Deutsche Kaiserreich von 1871, positiv oder negativ zu bewerten?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Deutschen bewerteten die Reichsgründung überwiegend positiv (Nationalismus).

Die Franzosen hätten kotzen können, die fanden diese Reichsgründung gar nicht gut.

Die Engländer waren auch besorgt, da das "Balance of Power" Motto gefährdet war. Insgesamt fanden sie es aber besser als die Franzosen.

Die Österreicher waren auch sehr gespalten. Einerseits ein deutscher Nationalstaat, andererseits war er preußisch dominiert und 1866 war erst 5 Jahre her.

Insgesamt wurde eher besorgt auf die Reichsgründung geschaut, man wusste nicht wie sich die neue Macht in Europa verhalten würde.

Hier nochmal 2 Zitate aus der damaligen Zeit.

„Das Gleichgewicht der Macht (ist) völlig zerstört und das Land, welches am meisten darunter leidet und die Wirkungen dieser großen Veränderungen am meisten spürt, (ist) England.“ Benjamin Disraeli

Londoner Times, 07.09.1876, im Hinblick auf das Deutsche Reich: „Wir stehen unter dem Eindruck, dass eine ungeheure Macht, die sich zum Guten oder zum Bösen entwickeln kann, einigermaßen plötzlich in unserer Mitte aufgetaucht ist, und daher bemühen wir uns mit interessierter Aufmerksamkeit darum, ihren Charakter und ihre Absichten auszumachen.“ 

Das Ende der Kleinstaaterei mit der Abschaffung der vielen Grenzen und Vereinheitlichung der unterschiedlichen Maße machte die industrielle Entwicklung überhaupt erst möglich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Ma%C3%9Fe_und_Gewichte_(deutschsprachiger_Raum)

Ein anschauliches Beispiel ist das seit 1872 vorgeschriebene einheitliche Reichsformat beim Mauerziegel. So konnte man plötzlich Ziegel in beliebigen Ziegeleien über ehemalige Ländergrenzen hinweg für ein und dasselbe Bauvorhaben kaufen. Planung und Realisierung wurde dadurch vereinfacht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mauerziegel#Reichsformat

Der Reichsgründung 1871 ging ein langer und komplizierter voraus, auf den ich hier jetzt nocht eingehen möchte. Stichworte: Zollverein, Nirddeutscher Bund, Deutscher Bund, Duslismus, Sussenpolitik Bismarcks.

Nach 1871 wuchs Deutschland (das Deutsche Reich) zu einem der mächtigsten Player in Europa heran; vieleceurop. Stasten fühlten sich bedroht. Diese Frage bestimmt auch heute noch: Wie mächtig und reich darf Deutschland im europäischen Kontext sein, ohne dass sich andere europäische Länder bedroht fühlen?

Andererseits: Das Kaiserreich war das Silicon Valley seiner Zeit. Bedeutende Erfindungen und industrielle Prozesse fanden in Deutschland statt und nicht woanders.

Leider brachte dies Kaiser Wilhelm zu einem ziemlichen Grössenwahn, der das, was sein Grossvater und Bismarck aufbauten, leichtfertig verspielte. Und das mit Hunderttausenden Opfern auf den Schlachtfeldern in einem barbarischen Krieg von nie dagewesener Grausamkeit.

Das deutsche Kaiserreich existierte nicht einmal 100 Jahre, dann war es vorbei..

Die Monarchie war für einen aufstrebenden Industriestaat wie Deutschland nicht mehr zeitgemäß und ungeeignet..

Das demokratische Strukturen fehlten rächte sich schließlich bitter..

Also muss das Kaiserreich eher negativ beurteilt werden..

LA

Es kommt sehr darauf an wie du das meinst. Aus heutiger Sicht ? Aus damaliger Sicht ? Aus der Sicht der Inländer von damals ? aus der Sicht der anderen Europäer von damals ?

Sebopeng 
Fragesteller
 04.03.2018, 22:27

Aus der Sicht von den Menschen die in Deutschland damals lebten

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DarkScammer321  04.03.2018, 22:32
@Sebopeng

Die Deutschen bewerteten die Reichsgründung überwiegend positiv (Nationalismus).

Die Franzosen hätten kotzen können, die fanden diese Reichsgründung gar nicht gut.

Die Engländer waren auch besorgt, da das "Balance of Power" Motto gefährdet war. Insgesamt fanden sie es aber besser als die Franzosen.

Die Österreicher waren auch sehr gespalten. Einerseits ein deutscher Nationalstaat, andererseits war er preußisch dominiert und 1866 war erst 5 Jahre her.

Insgesamt wurde eher besorgt auf die Reichsgründung geschaut, man wusste nicht wie sich die neue Macht in Europa verhalten würde.

Hier nochmal 2 Zitate aus der damaligen Zeit.

„Das Gleichgewicht der Macht (ist) völlig zerstört und das Land, welches am meisten darunter leidet und die Wirkungen dieser großen Veränderungen am meisten spürt, (ist) England.“ Benjamin Disraeli

Londoner Times, 07.09.1876, im Hinblick auf das Deutsche Reich: „Wir stehen unter dem Eindruck, dass eine ungeheure Macht, die sich zum Guten oder zum Bösen entwickeln kann, einigermaßen plötzlich in unserer Mitte aufgetaucht ist, und daher bemühen wir uns mit interessierter Aufmerksamkeit darum, ihren Charakter und ihre Absichten auszumachen.“ 

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