Das Gedicht namens "Sô die bluomen" von Walther von der Vogelweide übersetzen?

3 Antworten

Was man hier z.B. schön sieht, sind Vokalverschiebungen wie etwa

î > ei (aber auch uo > u)

kurzwîle = Kurzweil(e) (Gegenteil von "Langeweile")

sîn = sein

lîp = Leib

wîp = Weib

Die althochdeutsche feminine Endung -iu sieht man noch in "edeliu" ("edle").

Manche Adjektive werden heute nicht mehr benutzt, wie "wonniglich" (siehe "Wonne" = Wohlgefühl) oder "minneglich" (siehe "Minne" = edle Liebe).

Alliterationen (Stabreime): das werte Weib ("daz werde wîp"). Aber auch "hovelîchen hôhgemuot," und "sternen stât" gehören dazu. Aber im Mittelhochdeutschen kannte man schon auch den Endreim.

"kapfen" ist noch interessant: gaffen (anschauen). Wahrscheinlich war das früher noch nicht negativ konnotiert (also sollte man "gaffen" in der Übersetzung vermeiden, auch wenn das derselbe Wortstamm ist).

Es war eine edle reine schöne Jungfrau...

Ein Adjektiv ist dem Substantiv nachgestellt, wie in den romanischen Sprachen. "Swa" ist die alte Form von war.

Sprich das einfach laut und langsam und mit der Melodie eines Gedichts und Du wirst merken: man kann das auch heute noch verstehen. Das ist Mittelhochdeutsch, nicht Italienisch oder Ungarisch :)

Zarina88Niony 
Fragesteller
 15.02.2018, 20:46

salüüü

und danköö

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derdorfbengel  15.02.2018, 20:47
@Zarina88Niony

Übrigens noch nebenbei: in früheren Jahrhunderten gab es keine Rechtschreibung. War auch nicht nötig, man konnte auch so verstehen, denn: die Leute lasen generell laut (!), so dass es jeder hören konnte. Man hat also Geschriebenes selbst für sich gesprochen und gehört.

Ist erst etwa 150 Jahre her, dass damit aufgehört wurde. Damit kam der Bedarf an Rechtschreibung und die Unfähigkeit der Menschen, Abwandlungen der Sprache zu verstehen.

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hutten52  15.02.2018, 20:53

Nein, nicht "Sie war". "Wo immer eine ..."

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Laut Gutenberg-Projekt (http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-gedichte-walthers-von-der-vogelweide-8888/8) wird wie folgt übersetzt:

Wo nur immer eine schöne keusche Edeldame in prächtigem Gewand und mit prächtigem Kopfschmuck zur Unterhaltung in Gesellschaft geht, in höfischer Heiterkeit, begleitet von Gefolge, zuweilen ein wenig um sich blickend, gleich wie die Sonne den Sternen gegenübertritt, – der Mai bringe uns seine ganze Wunderfülle: was ist darunter so Wonnevolles wie ihre liebliche Gestalt? Wir lassen die Blumen alle und starren auf die herrliche Frau.