Determiniert Sprache unsere Gedanken?

5 Antworten

Du hast geschrieben:

Wenn man sich nun aber eine Person vorstellt, die noch nie mit Rassismus in Berührung kam, dann aber mit der Rassen-Theorie vertraut gemacht wurde und daraufhin Gefallen an diesem Gedanken fand und ihn übernimmt, dann würde man doch wieder sagen, dass der linguistische Begrifflichkeit die Denkweise jener Person geformt hat...

Dieser Punkt muss von der Argumentation ausgeschlossen werden, da es in dem Beispiel nicht um die Sprache, sondern um vermittelte Inhalte geht.

Ansonsten hätte ich zwei Links gefunden, die Dir vielleicht weiterhelfen könnten. Der zweite ist eine Magisterarbeit und sehr umfangreich. Als Vorwarnung sozusagen! ;-)

https://www.hyperkulturell.de/glossar/psycholinguistik-sprache-denken-wirklichkeit/

https://www.grin.com/document/110262

Ja, selbstverständlich. Ohne Sprache ist der Mensch kein Mensch. Aus dem kollektiven oder gesellschaftlichen Bewusstsein, das ausschließlich als beständig tradierte Sprache besteht, entwickelte sich erst das individuelle Bewusstsein, was sich mit dem Erlernen der Muttersprache immer wieder neu wiederholt.

Die Schlussfolgerung, dass es keine allgemein gültige Wahrheit geben kann aufgrund der unterschiedlichen Sprachen, ist falsch. Die "allgemein gültige Wahrheit" ist ein Sprach-und Gedankeninhalt, der in allen Sprachen vorkommt und auch dann in der konkreten Art und Weise in allen Sprachen artikuliert werden kann.

Das würde doch bedeuten, dass erst etwas gedacht werden muss, bevor man es versprachlichen kann.

Nein, was ist denn das Denken? Ein Assoziieren von Informationen aus verschiedensten Wahrnehmungsvorgängen in Form eines inneren Monologisierens, inneren Sprechens. Wenn wir denken, dann müssen wir Sprache anwenden, indem wir uns an alles erinnern, was wir über einen bestimmten Sachverhalt gelernt haben und rufen alle gespeicherte Information dazu ab aus der Großhirnrinde.

So ist das auch mit dem Rassismus-Begriff. Man kann nur etwas dazu sagen, wenn man darüber etwas gelernt hat, also zuvor Informationen wahrgenommen hat, unabhängig davon, wie die Information gewertet wird von der Gesellschaft, politischen Gruppierungen oder anderen Personen. Wer sich also einer Rasse-Theorie anschließt, kann ganz genau erklären, warum und wieso er sich damit einverstanden erklärt.

Siehe auch hier: https://www.gutefrage.net/frage/wie-stellt-ihr-euch-zum-geist-koerper-problem-dem-problem-der-einheit-der-welt-und-dem-angeblichen-bewusstseinsraetsel

Dein Beispiel mit Rassismus ist schlecht gewählt. Du kannst ohne den Begriff Rassismus zu benutzen erklären was Rassismus ist.

Der Begriff dient hier bloß als Kurzform für eine längere Bedeutung.

Die Ideen wurden quasi mit anderen Worten geformt. Und danach zum Begriff Rassismus zusammengefasst.

Gleiches kannst du mit vielen begriffen machen. Z.b. kannst du ein Buch beschreiben ohne den Begriff Buch zu benutzen.

Aber das ist nicht bis ins unendliche reduzierbar. Irgndwann hast du ein Minimum an begriffen die du brauchst um deine Umwelt noch beschreiben bzw. In Gedanken fassen zu können.

Das wären dann die sprachlichen Elemente die man entsprechend benötigt. Um etwas zu denken. Ansonsten kannste nur darauf zeigen.

Am besten stellst du dir das ganze vor in einer Sprache die du gar nicht kannst. So könnte man die Abwesenheit von Sprache simulieren.

Du wirst nicht fähig sein. Z.b. einen Stuhl gedanklich in chinesisch zu erfassen. Du kannst dir das Ding vieleicht vorstellen. Und eventuell auch vorstellen das damit was gemacht wird. Aber du kannst es dann ganz schlecht abstrahieren und schon gar nicht kommunizieren.

Aber um die das vorstelle zu können. Musst du ersteinmal diese Dinge erlebt haben.

Als Beispiel: stell dir Mal ne srappeldrap in einer natürlichen Umgebung vor. Das wirst du nicht können. Weil du einen schrappeldrap noch nie gesehen hast. Schon gar nicht in seiner natürlichen Umgebung.

Ich könnte nun aber Sprache nutzen um dir zu erklären das ein schrappeldrap ein Ding ist das im Wasser umher schwimmt. Es hängt eine Flosse am Ende und sieht nach vorne aus wie ein LaubBaum. Und dieses Wesen was ungefähr so lang ist wie ein Mensch. Schwimmt gerne in Riffen rum reibt seinen Kopf an den Korallen. Um diese aus ihren kalkgehäüsen zu reiben um sie zu essen.

So und nun kannste dir ein Baum mit einer Heckflosse im Wasser vorstellen der seine Baumkrone an Riffen reibt um die Korallenpolypen zu fressen.

So kann Sprache eine Vorstellung formen. Wenn man es selbst nie gesehen hat. Und das geht ohne Sprache natürlich nicht.

Um dir ohne Sprache ein schrappeldrap vorstellen zu können hättest du selbst eines sehen müssen. Auch wenn du dann nicht wüsstest das dieses Ding schrappeldrap genannt wird.

Edit: wobei ich finde das man hier Sprache weiter fassen muss. Der Begriff Sprache im Sinne gesprochener Worte ist hier finde ich zu eng gedacht. Gesten und andere Kommunikationsmittel haben den selben Effekt das sie Vorstellungen abstrahieren können. So denke ich kann ein Mensch auch problemlos in Gesten etc. Denken. Gehörlose soweit ich weiss machen das ja nicht unbedingt anders. Sie haben ja. Sofern sie gehörlos geboren sind kein Konzept von gesprochener Sprache.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Aus interesse

Die Sapir-Whorf-Hypothese ist völlig richtig für Menschen ohne eigene Erfahrungen und ohne Gedanken. Diese erlernen Begriffe, und ermangeln allen Wissens, deren Richtigkeit zu überprüfen, sowie allen Gedanken, ihre Bewandtnis zu kritisieren.

Für Menschen, die sehr viele Lebenserfahrungen gemacht haben, und die außerdem viel über diese Erfahrungen nachdenken, ergeben sich überwiegend Anwendungs- oder Ausschlussfälle für bestimmte Begriffe.

Diese wissen, ob und wann welcher Begriff in bestimmten Situationen überhaupt sinnvoll ist.

Diese Menschen wissen, welche Gedanken überhaupt sinnvoll sind, um Sprache richtig anzuwenden, und wie man über Begriffe nachdenken muss.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien