Chronische Arthrose bei 20 jährigem Pferd?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Um Dir bezüglich einer solchen Entscheidung irgendwie Rat geben zu können, sind wir definitiv zu weit weg. Wir kennen den Fall ja nicht wirklich. Aber folgendes gebe ich zu bedenken:

Jede Arthrose ist chronisch. Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, also da ist definitiv etwas zerstört und das bildet sich nicht wieder. Je nach Grad kann das mehr oder weniger Probleme machen. Man kann oft das Fortschreiten der Arthrose bremsen oder gar stoppen, aber niemals umkehren.

Leider, leider, grade auch begünstigt durch die viele Stallhaltung, auch schon von jungen Pferden, den oftmals unnötigen Beschlag (siehe Bild: https://razerhorseblog.files.wordpress.com/2015/06/hoof-flex-comparison-graphics.jpg - zeigt ziemlich klar, warum man für Beschlag schon einen echten Grund haben muss und eben Verschleiß damit in Kauf nimmt, links Barhuf, rechts beschlagener Huf) und die dadurch extremen Belastungen, die da auftreten, durch die Ausbildung mit Hilfe von Ausbindern, ... haben fast alle Pferde mit 10 Jahren schon unnötigerweise Arthrosen. Nur viele sind eben beschwerdefrei und fallen daher nicht auf, man weiß es manchmal durch einen Zufallsbefund, weil man beispielsweise eine Verletzung röngt oder man weiß es gar nicht.

Wie gesagt, einige Pferde sind damit beschwerdefrei bis ins hohe Alter und die Beschwerdefreiheit kann durch geeignete Maßnahmen möglicherweise auch herbeigeführt werden.

Das fängt bei der Fütterung an - Hagebutten beispielsweise enthalten sogenannte Galaktolipide, die dem Organismus helfen, mehr Synovia (im Volksmund Gelenkschmiere) zu produzieren und bei manchen Arthrosefällen reicht das schon aus, um über die nasskalten Tage zu kommen und an trockenen haben sie eh kein Problem. Andere brauchen schon richtige Hämmer oder es ist per Fütterung eh nichts mehr zu verbessern, kommt auf das Gelenk an, das arthrotisch verändert ist und darauf, wie die Veränderungen aussehen, in welcher Richtung sie liegen, wie umfangreich sie sind und vieles mehr.

In Bewegung bleiben hilft nicht nur dem Opa, der kaum mehr aus dem Fernsehsessel kommt, sondern auch den Pferden. Denen noch viel mehr, weil sie im Gegensatz zum Menschen für längeren Aufenthalt auf einem Platz schon gar nicht eingerichtet sind.

Dann bei der allgemeinen Fütterung drauf achten, dass der Stoffwechsel gut läuft, denn dann können solche Futterzugaben auch anschlagen.

War die Bewegung wirklich unterbrochen, sollte man auch wirklich lange aufwärmen.

Enge Wendungen müssen Arthrosepatienten meiden, dazu gehört auch Boxenhaltung, weil da geht's nunmal eng rum. Am besten ist den ganzen Tag geradeaus gehen, aber das geht halt in unserer Zivilisation nicht, da kommt irgendwann ein Zaun. Ein Arthrosepatient benötigt immer einen geschulten Blick auf sein Befinden und darauf abgestimmtes Training. Stehen lassen verbessert sein Befinden selten, das falsche Training jedoch auch nicht. Weiche Böden mag auch der Arthrosepatient nicht. Viele reiten nur noch in tiefen Böden, weil sie Angst vor den Schlagen harter Böden auf das Gelenk haben, doch muss man bedenken, dass der Bewegungsapparat der Pferde auf überwiegend ziemlich feste Böden ausgelegt ist. Oft ist die gesunde Mischung der Schlüssel zum Erfolg.

Dann müssen auch Bewegungsanreize da sein. Offenställe, die Futter, Wasser und Schlaf- und Spielflächen auf einem Fleck haben, reizen nicht zum umherwandern. Grade jemandem, der nicht mehr so fit ist, fallen die ersten Schritte schwer. Hat er keinen Grund, sie zu machen, meidet er sie. Mensch wie Tier. Und beim Tier an die Vernunft appellieren ist halt auch so eine Sache.

Helfen alle vorgenannten Maßnahmen nicht, gibt es auch arthroskopische Behandlungen - da muss man sich halt auf Erfahrungswerte verlassen, ob die helfen oder nicht oder es kann auch mal Hyaluronsäure ins Gelenk gespritzt werden durch den Tierarzt. Dies würde ich allerdings wirklich erst in Erwägung ziehen, wenn wirklich klar ist, das Pferd hat top Barhufe, es hat einen guten Untergrund, lebt in bewegungsreicher Haltung, Nahrungsergänzung ist optimiert und dennoch sind noch Beschwerden da.

Der allerletzte Weg wurde von Dir ja auch schon angesprochen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Das ist hart...

aber das solltest du mit dem Tierarzt besprechen. Wenn er nicht abrät, wird es wohl an der Zeit sein für den Gang über die Regenbogenbrücke.

Ich wünsche Dir eine richtige Entscheidung und für den traurigen Fall viel Kraft.

Ich würde sie einschläfern lassen. Wenn man ehrlich zu sich selber ist weiss man eh das man nicht mehr helfen kann. Du hast alles probiert. Und starke Arthroseschmerzen sind sehr schlimm. Ich kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen. Ich würd sie gehen lassen. Dabei wünsch ich von Herzen viel Kraft!

Das tut mir leid für euch...

Als ich vor vielen Jahren mein erstes Pferd gekauft habe - eine kleine, quirlige Trakehner-Polenstute - ging sie da 5jährig schon L-Springen. Es war Liebe auf den ersten Blick...;)

Als sie bei mir war, war Schluss mit dem Springen - wir sind nur gemütlich ins Gelände gegangen und das nicht täglich. Nach einigen Jahren begann sie zu lahmen: Infolge des frühen Springsports hatte sie vorne beidseitig Hufrollenerkrankung aufgewiesen.

Ich ließ also wie von der Klinik und dem Haustierarzt empfohlen den Nervenschnitt durchführen, die Neurektomie...

Nun bedeutet dies ja keine Heilung, sondern schaltet nur eine Zeitlang den Schmerz aus - der Verschleiss geht ja weiter.

Ich hab sie halt komplett geschont und ihr nur Weidegang gegeben - sie ist dann 27 Jahre alt geworden. Im Alter hat sie auch Arthrose bekommen, die wir mit Zusatzfutter wie Teufelskralle, Globulis und Absorbine Liniment gut in den Griff bekommen haben. Grünlippmuschelkalk soll auch gut wirken - hör ich immer wieder...

Was sollst du tun...?

Frag deine Stute - wenn du sie gut kennst, wovon ich ausgehe, wird sie dir auf ihre Weise zeigen und mitteilen, wann sie nicht mehr kann und möchte...

Durch das unsichtbare Band, das uns Menschen mit den Tieren verbindet, wirst du den Zeitpunkt erkennen, der der richtige sein wird.

Ein Rat: Wenn du offen bist für nicht alltägliche Wege, geh mal auf die Seite von Yvonne Schinowski - Tierkommunikation (lautlos.com)...

Ich wünsch dir und deinem Pferd das Beste - und dir die richtige Entscheidung zur rechten Zeit. Auch, wenn sie hart sein mag.

Noch ein Buchtipp, wenn es soweit sein wird - denn sie gehen nicht wirklich fort von uns:

"Auch die Tiere haben Seelen - über die Unsterblichkeit unserer Haustiere" von Monica DÀmbrosio und Stefano Apuzzo

Gesegnete Weihnachten für dich und deinen vierbeinigen Freund

Das ist wirklich eine schwere Entscheidung. Ich würde einen Tierarzt der eventuell auch auf solche Krankheiten spezialisiert ist um einen ehrlichen Rat bitten. Wenn das Pferd mit entsprechendem Futtermittel vom TA noch läuft und seine Freude hat, dann kann man es mit schonendem reiten noch probieren. Wenn das Pferd aber so schlecht läuft und quasi ohne Schmerzen nicht mal mehr auf der Koppel laufen kann dann sollte man es erlösen. Dein TA kann den Schmerz ja in etwa einschätzen, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist und ob da überhaupt noch was zu machen ist oder eben lieber einschläfern.

Meiner kämpft auch mit der Arthrose und hab immer Angst vor Schüben bei dem nasskalten Wetter, aber wenn er nur noch mit Schmerzen laufen kann muss ich ihn erlösen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft bei der Entscheidung