Chihuahuas schwierig?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also ich hatte mein Leben lang mittelgrosse bis grosse Hunde. 2015 bekam ich durch Zufall meinen ersten Langhaar-Chi. Und 2017 kam der zweite Chi dazu.

Meine Erfahrung ist - man muss sich umstellen. Definitiv. So ein kleiner Hund hat andere Anforderungen an den Halter als ein grosser. Nicht in allein Bereichen, aber in vielen Bereichen muss man sich einfach klarmachen dass die Zwerge eine etwas andere "Erziehung" benötigen.

Sie sind zwar Hunde wie alle anderen auch - in vielen Bereichen. Aber sie sind halt sehr klein. Und dadurch ist für sie zwangsläufig alles andere sehr gross... und vieles beängstigend.

Man muss sie mit sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl an vieles heranführen und man muss vor allen Dingen seinen Drang unterdrücken die kleinen Kerlchen ständig "vor Gefahren" zu retten und sie immer und überall auf den Arm zu nehmen. So lernen sie nie eine Strategie zu entwickeln mit gewissen Situationen klarzukommen.

Aber man muss sie natürlich auch viel mehr schützen als einen grossen Hund. Ein Chihuahua in einer Menschenmenge - das geht fast gar nicht - einfach weil der Hund übersehen wird und getreten wird. Selbst wenn dir beim Gassigehen nur ein Mensch entgegenkommt der eine Einkaufstüte trägt - musst Du aufpassen dass der Hund nicht die Tüte an den Kopf geknallt bekommt ...

Man muss also sehr viel mehr daran arbeiten, dem Hund ein wirkliches Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Du musst sehr aufmerksam sein und merken wann es ihm zuviel wird und ihn sofort aus der Situation rausholen - aber eben nicht mit "auf den Arm reissen". Es lauern auch überall "Gefahren" für einen Chi - an die denkt man mit einem grossen Hund gar nicht (z.B. automatisch schliessende Türen - der Hund ist unterhalb der Lichtschranke, Gullideckel, Gitter etc wo der Hund mit den winzigen Pfötchen durchfällt usw usw).

Die meisten Chihuahua's kläffen aus Angst. Weil sie sich auf ihre Halter nicht verlassen können. Das ist dann so nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Und sie geben dann immer gleich alles. Das sieht dann so aus als wären sie höchstaggressiv und sie können so laut kreischen - da kriegt man einen Tinnitus....

Wenn man aber ihre Motivation versteht und ihnen von klein auf beibringt dass sie das nicht tun müssen - dann sind das auch keine unkontrollierbaren Kläffer. Sie sind wachsam - sie melden alles. Aber das kann man auch in den Griff bekommen wenn man es richtig anstellt.

Also das wichtigste im Umgang mit so einem Kleinhund ist wirklich - behandel ihn wie einen Hund, aber achte auf alles und erkenne Gefahren für den Hund früher als er. Und wehre diese Gefahren ab. Lass keine Leute - besonders Kinder die laut kreischend (Oh wie süss...) an den Hund ranstürmen. Lass nicht zu dass fremde Menschen den Hund von oben anpacken. Lass keine fremden grossen Hunde einfach auf Deinen Zwerg losstürmen. Achte darauf dass der Hund nie bedrängt wird - von was auch immer.

Und wenn Du etwas von dem Hund willst und er nicht gleicht macht was Du willst - zwing ihn nicht. Nur weil sie so klein und wehrlos sind, werden Chi's oft derartig von ihren eigenen Besitzern "vergewaltigt". Wenn sich ein Rottweiler das Geschirr nicht anziehen lässt - dann muss man sich was einfallen lassen. Mit Zwang wird das nix. Aber so ein Zwerg ist schnell mal einfach gepackt und festgehalten usw.

Auch die Signale und Körpersprache von den Chi's wird oft nicht beachtet. Man sieht es kaum wenn ein Chi mal die Lefzen hochzieht. Er ist ja soweit unten... Wenn er knurrt finden die Leute das noch niedlich. Und die Hunde lernen schnell dass sie sehr viel deutlicher werden müssen damit Menschen sie überhaupt ernst nehmen. Das sind dann die Chi's die wie Haifische sofort zubeissen wenn ihnen irgendwas nicht passt.

