Dienstpflichten einführen?
70% der Deutschen wollen eine Dienstpflicht für junge Menschen.
https://www.zeit.de/2023/42/allgemeine-dienstpflicht-debatte-freiwilligendienst-altersspanne
Fraglich ist, ob das angesichts der baldigen Verrentung der Babyboomer und aufgrund des Fachkräftemangels eine volkswirtschaftlich kluge Entscheidung wäre.
Ebenso ist eine Dienstpflicht gegen europäisches Recht, wäre also nur über eine Reaktivierung der Wehrpflicht möglich.
Wie seht ihr das?
Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen
6 Antworten
Ich habe Zivildienst geleistet, kann also ein bisschen aus Erfahrung sprechen. Mir persönlich hat diese Zeit nicht wirklich geschadet, allerdings muss man feststellen, dass ich letztendlich nur eine billige Arbeitskraft war, die man auch mit einer regulären Stelle besetzen bzw. die Aufgaben an einen Dienstleister vergeben hätte können.
Man kann dafür argumentieren, dass es vielen jungen Leuten sicher gut tun würde, mal "anzupacken" oder "einen Dienst an der Gesellschaft" leisten. Aber eine Dienstpflicht so wie sie zuletzt in Deutschland existierte, ist meines Erachtens viel zu ineffizient. Die Bundeswehrzeit war doch häufig nur ein Massenbesäufnis von jungen Männern und Zivildienst eine Mischung aus Däumchen drehen oder die Ersetzung von Arbeitskräften.
Ich fordere schon seit der Aussetzung der Wehrpflicht und dem damit verbundenen Wegfall des Zivildienstes folgendes:
- Pflichtalter: zwischen 16 und 30 Jahren
- Dauer: 1 Jahr
- Geschlecht: Für ALLE GESCHLECHTER
- Behinderung: Spielt keine Rolle. Auch im Rollstuhl kann man sozialen Dienst leisten. Es muss schon eine wirklich massive Behinderung vorliegen. Diskriminierung gilt auch in diesem Fall.
- Einrichtung: Soziale Einrichtungen, Tafeln, Krankenhäuser, Heime, Kindergärten und Horte, Reha-Kliniken etc
- Weiteres: Der Dienst bei der Bundeswehr, bei einer Bundes- oder Länderpolizei, bei einem Rettungsdienst, einer Feuerwehr oder der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk kann als Dienstpflicht anerkannt werden.
Kurz gesagt: JEDER MENSCH sollte zwischen 16 und 30 mindestens ein Jahr seines Lebens FÜR ANDERE MENSCHEN arbeiten! Dies ist er der Gesellschaft schuldig.
Zumal das auch Altersdiskriminierung wäre. Als könnten alte Leute nicht diensten.
Ich halte die Idee aber generell für falsch. Außer natürlich der Staat zahlt eine angemessene Entschädigung, dann könnte man evtl. darüber sprechen.
Auch dann wäre das ganze aber sehr problematisch. Den zum einen bring es wenig, Menschen zum Arbeiten zu zwingen, zum anderen ist Zwang ethisch nicht vertretbar.
Soetwas dürfte insofern nur in Notsituationen gestattet sein.
(Im Übrigen: Die Entschädigung braucht es auch allein dafür, damit sich nicht auf billige Arbeitskräfte verlassen wird. Das fördert lediglich Ausnutzung.)
Grundsätzlich finde ich es eine gute Idee, dass junge Menschen sich sozial engagieren und Berufserfahrung sammeln, bevor es dann in Ausbildung oder Studium geht. Ich habe selbst ein FSJ gemacht und es war eine gute Zeit.
Allerdings ist ein FSJ finanziell nicht lukrativ. Ich habe damals 300€ Taschengeld plus 100€ Verpflegungsgeld + knapp 50€ Monatsticket bekommen. Hätte ich nicht bei meinen Eltern leben können, hätte ich mir das FSJ nicht leisten können.
Also wenn Pflichtjahr, dann bitte mit Mindestlohn.
Es gibt die Möglichkeit Dienst nach Vorschrift zu machen. Deswegen kann eine Pflicht weniger nützen.