Das logische Denken

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Moin,

wow, du hast Angst, dass die Frage dumm sein könnte?? Das ist sie nicht; es ist im Gegenteil eine überaus wichtige Frage. So wichtig, dass es einen eigenen philosophischen Bereich gibt, der sich ausschließlich mit der Logik befasst. Aber leider ist deine Frage gerade deshalb für mich nicht eindeutig gestellt. Was willst du wissen, ob man logisches Denken und Argumentieren allgemein trainieren und lernen kann, oder ob man logisches Denken fürs Schach braucht oder durch Schach trainieren bzw. erlernen kann...?! Alle diese Fragen für sich sind bereits abendfüllend. Trotzdem versuche ich mal, eine kurze Synopse zu geben:

Also: Logik ist ein Teilgebiet der Philosophie und wurde schon von Aristoteles eingehend untersucht. Von ihm stammen auch wichtige Erkenntnisse und Regeln. Wenn du dich damit beschäftigst, lernst du etwas über Aussagenlogik, die aristotelische Logik, über das elementare Prädikatenkalkül mit seinen Quantoren über Relationen und die Modallogik. Das bringt dir insofern viel fürs Leben, als du in die Lage versetzt wirst, falsches Argumentieren, falsche Schlussfolgerungen oder Tautologien aufzuspüren und zu entlarven. Es ist manchmal erstaunlich, wie viel Unsinn von Mitmenschen abgesondert wird, was sich aber sehr plausibel anhört. Ein Beispiel gefällig? Gut: 1. Prämisse: Wenn es regnet, wird die Straße nass. 2. Prämisse: Die Straße ist nass. Schlussfolgerung: Also hat es geregnet. Klingt plausibel, oder? Ist aber ein Trugschluss, weil Regen ja nicht die einzige Möglichkeit ist, dass die Straße nass werden kann. Logisch? - Logisch! Okay, das Beispiel war jetzt nicht sehr schwer, aber es ging ja nur darum zu zeigen, womit sich die Logik unter anderem so befasst. Und glaube mir, manche Behauptungen sind so verzwickt, dass man nicht sofort erkennt, ob ein Schluss korrekt oder nicht korrekt ist.

All das kann man lernen, trainieren und - anwenden! Das macht sogar manchmal Spaß und nützt dir mitunter auch im täglichen Leben, bei Diskussionen oder um Unwahres zu entlarven. Ob dir das jedoch für Strategiespiele wie Schach von nutzen ist, sei erst einmal dahingestellt.

Unzweifelhaft ist Schach ein Spiel, das wirklich faszinierend ist, weil es - obwohl es auf einem arg begrenzten Raum (gerade einmal 64 Felder), mit nur sechs verschiedenen Spielsteinen und ihren Zugrechten sowie einer überschaubaren Anzahl von Regeln - eine fast unbegrenzte Anzahl an Partien ermöglicht und - von Phantasie gespeist - unglaublich vielschichtige Möglichkeiten bietet. Und natürlich hat es auch etwas mit Logik zu tun. Jede taktische Kombination ist eine Zugfolge, die, wenn sie folgerichtig (= logisch) kalkuliert wurde,zu einem beabsichtigten Ziel führt. Brute-Force-Computer machen es uns vor: Da sie in Sekundenbruchteilen Millionen von Stellungen berechnen können, sind sie taktisch im Grunde von Menschen nicht mehr zu packen. Sie machen taktisch einfach kaum Fehler, viel weniger jedenfalls als 99,9999999% von uns armen Schachspielern. Aber man muss kein Superrechner sein. Taktik lässt sich trainieren. Infolgedessen kann man auch die ihr innewohnende Logik durchschauen und erlernen. Löse jeden Tag mehrere Kombinationen und vor Turnieren ein paar Zwei- bis Dreizüger. Du wirst sehen, das wird deine Spielstärke enorm verbessern.

Was das strategische Spiel angeht, auch hier gibt es eine bestimmte erlernbare Logik. Es gibt immer wiederkehrende Muster, bestimmte Konstellationen oder Stellungen, die nach einer ganz bestimmten Lösung oder einem Plan schreien. Ein Meisterspieler kennt sie alle. Ein Anfänger dagegen kaum eine. Und Fortgeschrittene dazwischen kennen ein paar dieser Muster und die dazugehörenden Pläne. Das Gute daran ist, auch das ist im Grunde erlernbar.

Du siehst, alles Logische ist erlernbar und trainierbar. Aber umgekehrt hast du auch gefragt, was Schach brächte. Nun, es hilft dir, auf spielerische Art das logische Denken zu trainieren und zu fördern. Aber es kann noch viel mehr. Es zwingt dich, immer wieder Entscheidungen zu fällen. Es bringt dir bei, mit Emotionen umzugehen, zu kalkulieren, Dinge nicht einseitig zu beurteilen, Vorsicht walten zu lassen, Unüberlegtes zunehmend seltener vorschnell auszuführen. Es bietet dir einen straffreien Raum, Aggressionen oder andere negative Gefühle abzubauen und verschafft dir umgekehrt die Chance, Glück, Zufriedenheit oder Freude zu empfinden. Und last but not least kannst du Phantasie und Intuition entwickeln oder schulen und deine Zeit mit einer kreativen und faszinierenden Tätigkeit verbringen.

Wie gesagt, ein abendfüllendes Thema... LG von der Waterkant.


MUSIKY 
Fragesteller
 30.05.2011, 18:28

Aaah danke für die lange, ausführliche Antwort :D Hat mir wirklich geholfen ^^. Ich geh dann mal Schach spielen ;D

0
DedeM  31.05.2011, 11:49
@MUSIKY

Gute Idee,

und danke für den Stern...

0

Man kann es schon trainieren, auch beim Schach. Logik ist selten in allen Bereichen ausgeprägt, manche denken mathematisch logisch, andere eher organisatorisch logisch und dann stellt sich noch die Frage "Was ist eigentlich logisch?" Für jeden etwas anderes, oder?

Der Ausdruck „logisches Denken“ ist für mich persönlich etwas unglücklich. Er sollte eher durch die Vokabel „folgerichtiges Denken“ ersetzt werden.

Beim Schach entwickelt man die Stellungen während der Eröffnung nach „bewährten“ Eröffnungssystemen und versucht nach einem Plan (Strategie) die Stellung unter Berücksichtigung der aktuellen taktischen Gegebenheiten auszubauen. Inweiweit dieses Denken logisch oder folgerichtig ist, müssten „studierte“ Fachleute klären. Aus meiner eigenen Schachpraxis behaupte ich mal, dass ich zwar hier und da Varianten „folgerichtig berechne“, doch insbesondere beim „Blitzschach“ hat man nur selten die Zeit, genau zu denken und entscheidet nach „Gefühl“ und „automatisch“.

Man kann das Gehirn fit halten oder trainieren. Schach z.B beugt Altsheimer vor!

schach dient zur unterhlatung und ich denke klar man muss veranlagt sein aber mit etwas übung zum beispiel durch bücher entwickelt man sich