Definition "heimlicher Lehrplan"

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Heimliche Lehrpläne haben auch oft einen starken Zusammenhang zum jeweiligen politischen System: Im Nationalsozialismus wurden beispielsweise viel mehr Rituale in der Schule eingeführt, welche im Rahmen eines unbewussten oder heimlichen Lehrplans die Schüler beeinflussen sollten. Hierbei ging es weniger um eine offizielle Werbung, sondern mehr um die unbewusste Steuerung der jungen Generation.

Der Begriff heimlicher Lehrplan weist auf unausgesprochene Lernziele und ungewollte Lerneffekte in der Erziehung hin, die im offiziellen Lehrplan nicht erwähnt sind und diesem teilweise widersprechen.

Der Ausdruck „heimlicher Lehrplan“ wurde in den späten 1960er Jahren geprägt, wahrscheinlich durch Übernahme des englischen Ausdrucks „hidden curriculum“, der angeblich von Philip W. Jackson („Life In Classrooms“, 1968) eingeführt wurde. Die Wortwahl „heimlich“ ist wertend gemeint: die heimlichen Lernziele werden nicht offen kommuniziert, sondern unter- und unbewusst, durch einseitige Auswahl der Inhalte, durch Aufgreifen und Abbilden sozialer Strukturen in Lehrbüchern (Lebensentwürfe, Handlungsverteilung), Struktur der Erziehung sowie das Verhalten der Pädagogen, vermittelt.

In jüngerer Zeit wird verstärkt darauf hingewiesen, dass heimliche Lehrpläne Benachteiligungen zum Beispiel aufgrund des Geschlechts oder der Herkunft bewirken oder festigen können. So wird beim Bemühen um interkulturelle Erziehung darauf hingewiesen, dass eine eurozentristische Unterrichtsweise ausländische Schüler benachteiligt. Physik- wie auch Mathematik-Didaktiker bemühen sich, den heimlichen Lehrplan zu erkennen und zu verändern, der angeblich dazu führt, dass Mädchen innerhalb weniger Mittelstufenjahre ihr Interesse am Fach Physik verlieren. Eine mögliche Ursache wird in geschlechtlich unreflektiertem, männlich konnotiertem und dominiertem koedukativen Unterricht gesehen.

Schüler lernen nicht nur die Inhalte, die sie absichtlich lernen sollen, sondern sind auch Teil von Sozialisationsprozessen wie:

-nicht vom Lehrer gesteuerte Interaktionen in der Lerngruppe,
-Verhalten in der Peer Group,
-die Imitation von Vorbildern,
und ähnlichem.

Um im System Schule zu (über)leben, lernen Schüler Strategien und Taktiken,

-wie man Erfolg bei Mitschülern oder bei der Lehrkraft hat,
-wie man Unwissen verheimlicht,
-wie man unangenehme Arbeit vermeidet,
-wie man als Leerlauf empfundene Unterrichtszeit effektiv für Nebentätigkeiten nutzt;

und ähnliches.