quasi gerade, weil ich ein Armband mit Regenbogenfarben getragen habe.
Das Armband hatte meine kleine Nichte in der Schule gebastelt und mir geschenkt, es hatte noch nicht mal was mit der klassischen Pride-Aussage zu tun...

Ich hatte gefragt, warum er sich denn von Pride und Queer bedroht fühle, was würden wir denn tun, damit er Angst vor uns haben müsste? Er meinte was von "Ausrottung der Menschheit" und "Trendkultur" und "Frühsexualisierung der Kinder". Ich hab ihn erneut gefragt, was ich denn gerade tun würde, dass er Angst vor mir habe und ob er zb einen Schaden davon trägt, wenn ich jetzt eine Frau küsse (bin biologisch weiblich). Seine Aussage, Originalzitat: "Das geht nicht, das ist gegen die Regeln, das ist verboten!"
Ich fragte, welche Regeln und er wiederholte nur den Satz noch mal.

Wie soll mand a diskutieren?
Leider sind viele AfDler so beratungsresistent, aber es ist durchaus mal ganz gut, ihnen den Spiegel vor zu halten.

"Ihr findet Nazis scheiße und sagt, ihr wärt keine Nazis? Warum ist dann Bernd Höcke immer noch in der Partei? Habt ihr mal seine Bücher gelesen? Er ist ein Faschist und ihr unterstützt den Faschisten und werft ihn nicht aus der Partei".

Auch der Europaparlamentskandidat ist... offen bekennend rechts.
Wenn man sich davon nicht distanziert, sagt man indirekt, dass das okay ist und ist somit rechts-konform oder findet es sogar gut, was einem zum Rechten macht.

erikbhrdt  07.09.2023, 21:13

Ein wirklich großartig zusammengefasster Kommentar, der tatsächlich die unterschwellige Gefahr, die von rechtsaußen kommt, direkt anspricht.

Ich dachte immer ich wäre der einzige, der dieses „Wir gegen Die“ Prinzip erkannt hat und dem das sauer aufstößt. Es ist der absolute Wahnsinn zu sehen, wie viele Menschen sich von populistischen Meinungen beeinflussen und überzeugen lassen, ohne dafür handfeste Beweise einfordern zu wollen.

Ich glaube, dass das Gebiet der Meinungsmache und des Populismus in den Schulen unbedingt aufgearbeitet werden muss. So viel man doch über Gleichberechtigung und die Deutsche Geschichte redet, so mangelt es doch an Medienkompetenz und kritischer Auseinandersetzung mit Nachrichten und populistischen Standpunkten. Ebenso muss dringend gelehrt werden, wie man Fakten von Meinungen trennt und wie man verdrehte Wahrheiten erkennt. Es scheint so, als wenn zu viele Menschen dazu nicht im Stande sind.

Ich denke mir immer wieder, wie Recht Immanuel Kant mit seinem Leitspruch der Aufklärung hatte, in dem er sagte „Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Leider sind die meisten Menschen dazu heute nicht mehr in der Lage und lassen sich lieber Meinungen vorgaukeln, als sie selbst zu finden und selbstverständlich von Fakten zu trennen.

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FAQxJenosse  23.09.2023, 06:51

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.

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Nun ja, inzwischen ist es überall bekannt wofür die AfD steht und was die allermeisten AfDler denken und sagen. Wer noch heute glaubt, dass die AfD keine rechtsradikale Partei ist, der ist entweder selbst rechtsradikal oder toleriert Neo-Nazis in einer politischen Partei und leugnet die Gefahr, die von der Partei ausgeht.

Es ist definitiv nicht in Ordnung, jeden Wähler per se als Fascho zu bezeichnen. Nicht jeder Wähler ist rechtsradikal, aber es gibt sehr viele davon. Trotzdem kann man pauschal nicht jedem einzelnen Wähler vorwerfen, ein Faschist zu sein.

Trotzdem ist es eine sehr unüberlegte und naive Entscheidung die AfD in ihrer jetzigen Verfassung zu wählen. Dahingehend würde auch ich behaupten, dass jemand, der die AfD wählt, eine sehr gefährliche Entscheidung trifft und sich mit Demokratiefeinden solidarisiert. Das zeigt, dass diese Person nicht ganz bei Sinnen ist oder tatsächlich davon überzeugt ist. Ist diese Person tatsächlich davon überzeugt, dann bezeichne auch ich sie als rechtsextrem oder faschistisch.