Ein Chihuahua ist ein toller kleiner Hund (also ich rede jetzt von denen mit normaler Grösse um die 3 Kilo). Aber es ist eine Herausforderung aus ihnen auch souveräne und gelassene, menschenfreundliche Hunde zu machen.

fishfan90 
Fragesteller
 11.06.2021, 16:07

Vielen Dank für die Antwort. Keine Sorge, ich werde den Hund schon zu nix zwingen. Ich trainiere mit positiver Verstärkung. Diese Antwort hilft mir schon mal sehr. :)

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Charakterlich gibt es große Unterschiede - der Chi von Bekannten bringt seinen Besitzern auf Kommando die Hausschuhe und lernt allgemein schnell und gerne, durch meine Hündin wurde meine Liebe zu selbstständigen Hunden ohne nennenswerten Will-to-please geweckt. Unser Rüde war ein Mittelding, hatte aber auch nicht wirklich Spaß am Tricks lernen. Selbst die Hundetrainerin hat damals aufgegeben meiner Kleinen das Kommando "Sitz" beizubringen. Es war nicht so, dass wir nicht geübt haben oder die Hündin nicht verstanden hat, was wir von ihr wollten (sie war einer der klügste Hunde, die ich bisher kennengelernt habe), sie sah nur keinen Sinn darin, sich in den Dreck zu setzen. Es gab nur wenige Kommandos, die wirklich saßen (Abbruch, Freigabe, Rückruf, Tauschen, Halt), die anderen kannte sie zwar, aber es waren eher Bitten als Befehle. Bei ihr musste ich mitunter kreativ werden, auch, weil sie gerne ihre Grenzen ausgetestet hat.

Chihuahuas müssen, wie großeHunde auch, liebevoll konsequent erzogen werden. Man sollte sich immer fragen, ob man ein Verhalten auch bei einem 30, 40kg Hund gut finden/tolerieren würde. Auch Warnzeichen müssen bei kleinen Hunden ernst genommen werden. Die sind weder niedlich, noch lustig! Wie William1307 schon schrieb, muss man es schaffen dem Hund Sicherheit zu vermitteln und ihn zu schützen. Schafft man das nicht, bekommt man einen gestressten "aggressiven Kläffer".

fishfan90 
Fragesteller
 11.06.2021, 18:21

Danke für die Antwort. Ich würde dem kleinen schon nix durchgehen lassen, was ich bei anderen Hunden auch nicht tolerieren würde. Hunde trainiere ich grundsätzlich positiv, da gäbe es auch keine Probleme.

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Meine Kindheitsfreundin hat sich vor paar Monaten einen Chihuahua angeschafft. Sie bellt gar nicht,also wirklich überhaupt nicht.

Aber sie ist wirklich sehr stur und wenn sie keinen Bock auf gehen hat,setzt sie sich auch Mal auf dem Boden und wartet. Natürlich es ist ein Welpe usw und somit auch normal vor allem zu Beginn.

Aber der Sturkopf ist glaub ich auch ein Charaktermerkmal der Chihuahuas.

Es kommt letztendlich immer auf die Beziehung zwischen Halter und Tier an. Ich würde es weniger an der Rasse ausmachen.

Praktisch ist es natürlich dass sie klein ist und überall einfach mitkann und auch Wohnung gehalten werden kann,wobei auch hier Spaziergänge Pflicht sind .

LG

Ami

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
fishfan90 
Fragesteller
 11.06.2021, 16:18

Hunde sind nicht stur. Man muss herausfinden, warum sie nicht hören wollen. Vielleicht können sie auch in dem Moment nicht, weil sie abgelenkt sind o.Ä. Aber das nur am Rande. Das man mit einem Chi auch gassi gehen muss, sollte selbstverständlich sein. Ist es auch für mich.

Danke für die Antwort

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Maya707  12.06.2021, 07:08
@fishfan90

Wenn du alles so genau weißt, warum stellst du dann die Frage?

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fishfan90 
Fragesteller
 12.06.2021, 13:17
@Maya707

Tu ich gar nicht. Zumindest nicht über Chis. Ein wenig Erfahrung hab ich durch Urlaubsbetreuung zweier Chis, die aber eigentlich beide katastrophal sind. Aber das liegt sicherlich am Wurfgeschwister-Syndrom.

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Maya707  12.06.2021, 13:26
@fishfan90

Was meinst du mit katastrophal? Aus Interesse. Hab paar Erfahrungen mit Chis.

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Finde nicht daß sie schwieriger sind wie zb Husky oder andere Größe Hunde.. der untecheid liegt allerdings oft darin daß man bei so kleinen Hunde die Erziehung oft auf die leichte Schulter genommen wird.. zieht ein 3 kg Hund an der Leine stört das kaum.. zieht ein 80kg Hund an der Leine hat man einproblem. ( Das ist nicht so einfach.. wenn man immer das Gefühl hat das der Hund so klein und zerbrechlich ist, ist das ne normale menschlie Sache)

Also wenn du bei der Erziehung von Chihuahua genauso vorgehst wie bei einen Schäferhund dann wirst du auch keine Schwierigkeiten haben.

So im Grunde 😉

fishfan90 
Fragesteller
 11.06.2021, 16:19

Danke

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Wenn man einen Chihuahua erzieht dann bellt er nicht. Wenn man ihn nicht ernst nimmt und nicht erzieht dann schon:) Etscheidest du

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Besitze einen Kleinpudel