Die Verwandlung - Handelt es sich um eine Verwandlung oder nur eine Metapher?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Meines Wissens kann man schon behaupten, dass Gregor sich in der erzählten fiktionalen Welt in einen Käfer verwandelt hat.

Diese tatsächliche Verwandlung und ihr Zustand schließen natürlich nicht aus, dass man sich auf einer anderen Ebene zusätzliche Gedanken über die weitere Bedeutung dieser Verwandlung machen kann.

Wie immer, fällt der Egozentrierte auf die Falle der Wahrnehmung herein - die typisch schulische Deutung, aber >

nicht Gregor verwandelt sich innerlich und äußerlich in ein Ungeziefer, sondern die Menschen seines Umfeldes "verwandeln ihn in" ihr Ungeziefer, behandeln ihn wie ein sinnloses Ungeziefer, das am Ende wie Staub weggekehrt wird.

Das Böse, hier die egomane Gleichgültigkeit, wirkt aus den anderen Menschen gegen Gregor; Gregor bleibt immer derselbe.

PWExp 
Fragesteller
 25.06.2022, 18:41

Danke für Ihre Antwort!
Wie ist dann das Verhalten des Prokuristen zu erklären, der vor Schreck/Angst flüchtet - sowie die Reaktion der Mutter vor seinem Antlitz. Wie würden Sie das interpretieren?

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Der Ausgangspunkt der Geschichte ist, dass Gregor sich in einen Käfer verwandelt. Auch der weitere Handlungsverlauf macht nur Sinn, wenn Gregor in der erzählten Welt wirklich ein Käfer ist. Man sollte nicht zu viel versuchen, solche offensichtlichen Tatsachen an der Textoberfläche durch forcierte Deutungen zu verunklaren. Der ganze Witz dieses Elements ist, dass ein Vergleich zur Realität wird, also dass Gregor nicht nur bildhaft wie Ungeziefer behandelt wird, sondern sich real in eines verwandelt.

Außerdem geht es um die Frage nach dem Unterschied zwischen Mensch und Tier, also um das Verhältnis von triebhafter und moralischer Existenz. Gregor ist Tier, eben weil er es nicht schafft, ein selbstbestimmtes (das heißt moralisches) Leben zu führen, sondern sich zum Sklaven seiner Umstände macht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – BA Germanistik, HiWi-Stellen in Linguistik und Mediävistik