Woher ich das weiß:Hobby – Politisch links eingestellt
dantes  07.09.2023, 01:26

kleiner Tipp: Schau dir mal die Bonner Runde nach der Wahl von 1994 auf yt an. Dort ist auch der PDS Vorsitzende Lothar Bisky zu Gast. Dann höre dir an, was alle anderen Parteien zu ihm und seiner Partei sagen. Dir wird es sehr bekannt vorkommen.

Fakt ist, 2024 ff. wird diese Partei zum heutigen Stand einige Landesregierungen stellen. Ob ihr das wollt oder nicht.

Und sind wir mal ehrlich: Was heute als „Fascho“ gilt, war in den 90ern noch normaler CDU Stammwähler. In den 80ern sogar normaler SPD Stammwähler. Ich erinnere an den Spruch der FDP „Kinder statt Inder“. Heute ist eurer Meinung nach jeder ein Rechtspopulist der nicht stramm links ist. Von daher hat das Schreckgespenst „Fascho“ sich ausgenudelt. Dann sind eben 20% der Deutschen Faschos. Können wir alle mittlerweile ganz gut mit leben, so bezeichnet zu werden.

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erikbhrdt  07.09.2023, 01:36
@dantes

Das sind alles Unterstellungen, die mir an den Kopf geworfen werden, von denen du keine irgendwie standhaft nachweisen kannst. Woher weißt du wie ich denke und was ich als rechts und links definiere? Woher meinst du zu wissen, dass ich jeden Menschen, der nicht extrem links ist, als Faschisten bezeichne?

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erikbhrdt  07.09.2023, 01:38
@dantes

Ich kann nur von mir sprechen und sagen, dass ich mich strikt vom radikalen linken Spektrum abgrenze. Ebenso wie vom rechten. Ich habe freundschaftliche Verbindungen sowohl nach links, wie auch nach rechts und kann mir demnach selbst eine Meinung bilden. Wenn sie dir nicht passt, dann ist das nicht mein Problem. Halte von mir was du willst, aber ich lasse mir nicht Dinge unterstellen, die ein Fremder überhaupt beurteilen kann.

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jenshiller  07.09.2023, 16:55
@dantes

Dante, gut gesagt...

Ich erinnere auch an einen Satz von Steinbrück:

"Auch der Malermeister muss die SPD wählen können..."

...

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holjan  07.09.2023, 06:59
Nicht jeder Wähler ist rechtsradikal, aber es gibt sehr viele davon.

Rein aus Interesse - gibt es irgendwelche Quellen denen diese Aussage zugrunde liegt. Du sagst damit ja quasi, dass immerhin ein erheblicher Teil der Wählerschaft tatsächlich rechtsradikal ist.

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dantes  07.09.2023, 18:42
@erikbhrdt

Du kennst die engen Verflechtungen zwischen der Bertelsmann Stiftung und der Politik?

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erikbhrdt  07.09.2023, 18:55
@dantes

Ja und was ist damit? Was hat das mit dem Thema zu tun?

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erikbhrdt  07.09.2023, 21:00
@dantes

Aha, du willst also behaupten, dass diese Stiftung uns alle hirngewaschen und „linksgrün“ versifft hat, weswegen wir von unseren Standpunkten überzeugt sind? Weil eine zutiefst neoliberale Stiftung linksextreme Propaganda verbreitet (was sich an sich schon widersprechen würde) und so mächtig ist, dass sie uns unbemerkt hirnrissige Ideen indoktrinieren kann? Oder wie soll ich das verstehen?

Ich bin bei weitem nicht so eingestellt oder informiert, wie eine Stiftung, die die Politik im Stil der FDP Ideologie beeinflusst. Auch die Zeitschriften, auf die sie ihren Einfluss ausgeübt hat, konsumiere ich nicht. Weder Focus, noch der Tagesspiegel werden von irgendeiner bösen Stiftung manipuliert. Die Ergebnisse sprechen für sich. Akzeptiere sie, oder eben nicht.

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dantes  07.09.2023, 21:33
@erikbhrdt

Nein. Das schrieb ich nicht. Sie liefert der aktuellen Politik die nötigen „Studien“, diese fallen natürlich gegen die AfD aus. Das hat wenig bis nichts mit der politischen Richtung zu tun. Jeder weiß, wer mit der AfD ins Bett geht, wird mittels den Medien und der Politik diffamiert. Das traut sich auch eine Bertelsmann Stiftung nicht. Also biedert man sich an.

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erikbhrdt  07.09.2023, 22:00
@dantes

Nun, es wird einen Grund haben, warum die Medien ein negatives Bild von der AfD nach außen tragen. Zumal bezieht sich die Politik nicht allein auf Studien dieser Stiftung. Und selbst dann sehe ich darin vorerst kein Problem. Man muss die Stiftung kritisch betrachten, jedoch wird sie von dir augenscheinlich so verkauft, als wäre sie der größte Einfluss auf die Politik, welcher gezielt und böswillig die AfD und deren Wählerinnen und Wähler diffamiert.

Im Streit zwischen der rechtspopulistischen Politik und der restlichen meist Aussage gegen Aussage. Studien, Umfragen und Parteien positionieren sich oft gegen Rechtsradikalismus und die AfD. Untersuchungen finden heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen Rechtsradikalismus und der AfD (und damit verbunden mit der Wählerschaft gibt) und diese Feststellungen werden veröffentlicht. Scheinbar fühlen sich bloß die Betroffenen diskreditiert. Leider aber sind viele Untersuchungen repräsentativ und keinesfalls ausgedacht oder wertend. Trotzdem fühlen sich AfDler beleidigt und meinen, man würde sie böswillig diskreditieren. Das ist eine klassische Opferrolle. Immer weit ausholen gegen die Politik, sich aber als unschuldiges Opfer darstellen, wenn rechtsradikale Strömungen und Überzeugungen festgestellt und kritisiert werden.

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Manche Menschen, die sich aufgrund ihrer einfachen Bildung unsicher sind, ob sie ihrem Urteil trauen können, lassen sich von so etwas tatsächlich beeindrucken.

Sie haben ja auf ihrem Lebensweg viele Demütigungen erfahren: Sie haben schlechte Schulnoten bekommen, nicht die besten Schulen besuchen können und dann auch nicht die gutbezahlten Jobs, die finanzielle Freiheiten eröffnen, angeboten bekommen.

Stattdessen bekamen sie immer suggeriert, dass andere schlauer seien und es besser wüssten. Sie leben in beständiger Angst, dass andere sie für dumm halten und vermeiden deshalb Dinge zu tun, wegen derer man sie für dumm halten könnte.

Pfefferprinz  07.09.2023, 09:49

Das trifft zumindest auf die Ostdeutschen nur in Teilen zu. Das ostdeutsche Problem geht viel tiefer. Viele empfanden die deutsche Einheit als feindliche Übernahme. Während das Leben im Westen wie gewohnt weiterging, verloren die Ostdeutschen ihre Arbeit, manche gar ihr Haus. Plötzlich war das bisher geleistete nichts mehr wert, und das hat nichts mit dem Bildungsstand zu tun. Führungspositionen wurden durchweg mit Westdeutschen besetzt, die dafür auch noch eine "Buschzulage" kassierten, während die Ostdeutschen, die noch Arbeit hatten, deutlich unter Durchschnitt entlohnt wurden. Ja, das war und ist bis heute zutiefst demütigend.

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jenshiller  07.09.2023, 16:57
@Pfefferprinz

Eine gute Antwort. Sicher ist etwas einseitig, wir könnten auch gern über die geringe Arbeitsbelastung im Osten reden, darüber wie Posten vergeben wurden. usw.

Dazu die Fortschrittsverweigerung in weiten Teilen des Ostens, siehe BRB und MV.

Und dennoch, eine gute Antwort, denke ich.

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Ich halte nichts von der AfD, sehe sie nicht auf der Basis unserer deutschen Grundwerte. Ich würde die Wähler aber nicht als "dumme Faschos" bezeichnen. Besonders weil mich stört, wie abwertend und in meinen Augen beleidigend von vielen Vertretern dieser Partei über Minderheiten und andere Parteien gesprochen wird. Ein Beispiel ist die Rede von Alice Weidel auf dem Gillamoos.

Wo Nazi drin ist, steht eben auch Nazi drauf.